An sich sind die aktuellen Zahlen, die der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz (Interpharma) am Montag in Basel vorstellte, mehr als gut.
«Über 90 Prozent Prozent der nominalen Bruttowertschöpfung werden [...] in den drei Pharma-Clustern Region Basel, Zürich-Zug-Luzern-Schaffhausen und Espace Mittelland-Bassin Lémanique generiert», heißt es in einer Mitteilung des Verbands, und: «Im Vergleich mit internationalen Zentren der Pharmabranche konnte sich der Pharma-Cluster Basel in der weltweiten Spitzengruppe etablieren».
Der Life-Sciences-Standort war Interpharma zufolge in den letzten 10 Jahren sehr erfolgreich. Die Wertschöpfung habe sich verdoppelt, 6’000 neue Arbeitsplätze seien geschaffen worden. «Heute ist Basel der wohl produktivste Life-Sciences-Standort der Welt», rühmt Interpharma.
Doch genau das könnte sich in Zukunft ändern. Denn die Coronakrise hat ein weltweites Wettrennen um Milliarden staatlicher Stützungsgelder ausgelöst. Mittlerweile buhlen neben den Big Playern aus der Schweiz vor allem britische, amerikanische und auch deutsche Impfstoffhersteller um den staatlichen Geldsegen. Und um Aufträge.
So sicherte sich Gilead Sciences optional Aufträge der US-Regierung und der EU gleichermaßen (wir berichteten). Neu allerdings ist, dass neben den Giganten am Markt auch eher kleinere, aber prominent gestützte Firmen wie die deutsche CureVac im Rennen sind, eine Firma, die mit 300 Millionen Euro Steuergeldern aus Deutschland beglückt wurde (wir berichteten).
Für den Pharmastandort Schweiz sind das schlechte Nachrichten.
Was der Verband Interpharma zwar diskret, aber unmissverständlich zur Sprache bringt, ist dies: Nach der ersten Phase der Krisenbewältigung warteten nun «in einer durch den Virus geprägten neuen Normalität grosse Herausforderungen und Chancen auf Politik und Gesellschaft und damit auch den Pharmastandort Schweiz».
Dr. René Buholzer, Geschäftsführer von Interpharma, bringt es auf den Punkt: «Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil das Ausland die Bedeutung einer Wertschöpfungsintensiven Pharmaindustrie gerade in Krisenzeiten erkannt hat und sich aktiv um eine Stärkung seines Standorts bemüht».