Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Jedes Jahr erkranken etwa 70.000 Frauen in Deutschland neu an Brustkrebs und es sterben jedes Jahr fast 20.000 Frauen daran. Eine von acht Frauen erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs. Seit den 1980er Jahren hat sich die Zahl der Fälle verdoppelt – das wäre einen eigenen Artikel wert. Es ist also eine Erkrankung, die man ernst nehmen sollte.
Die Standardbehandlung umfasst Operation, Bestrahlung, Chemotherapie, Antihormontherapie und zunehmend Immuntherapie. Hier soll es um die oft empfohlene Antihormontherapie (kurz: Hormontherapie) gehen, beziehungsweise um eine mögliche Alternative. Hintergrund: Der Tumor in der Brust braucht für sein Wachstum weibliche Hormone – die Östrogene.
Deshalb kam man früh auf den Gedanken, mittels Medikamenten die Östrogene im Körper zu senken, um so einer Tumorbildung vorzubeugen – oder das Wachstum beziehungsweise das Neuauftreten eines Tumors in der Brust zu behindern. Solche Stoffe hat man auch gefunden. Zuerst Tamoxifen, dann die sogenannten Aromatasehemmer wie zum Beispiel Letrozol. Damit wird das Östrogen um bis zu 95 Prozent verringert. Es gibt klinische Studien, in denen die Verhinderung weiterer Brusttumore durch eine Hormonbehandlung bestätigt wurde.
Das Problem: Es gibt heftige Nebenwirkungen. Und die Mittel sollen normalerweise mindestens fünf Jahre lang genommen werden. Aber halt: Frauen produzieren nach der Menopause gar keine Östrogene mehr! Das ist aber das Alter, in dem die meisten Brustkrebserkrankungen auftreten. Wie kann das sein? Es gibt nach der Menopause zwei Quellen für Östrogene: Erstens kann der Tumor selbst das Östrogen produzieren, welches er für sein eigenes Wachstum braucht. Zweitens können körpereigene Fettzellen Östrogene produzieren. Übergewicht wurde als «Risikofaktor Nr. 1 für Brustkrebs» bezeichnet.
Gibt es eine Alternative für die nebenwirkungsreichen Hormonpräparate der Pharmaindustrie? Kurzantwort: Ja. Schauen wir uns Soja und die in der Bohne enthaltenen Isoflavone an. Dies sind vor allem Genistein und Daidzein. Folgende Produkte enthalten zum Beispiel Soja: Tofu, Edamame, Tempeh, Sojamilch.
Die Isoflavone im Soja haben Gemeinsamkeiten mit dem Hormon Östrogen. Deshalb befürchtete man früher, Soja könne Brustkrebs fördern – auch gestützt auf Studien an Mäusen. Es stellte sich aber heraus, dass es verschiedene, gegensätzlich wirkende Östrogen-Rezeptoren gibt – und Nagetiere ganz anders reagieren als Menschen.
Die These, dass Sojakonsum Brustkrebs begünstigen könne, ist spätestens seit 2014 widerlegt. Auch schulmedizinisch angesehene Institute und Fachgesellschaften sehen das mittlerweile so:
«Nach Einschätzung nationaler und internationaler Fachgesellschaften sind ein bis zwei Portionen sojahaltiger Nahrungsmittel pro Tag (…) auch für Brustkrebspatientinnen und Brustkrebsüberlebende unbedenklich» (Krebsinformationsdienst des DKFZ)
Originalstudien gehen aber noch bedeutend weiter: Inzwischen kann es als gesichert gelten, dass Soja mit seinen Isoflavonen vor Brustkrebs – und anderen hormonabhängigen Krebsarten – schützt (Quellen s.u.). Es gibt hier mehrere Mechanismen, wie dieser Schutz erreicht wird: Hormonell, durch die Beendigung der Zellteilung (Seneszenz) der Krebszellen, die Verhinderung der Ausbildung von Blutgefäßen im Tumor (Angiogenese), das Herunterregulieren von Krebsgenen und das Hochregulieren von Tumor-Suppressor-Genen (also Genen, die Tumore unterdrücken). Frauen, die ihr Leben lang Soja essen – zum Beispiel in Asien –, haben deutlich seltener Brustkrebs.
