Stella Assange (vormals Moris), die Ehefrau und Anwältin von Julian Assange, hatte gestern eine Audienz bei Papst Franziskus im Vatikan. Der Wikilekas-Gründer wurde an diesem Tag 52 Jahre alt. Die Nachricht kam von der vatikanischen Presse und von Stella Assange selbst. Sie teilte über Twitter mit, dass sie «überwältigt» sei von der Audienz, die der Papst ihr und ihren Söhnen Gabriel und Max, sechs und vier Jahre alt, gewährte.
Die Mainstream-Medien haben die Nachricht mehrheitlich ignoriert, stellt Byoblu fest. Das sei ungewöhnlich. Normalerweise schenke insbesondere die italienische Presse den Persönlichkeiten, die vom Papst empfangen werden, grosse Aufmerksamkeit. Dies war zum Beispiel auch beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski im Vatikan der Fall.
Für Julian Assange könnte die Aufmerksamkeit des Papstes eine gewisse Bedeutung haben. In den Vereinigten Staaten droht ihm eine Haftstrafe von 175 Jahren. Die Audienz fand nur drei Wochen nach der Ablehnung von Assanges Berufung seitens des Londoner High Court statt.
Kristinn Hrafnsson, Direktorin von Wikileaks, befürchtet nun, dass die britische Justiz vor der angekündigten Einschaltung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte tätig werden könnte. Eine Einschaltung, die Byoblu zufolge jedoch jenseits des Ärmelkanals keine Legitimität haben dürfte.
Jorge Mario Bergoglio, ein Freund des argentinischen Friedensnobelpreisträgers Pérez Esquivel, einem der ersten Fürsprecher von Assanges Kampf, hatte bereits 2021 Interesse an dem Fall gezeigt. Der Papst hatte Assange sogar einen persönlichen Brief zur Ermutigung geschrieben, dessen Wortlaut nicht bekannt ist. Stella Assange hatte damals auf Twitter über «eine freundliche und persönliche Botschaft von Papst Franziskus» berichtet. Dabei drückte sie «den vielen Katholiken und anderen Christen», die für Assanges Freiheit kämpften, ihre Dankbarkeit aus.
Am gestrigen Geburtstag von Julian Assange gab es Kundgebungen in Rom, Neapel und Reggio Emilia. Das Komitee für die Befreiung von Julian Assange übergab der Präfektur von Mailand mehr als tausend Unterschriften. Diese wurden im Laufe des letzten Jahres gesammelt, um die italienischen Politiker für den Fall zu sensibilisieren. Stella Assange teilte mit:
«Ich habe grosses Vertrauen, dass sich die Situation ändern wird. Und es gibt viele Menschen auf der ganzen Welt, (...) die versuchen, Gerechtigkeit und Freiheit für meinen Mann zu erreichen.»
Byoblu ist der Meinung, dass die anhaltende Unterstützung für Assanges Kampf das bestmögliche Geschenk sei, das auch die Sicherheitsmauern des Gefängnisses überwinden könne. Und die des Schweigens.
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