Um schneller zum Normalbetrieb zurückkehren zu können, bietet ein Gymnasium seinen Schülern freiwillige Corona-Tests an. Wer nicht infiziert ist, den kennzeichnet ein grüner Punkt – und gelten für ihn andere Regeln als für Schüler, die sich nicht testen lassen. Psychologe Thilo Hartmann kritisiert das Vorgehen.
Das Gymnasium Carolinum in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern testet in Kooperation mit dem Rostocker Biotech-Unternehmen Centogene, das für die Kosten aufkommt, jeden Schüler zweimal die Woche auf das neuartige Coronavirus – sofern er oder sie zustimmt.
Wer ein negatives Testergebnis erhält, also nachweislich nicht infiziert ist, und das jeden Montag und Freitag aufs Neue, erhält einen grünen Punkt auf sein Namensschild und Sondergenehmigungen, wie Schulleiter Tesch der „FAZ“ sagte.
Der Berliner Psychologe Thilo Hartmann: „Ich sehe aber die Eingruppierung von Menschen kritisch. Mit den Punkten werden zwei für alle sichtbar nicht gleichberechtigte Gruppen von Schülern aufgemacht. Eine ist der anderen durch die Sonderregeln klar überstellt. Das kann das Selbstwertgefühl der Schüler ohne grünen Punkt in Frage stellen und Rivalität zwischen den Gruppen provozieren. Auch kann es dazu führen, dass ich mich Regeln unkritisch unterwerfe, nur um zu der Gruppe zu gehören, die mir attraktiver erscheint.“
Das Vorgehen befeuere die ohnehin in der Corona-Krise bereits präsenten faschistoiden Verhaltens- und Denkweisen.