Wie sieht der Vergleich dieser Nutrazeutika (Isoflavone im Soja) mit den Pharmazeutika aus? Die krebsfördernden Östrogene werden durch moderaten Sojakonsum um etwa 50% gesenkt. Die Pharmazeutika schaffen 95%. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite sind die Nebenwirkungen.
In einer großen Studie mit 8.000 Frauen wurde die Weiterbehandlung nach fünf Jahren entweder mit Letrozol oder einem Placebo – also ohne Wirkstoff – weitergeführt. Die Frauen, die täglich Letrozol nahmen, hatten in den folgenden Jahren weniger Rückfälle, also weniger erneute Brusttumore. Das Gesamtüberleben war aber gleich. In der Placebo-Gruppe starben mehr Frauen an Brustkrebs, in der Letrozol-Gruppe starben mehr Frauen an anderen Ursachen – zum Beispiel den Nebenwirkungen. Eine Hormonbehandlung über fünf Jahre hinaus entspricht also nicht mehr aktuellen Forschungsergebnissen.
Es ist keine klinische Studie bekannt, die direkt das Gesamtüberleben unter Pharmazeutika mit dem Gesamtüberleben bei gesunder Ernährung mit viel Soja vergleicht. Gesichert sind immerhin die Nebenwirkungen:
Unerwünschte Nebenwirkungen von Letrozol, hier nur die sehr häufigen (mehr als jede zehnte) und häufigen (mehr als jede hundertste Patientin) Nebenwirkungen: Zu hoher Cholesterinspiegel, übermäßige Schweißproduktion, Gelenkschmerzen, Müdigkeit (einschließlich Schwächegefühl, Unwohlsein), Hitzewallungen, verringerter Appetit, erhöhter Appetit, Depression, Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen, Bluthochdruck, Übelkeit, Verdauungsstörungen, Verstopfung, Schmerzen in der Bauchregion, Durchfall, Erbrechen, Haarausfall, Hautausschlag, trockene Haut, Muskelschmerzen, Knochenschmerzen, Osteoporose (Knochenschwund), Knochenbrüche, Arthritis (Gelenkentzündung), Vaginalblutung, periphere Ödeme, Brustkorbschmerzen, Gewichtszunahme.
Unerwünschte Nebenwirkungen von Soja: Keine. Es gibt nur positive Nebenwirkungen, zum Beispiel auch eine Wirksamkeit gegen Prostata- und Gebärmutterkrebs, Übergewicht und Diabetes.
Zusammenfassung: Soja schützt signifikant vor Brustkrebs und hat keine unerwünschten Nebenwirkungen: eindeutige Empfehlung zur Prävention und zur Behandlung von Brustkrebs. Wenn Sie sich nach einer Brustkrebs-Diagnose für eine Antihormontherapie entscheiden sollten, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Kombination aus Tamoxifen und Soja – hier gibt es Studien, in denen Soja die krebshemmede Wirkung von Tamoxifen verstärkt. Oder Aromatasehemmer (wie Letrozol), dann aber ohne Soja. Diese beiden Stoffe behindern sich gegenseitig. Eine Hormonbehandlung über fünf Jahre hinaus ist in der Regel nicht empfehlenswert.
Warum wird von offiziellen schulmedizinischen Stellen nie Soja empfohlen? Vielleicht weil man mit Soja kein Geld verdienen kann? Hundert Letrozol-Tabletten (Femara) kosten über 200 Euro. In fünf Jahren werden 1825 Tabletten benötigt.
