Die Aussage von Professor Pietro Vernazza, Chefarzt der Infektiologie und seit 1985 beim Kantonsspital St. Gallen, ist unmissverständlich:
«Wenn wir Ärztinnen und Ärzte Entscheidungen für unsere Patienten fällen, dann sind wir – mehr als es uns bewusst ist – von Pharmafirmen und anderen Anbietern im Gesundheitsbereich beeinflusst. Die Tatsache alleine, dass Pharmafirmen so viel Geld in das Marketing investieren, ist bemerkenswert. Eine bereits letztes Jahr publizierte Studie von Schweizer Kollegen soll in diesem Zusammenhang doch noch einmal besonders erwähnt werden. Hier ging es um Einflussnahme der Industrie auf Entscheidungen im Bereich Infektprävention.»
Diese Aussage ist beachtlich: Weil Vernazza die Mahnung bereits im Juli 2019 auf der Webseite der Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene postete. Und weil es keine Anzeichen dafür gibt, dass sich etwas geändert hätte. Im Gegenteil.
Vor allem Stiftungen, allen voran die Bill & Melinda Gates Foundation, «beschenken» zweckgebunden, also mit einer konkreten Absicht verbunden, medizinische Forschungseinrichtungen, nationale Zulassungsbehörden und internationale Gesundheitsorganisationen wie die WHO.
Die Analyse der publizierten Daten, auf die sich Vernazza beruft, zeige auf, daß 48 Prozent aller in den USA tätigen Ärztinnen und Ärzte allein im Jahr 2015 einen finanzielle Zustupf in der Höhe von insgesamt rund 2,4 Milliarden Dollar von der Industrie erhalten hatten. Damit, folgerte Vernazza, nehme die Pharmaindustrie Einfluss auf die Entscheidungen des Gesundheitswesens.
«Die Industrie vermag mit ihrem Einfluss nicht nur unsere Verschreibungspraxis beeinflussen. Auch unsere Forschungstätigkeit und die Wahl der Forschungsthemen kann unter Umständen durch die Industrie beeinflusst werden».
Propf. Vernazzas 20-Minuten Referat: