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Die US-Regierung wird die bundesdeutschen Goldreserven, die zu 37 Prozent in den USA lagern, nicht herausgeben. Das hat der Politologe Alexander Rahr gegenüber der russischen Zeitung Wszgljad am Freitag erklärt. Er sagte demnach:
«Deutschland hat nach den Vereinigten Staaten die zweitgrößten Goldreserven der Welt – fast 3,4 Tausend Tonnen oder 270 Tausend Barren von je 12,5 kg. Ihr Wert hat jetzt ein Rekordhoch erreicht. Wir sprechen von etwa 280 Milliarden Euro.»
Laut Rahr lagern die bundesdeutschen Goldreserven in den USA, damit sie im Falle einer Krise – Krieg, Naturkatastrophe oder wirtschaftliche Turbulenzen – gegen Dollar getauscht werden könnten. Unter den gegenwärtigen Bedingungen erscheine ein solcher Plan jedoch riskant.
Das liege an den sich rapide verschlechternden Beziehungen zwischen Deutschland und den USA. Die deutsche Politik beschuldige die Trump-Administration der Allianz mit Moskau und bereite sich gleichzeitig auf einen Konflikt mit Russland vor.
Rahr rechnet damit, dass sich angesichts dessen Washington weigern wird, die deutschen Goldreserven auf Druck Berlins zurückzugeben.
«Allerdings wird Friedrich Merz eine solche Forderung wohl kaum stellen. Die Deutsche Bundesbank sieht die Vereinigten Staaten weiterhin als zuverlässigen Halter an. Allerdings gibt es noch Fragen dazu.»
Die Goldbarren der Bundesbank würden bei der US Federal Reserve Bank in New York aufbewahrt. Die deutschen Behörden würden abgewiesen, wenn sie mit Washington über die Überprüfung der Goldreserven sprechen wollten, so Rahr.
Zugleich machte er gegenüber der russischen Zeitung darauf aufmerksam, dass auch in den USA selbst eine «seltsame Debatte über die Sicherheit der staatlichen Goldreserven» geführt werde.
«Donald Trump und Elon Musk haben öffentlich in Frage gestellt, ob die US-Goldreserven noch dort sind, wo sie sein sollten: in Fort Knox. Man hat den Eindruck, dass die US-Regierung derzeit nicht einmal über eigene Goldreserven verfügt.»
In Deutschland gibt es nach der Amtsübernahme durch Donald Trump in den USA Forderungen, das eigene Gold zurückzuholen. Das verlangte unter anderem Michael Jaeger, Vizepräsident des Europäischen Steuerzahlerbundes, gegenüber der Bild-Zeitung. Er sagte demnach:
«Wenn selbst Trump das Gold der USA in Fort Knox in Augenschein nehmen will, um sicherzugehen, dann müsste das auch die Mindestanforderung der neuen Bundesregierung für das deutsche Gold in den USA sein.»
Das Blatt zitiert CDU-Politiker, die seit Längerem fordern, das deutsche Gold im Ausland zu kontrollieren und zurückzuholen. Ein Sprecher der zuständigen Bundesbank habe dagegen eine Aussage von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel (58) vom Februar dieses Jahres bekräftigt:
«Wir haben (…) überhaupt keinen Zweifel daran, dass wir mit der Fed New York einen vertrauenswürdigen, verlässlichen Partner bei der Aufbewahrung unserer Goldbestände haben.»
2012 hatte der Bundesrechnungshof bereits gefordert, die deutschen Goldbestände im Ausland zu kontrollieren. Die im Ausland gelagerten Goldreserven seien «noch nie von der Bundesbank selbst oder durch andere unabhängige Prüfer körperlich aufgenommen und auf Echtheit und Gewicht geprüft worden».
Die Bundesbank verlasse sich lediglich auf schriftliche Bestätigungen der Verwahrstellen, schrieb damals das Handelsblatt dazu. In ihrer Stellungnahme zu dem Bericht habe die Bundesbank angegeben, dass sie eine Stichprobeninventur nicht für notwendig halte, was außerdem rechtlich nicht notwendig und bei den ausländischen Lagerstellen auch nicht möglich sei.
2016 hatte die Bundesbank Gold aus den USA zurückgeholt, den Angaben nach etwa 300 Tonnen. Das sei schrittweise seit 2023 erfolgt, wobei auch 283 Tonnen aus Paris nach Frankfurt/Main zurückverlagert worden seien.
Dem entsprechenden Konzept nach sollte ab 2020 eine Hälfte der deutschen Goldreserven in Deutschland lagern. Die andere Hälfte verbleibt demnach bei den Partnernotenbanken Federal Reserve Bank in New York (37 Prozent) und bei der Bank of England in London (13 Prozent).
Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass der damalige französische Präsident Charles de Gaulle 1965 damit begann, die Goldreserven seines Landes abzuziehen und mit Schiffen nach Frankreich zurückzubringen. Er vertraute den USA nicht. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre gingen auch Westdeutschland, die Schweiz und andere Länder dazu über, ihre Dollarreserven in Gold umzuwandeln. Das alles hat unter anderem dazu beigetragen, dass der damalige US-Präsident Richard Nixon 1971 die Aufhebung der Konvertierbarkeit des Dollars in Gold verkündete, womit das seit 1949 geltende Bretton-Woods-System beendet und ein sogenanntes Fiat-Währungssystem eingeführt wurde.
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