Das Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive wird das Weisse Haus in grosse Verlegenheit bringen, meint der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Journalist Seymour Hersh. Er deutet damit an, dass Präsident Joe Bidens harte Unterstützung für Kiew ihn die nächste Wahl kosten könnte.
In seinem jüngsten Substack-Artikel, über den RT berichtet, skizzierte Hersh die Fortschritte der ukrainischen Offensivoperationen und behauptete, es bedürfe eines «Wunders», um die russischen Gewinne rückgängig zu machen, nachdem Moskau die «totale Kontrolle» über die Regionen Donezk, Lugansk, Cherson und Saporoschje übernommen habe.
Hersh argumentierte weiter, dass Kiew auf ein «Desaster» zusteuere und dies für Biden politisch schädlich sein könnte. Biden werde versuchen, die Ukraine als aussenpolitischen Erfolg zu verkaufen, wenn er sich für die Wiederwahl im Jahr 2024 bewerbe. Der Journalist fügte hinzu:
«Es könnte für Joe Biden ratsam sein, offen über den Krieg und seine verschiedenen Probleme für Amerika zu sprechen – und zu erklären, warum die geschätzten mehr als 150 Milliarden Dollar, die seine Regierung bisher bereitgestellt hat, sich als eine sehr schlechte Investition erwiesen haben.»
Mit Verweis auf Schlachtfeldstatistiken und andere Informationen, die von US-Geheimdiensten bereitgestellt wurden, erläutert Hersh, dass Kiew seit Beginn der Gegenoffensive Anfang Juni nur 44 Quadratmeilen an Territorium zurückerobert habe, «ein Grossteil davon offenes Land». Bei dem derzeitigen Tempo würde Kiew 117 Jahre brauchen, um die russischen Streitkräfte vollständig zurückzudrängen, so Hersh, der diese Zahl einem ungenannten Beamten zuschreibt.
Der ukrainische Verteidigungsminister Alexej Reznikow räumte ein, dass die Gegenoffensive nur langsam vorankomme, sagte aber in dieser Woche gegenüber der Financial Times, dass die bisherigen Operationen nur eine «Vorschau» seien und Kiew den grössten Teil seiner vom Westen ausgebildeten Reserven noch nicht eingesetzt habe.
Während die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer darauf beharren, dass der Sieg immer noch in Reichweite liege, meint Hersh: Bidens «gesamte Aussenpolitik könnte in Gefahr sein», sollte Kiew auf dem Schlachtfeld keine Ergebnisse liefern. Der Journalist forderte die Demokraten auf, das «sich abzeichnende Desaster» in der Ukraine als «Weckruf» zu verstehen, wenn sie in das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 2024 gehen werden. Er verwies auch auf die sinkenden Zustimmungswerte des Präsidenten.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte unterdessen, die wiederholten Vorstösse der ukrainische Streitkräfte hätten es nicht geschafft, die russischen Verteidigungslinien zu durchbrechen und nennenswert an Boden zu gewinnen. Ausserdem wurden mehrere schwere Leopard-2-Panzer aus deutscher Produktion und Bradley-Kampffahrzeuge aus den USA entweder zerstört oder auf dem Schlachtfeld zurückgelassen. RT zufolge zeigen Videos, die in diesem Monat von russischen und ukrainischen Quellen verbreitet wurden, ukrainische Soldaten, die aufgrund von Minenfeldern und Artilleriebeschuss stecken geblieben seien und sich zurückgezogen haben.
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