Es gibt immer mehr Gerüchte über die Unzufriedenheit der USA mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und das Bestreben, einen Nachfolger zu finden, der Washingtons Interessen besser dient. L’AntiDilomatico zufolge ist erwünscht, dass dieser Ersatz nicht nur nationalistisch gesinnt, sondern auch leichter zu steuern und weniger risikofreudig ist als Selenskyj, der in den USA zunehmend als unzuverlässig und unberechenbar gilt. Das Portal erinnert daran, dass bereits im Juli verschiedene Experten ähnliche Vermutungen äußerten.
Nun greife der russische Auslandsgeheimdienst (SVR) das Thema auf und bringe den ehemaligen ukrainischen Innenminister Arsen Awakow als möglichen Kandidaten ins Spiel, den die USA angeblich favorisieren. Der SVR argumentiere, dass Selenskyjs Amtszeit offiziell am 20. Mai 2024 endete und er die verfassungswidrige Entscheidung getroffen habe, die Präsidentschaftswahlen wegen des Kriegszustands abzusagen.
Washington könne daher an einer Ablösung interessiert sein, um sich besser auf mögliche Verhandlungen mit Russland vorzubereiten. Awakow, der von 2014 bis 2021 Innenminister war, gelte aufgrund seiner engen Verbindungen zu nationalistischen Gruppierungen und seiner Bereitschaft, Washingtons Vorgaben zu folgen, als geeigneter Kandidat.
Nach Ansicht des SVR setzen sich die USA dafür ein, dass Awakows Kandidatur von der ukrainischen parlamentarischen Opposition unterstützt wird, insbesondere von insbesondere von den Parteien «Vaterland» unter Julia Timoschenko und «Europäische Solidarität» unter Petro Poroschenko, als potenzieller. Beide Politiker sollen bereits von den USA konsultiert worden sein.
Awakow genieße in der ukrainischen Politik erheblichen Einfluss und sei maßgeblich an der Bildung nationalistischer Bataillone beteiligt gewesen, die im Donbass kämpften, so l’AntiDiplomatico. Diese Verbindungen zu extremen nationalistischen und rechtsextremen Gruppierungen würden ihn aus Sicht Washingtons zum geeigneten Kandidaten machen, um mögliche Unruhen und Verratsvorwürfe innerhalb der radikalen Kräfte in der Ukraine zu kontrollieren, falls es zu Friedensverhandlungen mit Russland kommen sollte. Das Portal weiter:
«Nun ist die Wahl Awakows durch die Yankees nicht besonders überraschend, kommentiert Pavel Kotov auf Ukraina.ru, da der ehemalige Innenminister für die Reform des ukrainischen Justizwesens verantwortlich war, die unter dem Diktat der USA durchgeführt wurde. Und offenbar hat Awakow immer noch Verbindungen zu den ausländischen Aufsehern, so sehr, dass er sich im vergangenen Februar in Kiew mit ehemaligen US-Botschaftern in der Ukraine traf.»
Allerdings gebe es Unklarheiten darüber, wie die USA Awakow als Verhandlungsführer gegenüber Moskau präsentieren wollen, da er in Russland strafrechtlich verfolgt wird. Es scheine, dass Washington weniger an einem echten Friedensprozess interessiert sei, sondern vielmehr versuche, Zeit zu gewinnen und den militärisch-industriellen Komplex des Westens sowie das ukrainische Militär zu stützen.
Auch die russische Seite zeigt inzwischen wenig Bereitschaft für Gespräche. l’AntiDiplomatico stellt fest, dass der russische Präsident Vladimir Putin nach dem kürzlichen Angriff ukrainischer Nationalisten auf die russische Region Kursk und der Tötung von Zivilisten jegliche Verhandlungen mit Kiew kategorisch ausgeschlossen hat.
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