Ein nationales Netzwerk für die Analyse, Vorhersage und Kontrolle von Infektionskrankheiten will die US-amerikanische CDC (Centers for Disease Control and Prevention) einrichten. Kürzlich hat sie die Empfänger von 13 Förderpreisen bekanntgegeben, mit denen dieses Netzwerk aufgebaut werden soll. Das Medienecho dazu war verhalten; The Defender widmet dem Thema jedoch einen ausführlichen Artikel.
Mehr als 260 Millionen Dollar hat die CDC zur Gründung des Outbreak Analytics and Disease Modeling Network (OADM) an die künftigen Zentren dieses öffentlich-privaten Netzwerks vergeben. Zur Infrastruktur gehören elf Universitäten und zwei private Einrichtungen, die ihrerseits wiederum selbst als Netze fungieren werden. Angeführt wird das Netzwerk vom relativ neuen Center for Forecasting and Outbreak Analytics (CFA).
Einige Zentren würden mit Forschern des US-Verteidigungsministeriums und Biotechnikfirmen zusammenarbeiten, um neue KI- und Machine-Learning-basierte Modellierungswerkzeuge und Plattformen zu entwickeln, mit denen sich Krankheitsausbrüche im ganzen Land verfolgen und vorhersagen liessen.
Andere würden mit Versicherungsunternehmen, Gesundheitsdienstleistern, örtlichen Gesundheitsämtern und anderen zusammenarbeiten, um Daten aus dem Suchverlauf, der persönlichen Kommunikation, Beiträgen in sozialen Medien, Abwasser, Gesundheitsdaten und mehr zu sammeln.
«Ein nationaler Wetterdienst, aber für Infektionskrankheiten»
Noch nie dagewesene Mengen an individuellen und kommunalen Daten solle das Netzwerk erfassen und mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) Modelle zur Vorhersage von Krankheitsausbrüchen entwickeln, beschreibt es The Defender. Diese Infrastruktur werde dann lokalen, staatlichen und nationalen Gesundheitsbehörden dabei helfen, geeignete «Kontrollmassnahmen» für den Umgang mit potenziellen Krankheitsausbrüchen zu ermitteln und umzusetzen.
«Wir sehen uns als eine Art Nationaler Wetterdienst, allerdings für Infektionskrankheiten», habe Dr. Caitlin Rivers, Epidemiologin an der Johns Hopkins University und stellvertretende wissenschaftliche Leiterin des CFA, erklärt, als das Weisse Haus die Initiative im vergangenen Jahr offiziell ins Leben rief. So wie die Wettervorhersage den Menschen bei der Frage nach dem Regenschirm helfe, könne eine Krankheitsprognose den Menschen helfen zu entscheiden, ob sie eine Maske mitnehmen oder eine Geburtstagsparty drinnen oder draussen feiern sollten.
Dr. Michael Rectenwald, Hochschullehrer, Autor und Bewerber um die Nominierung als US-Präsidentschaftskandidat der Libertären für 2024, habe dem Defender gesagt:
«Was sie aufbauen, ist ein Panoptikum epischen Ausmasses, das in Zukunft unausweichlich sein wird und die Überwachung nicht nur des Verhaltens der Menschen, sondern, wie sie selbst sagen, auch ihrer Gedanken ermöglicht.»
Die Covid-19-«Pandemie» sei ein Beispiel für die Gefahren von Vorhersagemodellen, habe er unterstrichen und dabei auch auf die Arbeit von Neil Ferguson vom Imperial College London verwiesen. Dessen Team hatte Anfang 2020 das epidemiologische Modell erstellt, das die katastrophale weltweite Todesrate durch Covid-19 vorhersagte. Das Modell wurde zur Rechtfertigung von Massnahmen wie sozialer Distanzierung, Maskierung und Lockdowns verwendet. Die Vorhersagen erwiesen sich bekanntermassen als stark übertrieben.
Als «äusserst ironisch» bezeichnete Rectenwald die Auswahl der geförderten Universitäten und Institutionen. Beispielsweise habe die Gilling School of Global Public Health der University of North Carolina die Gain-of-Function-Forschung initiiert, die dann in Wuhan durchgeführt wurde. Und dem Johns Hopkins Center for Health Security sei als Gastgeber und Organisator von grossen Veranstaltungen zur Pandemie-Planung, wie Event 201, nicht zu trauen.
Die Überwachung, die «das amerikanische Volk will und verdient»?
Man brauche Daten und Transparenz, um Bedrohungen zu erkennen und schneller darauf zu reagieren, habe CDC-Direktorin Mandy Cohen gemäss The Defender im Sommer erklärt. Sie denke, das sei es, was das amerikanische Volk wolle und verdiene.
Ihre Partnerschaft mit der CIA-nahen Data-Mining-Firma Palantir von Peter Thiel erneuerte die CDC bereits im Dezember 2022. Damals wurde ein 443 Millionen Dollar-Vertrag «zum Einsatz skalierbarer Technologie für die Planung, Verwaltung und Reaktion auf künftige Ausbrüche und Zwischenfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit» unterzeichnet.
Die Bedeutung der öffentlich-privaten Partnerschaften für das Netzwerk war das Thema einer Konferenz der CFA im April 2022. Zu den Podiumsteilnehmern gehörte Michelle Holko, zu dem Zeitpunkt wissenschaftliche Leiterin bei Google Cloud für Gesundheitswesen und Biowissenschaften. Früher hatte sie bereits für die DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency), die NIH (National Institutes of Health) und das Johns Hopkins Center for Biosecurity gearbeitet.
Frau Holko sprach über die Ursprünge der Krankheitsprognoseforschung bei der DARPA sowie über den Wert von Google-Suchverläufen und persönlichen digitalen Interaktionsdaten zur Beeinflussung von Ergebnissen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Der Defender nennt ein paar Auszüge aus ihren Ausführungen.
Um die Wünsche der Menschen zu verstehen, aber auch «alles, was in ihrer Umgebung, in ihren Gedanken und in ihrem Umfeld vor sich geht», könnten Daten genutzt werden, habe Holko gesagt. Sie habe auch über den Wert sogenannter Wearables bei der Erfassung biologischer Daten gesprochen. Diese würden es ermöglichen, einen Krankheitserreger im Körper einer Person zu erkennen, auch wenn diese keine Symptome zeige.
Zur Veranschaulichung, wie solche Daten genutzt werden könnten, erläuterte sie, wie Google während der Covid-19-«Pandemie» mit dem Staat Kalifornien zusammengearbeitet habe, um die Suchdaten der Menschen und andere persönliche Daten zu analysieren. Für jede einzelne Person, deren Daten sie analysierten, hätten sie eine «Bewertung der Impfbereitschaft» entwickelt.
Anschliessend habe man mobile Impfwagen in Vierteln mit niedrigen Impfraten, aber einer gewissen Impfbereitschaft positioniert. Damit habe man das Verhalten der Menschen beeinflussen können. Eine solche gezielte Ausrichtung gehe ein Problem der gesundheitlichen Chancengleichheit an, habe sie ergänzt.
Die heutige Verfügbarkeit riesiger Datenmengen habe ein «neues Zeitalter des öffentlichen Gesundheitswesens» geschaffen, resümiert der Defender. Und dazu einen Freibrief für neue Instrumente zur Erfassung und Analyse von Daten unter Verwendung neuartiger Anwendungen des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz.
**********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2022 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Kommentare