Solange es Zug um Zug weitergeht,
ist die Katastrophe perpetuiert.
Theodor W. Adorno
Liebe Leserinnen und Leser!
Es ist schon erstaunlich, mit was für Aussagen Politikerinnen und Politiker, die dabei sind, ein Land wie Deutschland regelrecht «kaputt zu sparen», wie es die Nachdenkseiten am Montag formulierten, in den Medien ihre Schlagzeilen bekommen.
Eine dieser Headlines, die absurder nicht hätte sein können und bei denen ich dachte, ich traue meinen Augen nicht, brachte die Welt kürzlich. Sie besteht aus einem Zitat von der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock und lautet tatsächlich: «Unser verdammter Job ist es, Probleme miteinander zu lösen»
Quelle: welt.de
Eine solche Aussage ist so abstrus und so fern von der Wahrheit wie die Behauptung, es gebe Hexen. Und das meine ich ernst.
Zwar «leisten» wir uns einen sündhaft teuren Politapparat, von dem viele, allein schon weil er so sündhaft teuer ist, meinen, er müsse ja irgendetwas Sinnstiftendes – für die Allgemeinheit wohlgemerkt und nicht nur für die großen Konzerne – zustande bringen.
Doch wenn man sich einmal vergegenwärtigt, welche der großen Probleme dieser Welt in den vergangenen Jahrzehnten von der Politik nachhaltig gelöst wurden, dann fällt mir zumindest keines ein. Und schockierender noch: Vieles, vieles ist über die Jahrzehnte schlimmer geworden. Hier ein paar Beispiele:
Auseinanderdriften von Arm und Reich: So schreibt der Journalist Jens Berger in einem Beitrag für SWR1, bei seinen Recherchen «habe er im Laufe der Jahre teils erschreckende Unterschiede entdeckt: 80 Prozent der Menschen in Deutschland mit unteren und mittleren Einkommen besitzen lediglich 10 Prozent des Volksvermögens, die restlichen 90 Prozent des Vermögens gehören den reichsten 20 Prozent der Bevölkerung. Die Schere zwischen Arm und Reich geht seit Jahren immer mehr auseinander.»
Welweit sieht es noch krasser aus.
So hat sich laut Oxfam das Vermögen der fünf reichsten Männer weltweit seit 2020 verdoppelt, während gleichzeitig fünf Milliarden Menschen ärmer geworden sind. Alle Milliardäre zusammen seien heute um 3,3 Billionen US-Dollar (34 Prozent) reicher als 2020, ergänzt der internationale Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen weiter.
Kinderarmut: Auch dieses Phänomen gewinnt an Schärfe. Wie etwa ein Bericht von Save the Children zeigt, stieg die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten Kinder im Jahr 2021 um 200.000 auf 19,6 Millionen – das ist jedes vierte Kind in Europa.
Auch in Deutschland drohen Save the Children zufolge noch mehr Familien und damit auch Kinder in die Armut zu stürzen, vor allem wegen steigender Lebenshaltungskosten.
Integration von Migranten: Über dieses Thema wird seit Jahrzehnten debattiert, ohne dass sich etwas zum Positiven wendet. Interessant in diesem Zusammenhang ist, was die Taz 2021 unter Berufung auf eine Umfrage der Diakonie schrieb:
«Bei der Frage, ob die Geflüchteten, die in den letzten 10 Jahren nach Deutschland gekommen sind, gut in die Gesellschaft eingebunden seien, ist das Bild noch klarer. In keiner einzigen der Gruppen, nach denen aufgeschlüsselt wurde, gibt es eine Mehrheit, die diese Frage bejaht. Insgesamt glauben nur 12,5 Prozent der Befragten, dass die Integration gelungen sei.»
Hunger: Auch hier wendet sich seit Jahrzehnten die Lage zum Schlechten. 2022 berichtete etwa die Vereinten Nationen, dass «die Zahl der weltweit von Hunger betroffenen Menschen 2021 auf bis zu 828 Millionen angestiegen ist».
Dabei machte bereits der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt Mitte der 1980er Jahre – also vor rund 40(!) Jahren – darauf aufmerksam, dass es nur ein paar Milliarden benötige, um das Hungerproblem, von dem wohlgemerkt zum Großteil Kinder betroffen sind, aus der Welt zu schaffen.
Die Militärausgaben lagen 2023 übrigens bei insgesamt 2,4 Billionen US-Dollar. Wieso zwacken die Entscheidungsträger in der Politik davon nicht mal ein paar Milliarden ab?
Die Liste der seit Jahrzehnten ungelösten Probleme ließe sich beliebig fortsetzen. So werden die Regewälder nach wie vor massiv abgeholt, Abermilliarden Tiere in Massenhaltung zusammengepfercht und brutalst gequält und die Meer überfischt, verenden Delfine, Schildkröten und viele andere Tiere qualvoll in Treibnetzen, sind nach wie vor unglaublich viele – Berichten zufolge mindestens 230 Millionen Mädchen und Frauen in mehr als 32 Ländern – von Genitalverstümmelung betroffen, breitet sich Mikroplastik immer mehr aus usw. usf.
Wenn also jemand in unserer Leistungsgesellschaft eine Minusleistung «vollbringt», dann also definitiv die hochbezahlten Politiker ...
Alles Gute – trotz allem!
Torsten Engelbrecht
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