Neue Forschungsergebnisse der University of Southern California zeigen, dass sich der innere Erdkern verlangsamt und seine Richtung umgekehrt hat. Beim inneren Erdkern handelt es sich um eine feste Eisensphäre, die fast 3.000 Meilen tief in der Erde liegt.
Die Ergebnisse der Arbeit, über die Study Finds berichtet, stellen bisherige Annahmen über das Verhalten des inneren Kerns infrage. Bislang dachte man, dass er allmählich schneller rotiert als die Erdoberfläche, ein Phänomen, das als Superrotation bekannt ist.
Der innere Erdkern rotiert unabhängig von der Erdoberfläche und spielt eine entscheidende Rolle bei der Erzeugung des Magnetfelds der Erde und der Gestaltung der Strömungen im äußeren Kern. Änderungen in der Rotation des inneren Kerns könnten das Magnetfeld der Erde, das Klima oder sogar die Länge der Tage um winzige Bruchteile einer Sekunde beeinflussen.
Die Analyse seismischer Wellen von Erdbeben auf den südlichen Sandwichinseln zwischen 1991 und 2023 zeigte, dass sich die Rotation des inneren Kerns verlangsamt und umgekehrt hat. Konkret hat der innere Kern von 2008 bis 2023 subrotiert (langsamer als die Erdoberfläche gedreht), nachdem er von 2003 bis 2008 superrotiert hatte. John Vidale, Hauptautor der Arbeit, erklärte:
«Als ich zum ersten Mal die Seismogramme sah, die auf diese Veränderung hindeuteten, war ich verblüfft. Aber als wir zwei Dutzend weitere Beobachtungen fanden, die das gleiche Muster signalisierten, war das Ergebnis unausweichlich. Der innere Kern hatte sich zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten verlangsamt. Andere Wissenschaftler haben in letzter Zeit für ähnliche und andere Modelle argumentiert, aber unsere jüngste Studie liefert die überzeugendste Lösung.»
Die Forscher konzentrierten sich auf seismische Wellen, die durch den Kern laufen und an der gegenüberliegenden Oberfläche der Erde gemessen werden können, und verglichen Wellenformen von wiederholten Erdbeben. Sie stellten fest, dass sich viele Wellenformen im Laufe der Zeit änderten, aber später wieder ihre vorherige Form annahmen, was darauf hinweist, dass der innere Kern zu früheren Positionen zurückgekehrt ist.
Die Studie deutet darauf hin, dass das Rotationsverhalten des inneren Kerns komplexer ist als bisher angenommen und eine Asymmetrie in seinen Rotationsgeschwindigkeiten aufweist.
Die Autoren merken an, dass mehr hochauflösende Daten aus verschiedenen Standorten und verfeinerte Erdsystemmodelle benötigt werden, um das Verhalten des inneren Kerns vollständig zu verstehen und seine weitreichenden Auswirkungen zu erfassen.
Die Entdeckung, dass sich die Rotation des inneren Kerns verlangsamen und umkehren kann, liefert neue Einblicke in die Dynamik des Erdinneren. Study Finds zufolge werden zukünftige Forschungen diese Erkenntnisse vertiefen und möglicherweise mehr über den komplexen «Tanz des inneren Kerns», wie ihn Vidale nennt, und seine Auswirkungen auf unseren Planeten enthüllen.
**********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2023 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Kommentare