Der im März verhängte Lockdown fordert Menschenleben, weil viele an Krebs erkrankte erst Monate später erstmals eine Krebsdiagnose oder die adäquate Therapie erhielten. Das berichten Mediziner aus mehreren Ländern übereinstimmend, wie das Fachportal Medscape schreibt.
«Wir sahen die Verzweiflung von Krebspatienten, die niemanden mehr am Telefon erreichen konnten. Ihr Arztbesuch wurde in der Regel abgesagt. Ihre Strahlentherapie wurde verschoben oder modifiziert, die Chemotherapie verlegt», berichte beispielsweise Dr. Axel Kahn, Vorsitzender der Ligue Nationale Contre le Cancer (Nationale Liga gegen Krebs) in Frankreich.
Ähnlich sehen es spanische Ärzte. So zitiert Medscape Dr. Benjamín Domingo Arrué von der Abteilung für medizinische Onkologie des Hospital Universitari i Politècnic La Fe in Valencia, Spanien, mit den Worten:
«Ich glaube, dass die von uns übermittelte Botschaft ‹Bleib zu Hause› von den Patienten, die viel früher in die Notaufnahme hätten kommen sollen und die deshalb mit einem viel schlechteren Allgemeinzustand eingeliefert wurden, zu rigoros befolgt wurde.»
Für Deutschland fällt das Fazit ebenfalls deutlich aus.
«Wir haben während der ersten Welle weniger Patienten mit Krebs behandelt», berichtet Prof. Dr. Dirk Arnold, Ärztlicher Direktor des Asklepios Tumorzentrums Hamburg, gegenüber Medscape Deutschland.
Kommentar der Redaktion: Die Probleme könnten sich heute wiederholen, denn trotz der besseren Vorbereitung in den Tumorzentren gelten die politisch durchgesetzten Isolationsregeln auch für medizinisches Fachpersonal: Sobald sich jemand aus der Belegschaft mit SARS-CoV-2 infiziert, droht den Kolleginnen und Kollegen die Quarantäne — wodurch das Personal sehr schnell ausgedünnt werden könnte.