Rechtlicher Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Zum Abschluss einige Zitate:
«Unsere Studie zeigt, dass der Verzehr von Sojaprodukten bei Brustkrebspatientinnen mit einer längeren Überlebenszeit und einem geringeren Wiederauftreten der Krankheit verbunden ist». (Zhang et al. 2012)
«Nach der Meta-Analyse von Studien, die in asiatischen Ländern durchgeführt wurden, steht der Verzehr von Soja-Nahrungsmitteln in umgekehrtem Zusammenhang mit dem Brustkrebsrisiko bei asiatischen Frauen». (Zhong et al. 2012)
«Höhere Spiegel bestimmter Isoflavone und Lignane im Serum wurden mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von Brustkrebs bei prämenopausalen Frauen in Verbindung gebracht, aber die Wechselwirkung war nur für Daidzein statistisch signifikant». (Feng et al 2021)
«Mehrere epidemiologische Erkenntnisse deuten auf einen linearen Zusammenhang zwischen steigendem Sojakonsum und einem geringeren Risiko des Wiederauftretens und/oder der Sterblichkeit von Brustkrebs hin» (He et al. 2013)
«Mehrere Studien haben gezeigt, dass Genistein die Expression verschiedener Tumorsuppressor-Gene hochregulieren kann». (Mamun et al. 2022)
«Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass der Verzehr traditioneller Sojaprodukte das Risiko von Brust-, Prostata- und Gebärmutterkrebs senken kann». (The Tracey Birnhak Nutritional Counseling Services 2021)
«Auf Basis unseres systematischen Reviews und Meta-Analyse empfehlen wir Brustkrebs-Überlebenden für eine Verbesserung der Prognose eine höhere Zufuhr von Soja-Isoflavonen und Lignanen, Multivitaminen und antioxidativen Nahrungsergänzungsmitteln (vor allem die Vitamine C, D und E, Anm. d. Autors) sowie eine geringere Zufuhr von gesättigten Fetten». (Park et al. 2021)
«Dieselbe Meta-Analyse ergab ein um 21 bis 25 Prozent verringertes Risiko für ein Wiederauftreten von Brustkrebs durch die Zufuhr von Isoflavonen – insgesamt oder nach der Krebsdiagnose». (Li et al. 2024)
«Der Verzehr von Soja in der Kindheit, Jugend und im Erwachsenenalter wurde mit einem geringeren Brustkrebsrisiko in Verbindung gebracht, wobei der stärkste und beständigste Effekt bei der Aufnahme in der Kindheit zu verzeichnen war». (Korde et al. 2009)
«Bei Frauen mit Brustkrebs war der Verzehr von Soja signifikant mit einem geringeren Risiko für Tod und einem Rückfall verbunden». (Shu et al. 2009)
«Unsere Meta-Analyse hat gezeigt, dass der Verzehr von Soja mit einer besseren Überlebensrate verbunden sein könnte, insbesondere bei ER-negativen, ER+/ PR+ und postmenopausalen Patientinnen». (Chi et al. 2013)
Quellen
- Nutritionfacs.org (Video) 2017: «Is Soy Healthy for Breast Cancer Survivors?»
- Krebsinformationsdienst des DKFZ 2019: «Soja und Brustkrebs»
- Zhang et al. 2012: «Positive effects of soy isoflavone food on survival of breast cancer patients in China»
- Zhong et al. 2012: «Soy food intake and breast cancer risk: a meta-analysis»
- Feng et al 2021: «Serum isoflavones and lignans and odds of breast cancer in pre- and postmenopausal Chinese women»
- He et al. 2013: «Consumption of soybean, soy foods, soy isoflavones and breast cancer incidence: Differences between Chinese women and women in Western countries and possible mechanisms»
- Mamun et al. 2022: «Exploring the role of senescence inducers and senotherapeutics as targets for anticancer natural products»
- The Tracey Birnhak Nutritional Counseling Services 2021: «Soy and Breast Cancer: Should breast cancer survivors eat soy foods?»
- Park et al. 2021: «Dietary Factors and Breast Cancer Prognosis among Breast Cancer Survivors: A Systematic Review and Meta-Analysis of Cohort Studies»
- Li et al. 2024: «Review of Nutrition Guidelines and Evidence on Diet and Survival Outcomes for Cancer Survivors: Call for Integrating Nutrition into Oncology Care»
- Korde et al. 2009: «Childhood soy intake and breast cancer risk in Asian American women»
- Shu et al. 2009: «Soy food intake and breast cancer survival»
- Chi et al. 2013: «Post-diagnosis soy food intake and breast cancer survival: a meta-analysis of cohort studies»
- Paruthiyil et al. 2004: «Estrogen receptor beta inhibits human breast cancer cell proliferation and tumor formation by causing a G2 cell cycle arrest»
- Chen et al. 2014: «Phytoestrogens induce differential effects on both normal and malignant human breast cells in vitro»
- Rock et al. 2012: «Nutrition and physical activity guidelines for cancer survivors»
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