Die Journalistin Aya Velázquez, die gemeinsam mit ihren Mitstreitern Stefan Homburg und Bastian Barucker die geleakten RKI-Files veröffentlichte, hat sich auf ihrem Telegram-Kanal zu den Zweifeln an der Echtheit der Dokumente geäußert und über ihre Motivation berichtet, diese zu veröffentlichen. Gleichzeitig informierte sie, dass die Authentizität der Protokolle mittlerweile durch eine Anfrage des Bundestagsmitglieds Martin Sichert bestätigt wurde.
Denjenigen, die seit der Veröffentlichung der geleakten Protokolle deren Echtheit in Frage stellten, teilt Velázquez mit:
«Jedem, der eins und eins zusammenzählen kann, hätte spätestens seit einer Woche klar sein können, dass der RKI-Leak echt sein muss: Denn es hätte keinen Sinn ergeben, eine Meldestelle für betroffene Mitarbeiter am Institut einzurichten, wenn man von der Authentizität der veröffentlichten Dokumente RKI-seitig nicht vollkommen überzeugt wäre. Wer zudem eine Analyse von Metadaten beherrscht, dem war die Echtheit des Leaks schon seit Tag eins klar. Die unterschiedlichen Protokoll-Versionen mit ihren leichten Abweichungen wurden von mir mit dem Hinweis, dass unsere Version aus dem Archiv des RKI stammt, ebenfalls von Anfang an plausibel erklärt.»
Bezüglich «der vielbeschworenen Rechte Dritter», die das RKI seit der Veröffentlichung der Files betont und die durch diesen Leak angeblich verletzt wurden, erklärt Velázquez, dass sie sich im Vorfeld natürlich über ihre rechtliche Situation informiert habe. Wichtig sei ihr dabei gewesen, dass die auf sie zukommenden Verfahren zivilrechtlicher Art sein werden.
Moralisch habe in ihren Augen aber ganz klar das öffentliche Interesse überwogen, die Grundrechte von 84 Millionen Menschen, die durch die Empfehlungen des RKI drei Jahre lang beeinträchtigt wurden. Das alles seien Vorgänge, die im Interesse aller Bürger dieses Landes einer dringenden Aufarbeitung zugeführt werden müssten. Hinter diesem monumentalen öffentlichen Aufklärungsinteresse müsse der Datenschutz von Dritten ihrer Meinung nach zurücktreten.
Dass man dies anders sehen könne, sei ihr völlig klar. Doch selbst ein Christian Drosten habe neulich stolz erzählt, er brauche keine Bodyguards, und im Supermarkt würden sich noch immer wildfremde Menschen spontan bei ihm für seine Arbeit in den letzten Jahren bedanken. Velázquez schreibt dazu:
«Wenn selbst eine der größten Corona-Reizfiguren des Landes – Christian Drosten – ein unbeschwertes Leben ohne Bodyguards führt, mit der einmaligen Ausnahme eines betrunkenen Campingplatz-Pöblers – dürfte sich eine Gefahr durch den Leak für einzelne RKI-Behördenmitarbeiter unterhalb der Abteilungs- und Referatsleiterebene sehr in Grenzen halten.»
Dennoch rechnet die Journalistin mit zivilrechtlichen Prozessen und Bußgeldern. Allerdings habe sie all dies natürlich bereits im Vorfeld durchdacht, und entschieden: «Für die Wahrheit ist es mir das wert.» Zudem weist sie darauf hin, dass sie und ihr IT-Team auf Bitten, einzelne Dokumente aus dem Datensatz zu entfernen oder zu schwärzen, in denen persönliche Daten, wie etwa private Handynummern stehen, jederzeit ansprechbar seien und in einem Fall bereits umgehend reagiert hätten.
Denjenigen, die sich an der Hetzkampagne gegen sie und ihre Mitstreiter beteiligten, gibt Velázquez diese Worte mit auf den Weg:
«An all die neunmalklugen Spezialisten, die unzählige Stunden sinnloser Theorien zum angeblichen Fake-Leak in den Äther geblasen haben: Ihr hättet auch in der Zwischenzeit einfach mal die Files lesen können. Ist anstrengender und langweiliger als raunende Gossip-Stories, ich weiß. Doch es wäre um Welten sinnvoller investierte Zeit gewesen.»
Wer auch nur ein wenig Erfahrung mit Behördendokumenten habe, für den hätte sich die Authentizität des Leaks bei einer aufmerksamen Lektüre schnell von selbst geklärt, fährt sie fort und verweist auf all die kleinen Details, die Randbemerkungen in den Word-Dokumenten im charakteristischen Duktus der jeweiligen Person, die vielen flüchtigen Rechtschreibfehler wie «Impfplicht» oder «Impflicht» statt «Impfpflicht».
Selbst Chat GPT hätte solche Dokumente in all ihren authentischen Details nicht faken können, betont die Journalistin und resümiert:
«Dieser Leak hat Wikileaks-Cable-Qualität - und für die Staatsfetischisten unter uns, denen eine solche Bestätigung wichtig war: Seit heute ist es offiziell.»
Velázquez’ Mitstreiter Bastian Barucker hat derweil die Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Sabine Dittmar auf eine Anfrage von Bundestagsmitglied Martin Sichert veröffentlicht. Diese wurde am 14. August versendet und bestätigt die Echtheit der geleakten RKI-Dokumente.