Normalerweise schreiben wir über aktuelle Studien und Trends. Heute soll eine Studie im Vordergrund stehen, die Ende Februar 2020 in der renommierten wissenschaftlichen Medizinpublikation The Lancet veröffentlicht wurde.
Rückblende: Im Januar 2020 grassierte zunächst in China das angeblich neuartige Coronavirus SARS-CoV-2. Noch im Januar wurde ein erster «Fall» in Deutschland gemeldet, im Februar in vielen europäischen Ländern. Im März war «Covid-19» – die Krankheit, welche das Virus auslösen soll – Thema Nummer eins. Ebenfalls im März 2020 folgten in Europa scharfe, nichtpharmazeutische Massnahmen wie Schließungen, Quarantänen und Ausgangssperren.
Die Studie, die ausgerechnet im Februar 2020 veröffentlicht wurde, warnt vor den psychologischen Folgen und fordert, dass
«die Behörden die Dauer der Quarantäne auf das erforderliche Minimum beschränken, eine klare Begründung und Informationen zu den Protokollen bereitstellen und eine ausreichende Versorgung sicherstellen. (…) Die Entscheidungen zur Anwendung von Quarantänemaßnahmen sollten auf der bestmöglichen Evidenz basieren.»
Der Begriff Quarantäne wurde erstmals 1127 in Venedig, Italien, im Zusammenhang mit Lepra verwendet und fand breite Anwendung während verschiedener Pestepidemien, dem «Schwarzen Tod».
Jüngere Präzedenzfälle für solche Maßnahmen sind SARS 2003: In China und Kanada wurden stadtweite Quarantänen verhängt. Während des Ebola-Ausbruchs 2014 wurden in vielen westafrikanischen Ländern ganze Dörfer unter Quarantäne gestellt.
Die Studienautoren haben nun unter Verwendung von drei elektronischen Datenbanken eine Überprüfung der psychologischen Auswirkungen von Quarantäne durchgeführt. Von 3166 gefundenen Artikeln wurden 24 in diese Überprüfung einbezogen. Die meisten überprüften Studien berichteten über negative psychologische Effekte, darunter posttraumatische Belastungssymptome, Verwirrung und Wut.
Stressfaktoren umfassten längere Quarantänedauer, Angst vor Infektionen, Frustration, Langeweile, unzureichende Versorgung, unzureichende Informationen, finanziellen Verlust und Stigmatisierung. Einige Forscher vermuteten schon damals langanhaltende Auswirkungen.
Einige Wochen später waren die Ergebnisse dieser Studie, die noch immer auf der Webseite von The Lancet aufgerufen werden können, vergessen und die Regierungen – gerade in Europa, Asien und Nordamerika – überboten sich mit Quarantänen und Lockdowns.
Diese Maßnahmen waren allzu oft nicht evidenzbasiert. Die Folgen tragen wir bis heute.
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