Der europäische Markt für E-Zigaretten (Vape oder elektronische Zigarette) wächst jährlich um rund 15 Prozent. Insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das so genannte Vaping beliebt. Die Größe des europäischen E-Zigarettenmarktes wurde im Jahr 2022 auf 21,35 Milliarden US-Dollar geschätzt, 2032 soll der Markt auf 90 Milliarden Dollar anwachsen.
Europa entwickelte sich dabei «zum größten geografischen Segment des globalen E-Zigarettenmarktes und erzielte einen Umsatzanteil von über 51 Prozent», wie Businesswire Anfang dieses Jahres schrieb. Der europäische Markt sei derweil stark fragmentiert, mit starker Nachfrage in Ländern wie Großbritannien, Frankreich und Deutschland.
Doch auch Nordamerika sei einer der größten und reifsten Märkte für E-Zigaretten. «Die Region verzeichnete aufgrund hoher Raucherquoten, gestiegenem Gesundheitsbewusstsein und großem Verbraucherinteresse an Rauchalternativen eine starke Verbreitung von E-Zigaretten», so Businesswire weiter.
Auf Sphericalinsights.com heißt es dazu: «[Die E-Zigarette] ist eine sicherere Alternative zu herkömmlichen Zigaretten, da kein Tabak verbrannt wird, der Teer und Kohlenmonoxid produziert.» Tobias Rüther von der «Tabakambulanz» der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uni München
bläst in ein vergleichbares Horn:
«Die E-Zigarette ist auf keinen Fall gesund, sie ist aber – und das ist ganz klar belegt – wesentlich weniger schädlich als die Tabakzigarette. Das sagen alle nationalen und internationalen Studien, alle toxikologischen Gutachten. Der Umstieg eines Rauchers von der Tabak- auf die E-Zigarette ist besser für seine Gesundheit.»
Doch sind Vapes wirklich (merklich) weniger schädlich als «normale» Zigaretten? So handelt es sich bei einer E-Zigarette um ein Gerät, das das Rauchen von Tabak simuliert. Sie besteht aus einem Zerstäuber, einer Energiequelle (etwa einer Batterie) und einem flüssigkeitsgefüllten Behälter (zum Beispiel einer Kartusche oder einem Tank). Der Nutzer inhaliert Dampf statt Rauch. Doch Sayer Ji, unter anderem Gründer von Greenmedinfo, meldet Zweifel am behaupteten gesundheitlichen Vorteil der Vapes an und hat zu dieser Thematik jetzt auf seinem Substack-Account einen entsprechenden Beitrag veröffentlicht. Titel «Puffing Poison: Is Vaping the New Recreational Chemotherapy?» (Paffendes Gift: Ist Vaping die neue Freizeit-Chemotherapie?). Jis Grundthese:
«Wollen Sie mit dem Rauchen aufhören, [indem Sie auf Vapes umsteigen]? Möglicherweise tauschen Sie [dann] ein Karzinogen gegen Dutzende weitere ein – denn E-Zigaretten geben an Sie eine langsame Dosis metallhaltiger, hormonverändernder Giftstoffe ab.»
«Dampfen», einst als technologischer Retter für Raucher gefeiert, die mit dem Rauchen aufhören wollten, habe sich rasant zu einer Epidemie unter Jugendlichen entwickelt, so Ji. Elegante, taschengroße Geräte, bonbonartige Aromen und aggressives Marketing hätten Einweg-E-Zigaretten zur bevorzugten Nikotinzufuhr für Jugendliche und junge Erwachsene gemacht. Und weiter:
«Branchenberichte bestärken oft den Glauben, Dampfen sei eine sicherere Alternative zum Rauchen, was viele zum Umstieg verleitet, ohne sich der Risiken voll bewusst zu sein. Doch diese Wahrnehmung gerät zunehmend in die Kritik. Immer mehr unabhängige Forschungsergebnisse zeigen, dass Dampfen alles andere als harmlos ist.
