Dass der PCR-Test ungeeignet zur Feststellung von Infektiosität ist, dürfte eigentlich hinreichend bekannt sein. Er ist als Grundlage für das Corona-Management nicht tragbar. Dennoch muss die Frage gestellt werden, weshalb immer noch daran festgehalten wird. Sie ist wichtig, denn Kritik am PCR-Test ist Kritik an einer fundamentalen Säule des Corona-Narrativs. Sollten sich die grundlegenden Daten als irreführend erweisen, so sind daraus abgeleitete Folgerungen müssig. Soweit zumindest der Logik folgend. Ein Blick in die politische Realität verdeutlicht, in welchem Ausmass irrational gehandelt wird, und zwar global.
Denn der PCR-Test gilt als Goldstandard, wenn es um den Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 geht. Der PCR-Test kann jedoch nicht als alleiniges Diagnosemittel dazu dienen, sondern die Diagnose bestenfalls ergänzen. Und trotzdem wird er verwendet, um die Zahl der Neuinfektionen zu messen und den Inzidenzwert zu bestimmen. Damit werden dann politische Massnahmen begründet, zum Beispiel Kontaktbeschränkungen oder Veranstaltungs- und Versammlungsverbote, Lockdown oder Quarantäne.
Über 60 Prozent sehr wahrscheinlich nicht infektiös
Dafür gibt es keine medizinische Evidenz. Am 31. Mai veröffentlichten Forscher der Universität Duisburg-Essen im Journal of Infection eine Studie mit dem Ergebnis: PCR-Tests allein haben eine zu geringe Aussagekraft, um Massnahmen zur Pandemiebekämpfung zu begründen.
Die Forscher analysierten rund 190’000 Ergebnisse von über 160’000 Menschen – mehr als die Hälfte (60 Prozent, in den Wochen 10 bis 19 gar 78 Prozent) der positiven Testergebnisse sind den Studienautoren zufolge sehr wahrscheinlich gar nicht infektiös. Sprich: Ein positiver PCR-Test kann nicht feststellen, ob Getestete das Coronavirus übertragen können, schreibt Autor Prof. Dr. Andreas Stang vom Universitätsklinikum Essen:
«Ein positiver RT-PCR-Test allein ist nach unser Studie kein hinreichender Beweis dafür, dass Getestete das Coronavirus auf Mitmenschen auch übertragen können.»
Die Autoren empfehlen, zur Einschätzung der Lage weitere Daten heranzuziehen, zum Beispiel die Auslastung der Intensivbetten-Kapazitäten oder die Mortalität. Wirklich erhärten lassen sich damit Gründe, die für Einschränkungen sprechen, jedoch nicht. So lassen sich Zahlen der Intensivbetten-Belegung manipulieren (Corona-Transition berichtete) und eine weltweite Median-Sterblichkeitsrate bei Covid-19-Erkrankten von 0,23 Prozent (unter 70-Jährige 0,05 Prozent) gibt zu wenig her.
RTL ist «überrascht»
Am 21. Juni vermeldete Moderatorin Katja Burkard bei RTL Punkt 12:
«PCR-Tests helfen gar nicht im Kampf gegen die Pandemie. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommen jetzt Forscher der Universität Duisburg-Essen, die etwa 190’000 Tests ausgewertet haben. Das Problem sei, dass bei einem PCR-Test nur ermittelt wird, ob jemand corona-positiv oder negativ ist, aber nicht, ob die Person auch ansteckend ist. Und das sei das Entscheidende, so die Forscher.»
Quelle: RTL Punkt 12, 21. Juni 2021, Folge 117.
Obwohl dies eigentlich ein gefundenes Fressen für Journalisten wäre, ja eine Top-Story, scheinen die Feststellungen der Studie nur verhalten in die Redaktionen zu sickern. So berichteten neben RTL bislang nur wenige reichweitenstarke Medien darüber, zum Beispiel Bild, Focus oder die Tagesschau.
Tatsächlich würden die Massnahmen an den Inzidenzwert gekoppelt. Doch trotz seiner dargelegten Unbrauchbarkeit hält das deutsche Bundesgesundheitsministerium daran fest, wie es auf Anfrage der Tagesschau verlauten liess. Der Inzidenzwert stelle
« [...] nach wie vor den am besten geeigneten Mechanismus dar, dass zu treffende Massnahmen rechtzeitig, zielgenau, rechtssicher und verhältnismässig wirken können.»
Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) zeigt sich trotzig
Eine RT-Autorin konfrontierte das RKI mit den Erkenntnissen der Duisburg-Studie. Das bundeseigene Institut weigert sich offenbar, aktuelle Forschungsergebnisse in die Politik aufzunehmen. RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher verwies auf hauseigene Interpretationen:
«Das RKI kommentiert generell keine einzelnen Untersuchungen. Es gibt für uns keinen Grund, an der Qualität der PCR-Ergebnisse in Deutschland zu zweifeln.»
Bereits in früheren Antworten habe das RKI jeden Zweifel von sich gewiesen. So habe das Institut wiederholt auf Nachfrage erklärt, dass die PCR-Methode sicher sei, ohne auf die Zweifel einzugehen. Zwar sei ein positiv Getesteter ohne Symptome im klinischen Sinne auch nicht krank. Dennoch führe man jeden Positivfall als Erkrankten, also Covid-19-Fall, um die Pandemie nicht zu unterschätzen. Ähnlich verfahre man mit den Todesfällen, so RT.
Das bedeutet: Die eigenen Zahlen-Interpretationen des RKI sind medizinisch nicht sauber begründet und deswegen als politisch motiviert zu bezeichnen. Sie führen dazu, dass Fall- und Todeszahlen sehr wahrscheinlich zu hoch ausgewiesen werden und verzerrt in die Öffentlichkeit gelangen. Doch eine präzise statistische Unterscheidung zwischen echten und asymptomatischen Positivfällen wäre essenziell, denn dies würde ein realistischeres Abbild der Situation ergeben – worauf wiederum Massnahmen fussen.