Der Klimawandel koste in Europa Leben, verschärfe gesundheitliche Ungleichheiten und fördere die Ausbreitung von krankheitsübertragenden Zecken und Parasiten. Das ist die Schlussfolgerung eines umfassenden Berichtes, der gestern in Lancet Public Health veröffentlicht wurde. Der Bericht analysierte hunderte Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels und den Reaktionen darauf in Europa und fordert drastische Gegenmaßnahmen. Was ist davon zu halten?
In dem Bericht wird geschätzt, dass die hitzebedingte Sterblichkeit in Europa in der Zeitperiode von 2013 bis 2022 im Vergleich zur Zeitspanne von 2003 bis 2012 im Durchschnitt um 17 Todesfälle pro 100.000 Menschen gestiegen ist. Frauen sind dabei stärker betroffen als Männer, was auf Unterschiede in der Wärmeregulierung und höhere Körpertemperaturen nach dem Eisprung zurückgeführt wird.
Warme Temperaturen begünstigen die Ausbreitung von Parasiten wie Leishmania infantum, der durch Sandfliegen übertragen wird und zu Hautgeschwüren oder in schweren Fällen zu Fieber und Organvergrößerung führen kann. Ebenso begünstigen sie die Verbreitung von Zecken, die Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis überträgt.
Der Bericht unterstreicht am Schluss die Notwendigkeit drastischer Maßnahmen europäischer Länder, um die Bevölkerung vor den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Insbesondere sei ein umfassender Ansatz erforderlich, der alle gesundheitlichen Belastungen durch den Klimawandel berücksichtigt.
Soweit der Bericht. Wenn man die Grafiken näher betrachtet, zeigt sich, dass gerade seit 2020 die Forschung zu Themen an der Schnittstelle zwischen Klimawandel und Gesundheit in Europa nicht stetig zugenommen hat, sondern dass ein sprunghafter Anstieg seit 2020 zu verzeichnen ist. In den «Coronajahren» war man offenbar besonders fleißig am Thema dran.
In der Tat fällt auf, dass seit einiger Zeit dem Klimawandel sehr viel zugeschrieben wird. Waldbrände werden zum Beispiel immer öfter darauf zurückgeführt, ohne dass tiefere Ursachenforschung betrieben wird. Denn es ist klar, dass hohe Temperaturen weder eine hinreichende noch eine notwendige Bedingung für einen Brand sind – Trockenheit und Wind eher (wir haben hier, hier, hier, hier und hier darüber berichtet).
In Griechenland sind im Juni ungewöhnlich viele ausländische Touristen vermisst gemeldet worden. Bisher wurden neun Gäste als vermisst gemeldet, wobei vier von ihnen, darunter ein belgischer Tourist auf Kreta, ein niederländischer Tourist auf Samos, ein britischer Tourist auf Symi und ein US-amerikanischer Tourist auf der Ionischen Insel Mathraki, tot aufgefunden wurden. Ein gemeinsamer Faktor scheint die Missachtung der extrem hohen Temperaturen zu sein.
Besonders der Tod des bekannten britischen BBC-Journalisten Michael Mosley auf der Insel Symi sorgte Mitte Juni international für Schlagzeilen. Bei über 40 Grad Celsius hielt sich Mosley trotz der Hitze bei einer Wanderung längere Zeit in der Sonne auf. Vier Tage nach seiner Suche wurde er tot in der Nähe eines belebten Strandes gefunden. Ein Video zeigt, wie Mosley in der sengenden Hitze zusammenbricht.
Neben Mosley gibt es weitere tragische Vorfälle. Ein 74-jähriger Niederländer wurde nach fünf Tagen Suche auf Samos tot aufgefunden. Ebenso wurde ein 55-jähriger Amerikaner auf der Kleininsel Mathraki an Land gespült, nachdem er offenbar mehrere Tage im Meer getrieben war. Fünf weitere Personen werden noch vermisst, darunter ein amerikanischer Tourist auf Amorgos, zwei französische Touristinnen auf Sikinos und ein israelisches Paar in der Region Vytina auf der Peloponnes.
Die griechische Polizei und das Ministerium für Klimakrise und Zivilschutz haben Verhaltensregeln herausgegeben, die insbesondere bei Hitze beachtet werden sollten. Dazu gehört der Aufenthalt in schattigen Räumen und das Vermeiden von Wanderungen oder sportlichen Aktivitäten in der prallen Sonne. Viele Touristen scheinen diese Warnungen zu ignorieren.
Die Klimakrise wird in den griechischen Medien nebst dem fahrlässigen Verhalten der Touristen als Hauptursache hervorgehoben. Dieses Jahr kam die erste Hitzewelle bereits im Juni in Griechenland an, was ungewöhnlich ist. Die Kombination von Hitze und Missachtung der elementarsten Vorsichtsmassnahmen durch Touristen haben sicherlich zur besorgniserregenden Anzahl von Vermisstenfällen beigetragen.
Allerdings wird eine mögliche Ursache und ein möglicher Faktor im öffentlichen Diskurs nicht thematisiert, in den Kommentarsektionen der griechischen Medien wird er allerdings angeregt diskutiert: die Frage nach dem Impfstatus der Betroffenen.
In Griechenland gab es nämlich immer Hitzewellen. Und es gab auch immer Touristen, die sich in der Hitze unvorsichtig benahmen. Aber eine derartige Häufung von Todesfällen? Das gab es in der Vergangenheit auch in weit länger andauernden Hitzeperioden nicht. Verdächtig ist auch, dass die Regierung, wie in den letzten Jahren bei den Waldbränden ohne nähere Untersuchung glaubt, die Ursache für die vielen Todesfälle gefunden zu haben: der Klimawandel.
Wenn man die elementarsten Vorsichtsmaßnahmen einhält, dann spricht auch weiterhin nichts gegen unbeschwerte Sommerferien ein Europas Süden.
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