Die Mechanismen, die Nikotin und Aromen verdampfen, können auch einen unbeabsichtigten Giftcocktail erzeugen, der schwerwiegende Folgen für die Atemwege, das Herz-Kreislauf-System und das Nervensystem haben kann.»
Zwar würden E-Zigaretten einen Teil des in brennbarem Tabak enthaltenen Teers und Kohlenmonoxids eliminieren, doch diese Darstellung verschleiere tiefere chemische Komplexitäten. «Bei den meisten Vape-Pens – insbesondere Einweg-Vaporizern – fehlt eine strenge Produktionsaufsicht, was zu erheblichen Schwankungen in der chemischen Zusammensetzung führt», gibt Ji zu bedenken.
Bereits in frühen Studien sei auf das Vorhandensein von krebserregendem Formaldehyd und Acetaldehyd im Dampf von E-Zigaretten hingewiesen worden. Neueste Forschungen hätten jedoch noch besorgniserregendere Verbindungen aufgedeckt, darunter Schwermetalle und zersetzte Aromastoffe. Da die Regulierung hinter Innovationen zurückbleibe, seien sich Verbraucher oft nicht darüber bewusst, welche toxische Belastung mit jedem Zug verbunden sei.
Bahnbrechende Studie: Vaporizer können erhöht Blei, Nickel und Chrom ausstoßen
Ji erwähnt eine aktuelle «bahnbrechende Studie» von Forschern der University of California, Davis veröffentlicht in der Fachzeitschrift ACS Central Science, in der Aerosole aus beliebten Einweg-E-Zigaretten analysiert wurden. Sie fanden heraus, dass bestimmte Geräte Blei, Nickel und Chrom in höheren Konzentrationen als herkömmlicher Tabakrauch ausstoßen. «Schockierenderweise setzte ein Gerät an einem einzigen Tag mehr Blei frei als 20 Packungen Zigaretten», wie es dazu auf der Website der Uni heißt. Sayer Ji:
«Bleibelastung kann selbst in geringen Mengen die neurologische Entwicklung beeinträchtigen, insbesondere bei Jugendlichen. Nickel und Chrom sind bekannte Karzinogene, die mit Atemwegserkrankungen und allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht werden.
Die Ursache? Der Zerfall von Metallspulen und die Verwendung bleihaltiger Legierungen in den Innenteilen. Der Mangel an standardisierten Qualitätskontrollen bei diesen Einwegprodukten macht ihre Toxizität nicht nur wahrscheinlich, sondern unvermeidlich.»
Doch damit nicht genug. Viele dieser Metalle würden auch in die Kategorie der sogenannten «Metallöstrogene» fallen – metallische Verbindungen, die im Körper Östrogen imitieren und an Hormonrezeptoren binden können. Laut eines Berichts von Greenmedinfo, veröffentlicht bereits im Jahr 2012, können diese Metallöstrogene östrogenabhängige Krebsarten wie Brust-, Eierstock- und Prostatakrebs begünstigen. «Diese hormonelle Mimikry ist besonders besorgniserregend, da andere Inhaltsstoffe von E-Zigaretten bereits endokrinschädigende Eigenschaften haben», konstatiert Ji. «Angesichts der steigenden Beliebtheit von Einwegprodukten könnten die Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit noch schwerwiegender sein als ursprünglich befürchtet.»
Zumal neben den metallischen Verunreinigungen die Aromastoffe zu erwähnen seien, die auch eine Toxizität aufweisen würden. Sucralose etwa, ein künstlicher Süßstoff, der häufig in E-Liquids verwendet werde, um die Süße zu verstärken, zerfällt beim Erhitzen in giftige Chlorverbindungen. «Dazu gehören Dioxine und Chlorpropanole – Chemikalien, die mit Krebs, Störungen des Hormonsystems und der Unterdrückung des Immunsystems in Verbindung gebracht werden», so Ji.