Am vergangenen Wochenende wurden weite Teile der russischen Online-Welt vom globalen Internet abgeschnitten. Nach Berichten aus mehreren betroffenen Regionen, darunter Tschetschenien, Dagestan und Inguschetien, hätten die Behörden absichtlich die Verbindungen gekappt, um die Widerstandsfähigkeit und Bereitschaft ihres in sich geschlossenen «souveränen Internet»-Systems zu testen.
Durch dieses Manöver habe man viele Einwohner mit einem weitreichenden digitalen Blackout konfrontiert, berichtet Reclaim The Net. Diese Vorgehensweise unterstreiche die anhaltenden Bemühungen der Regierung, die staatliche Macht über die Kommunikation des Landes zu konsolidieren.
Die Internet-Überwachungsgruppe NetBlocks habe bestätigt, dass die Störungen in Dagestan rund 24 Stunden lang anhielten. Während der Abschaltung seien zahlreiche wichtige Online-Tools blockiert gewesen. Nutzer hätten berichtet, dass sie nicht auf weit verbreitete Plattformen wie YouTube, Google, WhatsApp, Telegram und sogar einige Funktionen des russischen Tech-Giganten Yandex zugreifen konnten, was zeige, dass VPNs keinen zuverlässigen Ausweg aus dem Würgegriff der Konnektivität bieten würden.
Lokale Internetdienstleister, die ins Kreuzfeuer geraten waren, erklärten, sie seien nicht in der Lage gewesen, den normalen Zugang wiederherzustellen. Ein Betreiber in der Nordkaukasusregion gab zu, dass er sich der frustrierten Öffentlichkeit bewusst sei, aber nichts tun könne, um die auferlegten Beschränkungen aufzuheben.
Beamte von Roskomnadsor, der russischen Internet- und Medienaufsichtsbehörde, erklärten, der eigentliche Zweck dieser Tests sei es, sicherzustellen, dass die russische digitale Infrastruktur funktionsfähig bleibe, «um den Betrieb wichtiger ausländischer und inländischer Dienste im Falle einer vorsätzlichen Störung von außen aufrechtzuerhalten».
Mit den Tests in Regionen, in denen seit langem Spannungen herrschen, scheine Roskomnadsor bereit zu sein, die Konnektivität zu einer Waffe zu machen und im Falle künftiger Unruhen ganze Bevölkerungsgruppen von wichtigen Messaging-Plattformen wie Telegram abzuschneiden, so Reclaim The Net. Dies sei kein Einzelfall: Russland habe in der Vergangenheit in Zeiten von Protesten und sozialem Unfrieden immer wieder Messaging-Apps unterbrochen.
Moskaus Bestreben nach einem autarken Internet, das oft als Runet bezeichnet werde, sei seit Jahren im Gange und werde als ein System propagiert, das sich streng an die russischen Vorschriften und Werte halte und in dem alles andere zensiert werde, resümiert Reclaim The Net.
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