Leihmütter haben einer Studie zufolge, die vor wenigen Tagen im Fachmagazin Human Reproduction veröffentlicht wurde, ein doppelt so hohes Risiko für gefährliche Schwangerschaftskomplikationen als Frauen, die auf natürliche Weise schwanger werden.
Das Risiko für Komplikationen wie Bluthochdruck und starke Blutungen ist für «surrogate mothers» auch höher als für Frauen, die sich einer In-vitro-Fertilisation (IVF) unterziehen. So erlitten der Forschungsarbeit zufolge etwa sieben Prozent der Leihmütter schwere Komplikationen, Frauen mit natürlicher Schwangerschaft hingegen nur 2,4 Prozent – und Frauen, die sich für eine IVF entschieden haben, 4,6 Prozent.
Das fünfköpfige Forscherteam aus Kanada untersuchte die Aufzeichnungen von fast einer Million Geburten. Dabei fanden sie heraus, dass Babys, die durch Leihmutterschaft geboren werden, zwar nicht schlechter dran sind, ihre leiblichen Mütter aber einem höheren Risiko für gesundheitliche Probleme ausgesetzt sind.
Wie die britische Tageszeitung Telegraph schreibt, seien sich die Wissenschaftler nicht sicher, was die Ursache für diesen Effekt ist. Doch ein möglicher Faktor sei, dass das Austragen eines fremden Kindes «physische und psychologische Auswirkungen» haben könne.
Eine der Autorinnen, Marina Ivanova von der Queen’s University im kanadischen Kingston, sagte:
«Es gibt mehrere mögliche Mechanismen, die das erhöhte Risiko einer schweren mütterlichen Morbidität bei Leihmüttern erklären könnten.
Dazu gehören Unterschiede im Gesundheitszustand oder in den soziodemografischen Merkmalen derjenigen, die sich für eine Leihmutterschaft entscheiden, mögliche Unterschiede in der pränatalen Betreuung und Überwachung, die physiologischen und psychologischen Auswirkungen, die mit dem Austragen einer Schwangerschaft für eine andere Person verbunden sind, sowie die Auswirkungen der während des IVF-Prozesses eingesetzten Behandlungen.»
Da sich Leihmütter einer IVF-Behandlung unterziehen müssen, sei es wahrscheinlich, dass die assistierte Reproduktion zu einem Teil des Risikos beitrage. Aber die Forscher erklärten, dass dies nicht für das gesamte Risiko verantwortlich sei. Maria Velez, Leiterin der Studie und Hauptautorin:
«[Leihmütter] gehören auch seltener der höchsten Einkommensgruppe an, und wir wissen, dass ein niedrigerer sozioökonomischer Status mit höheren Raten schwerer mütterlicher Morbidität verbunden ist. Bei der Analyse wurden jedoch soziodemografische Merkmale berücksichtigt, und die Ergebnisse waren ähnlich. Dies deutet auf mögliche andere Mechanismen hin.»
Der Telegraph macht auch noch darauf aufmerksam, dass die Leihmutterschaft in Großbritannien legal sei, aber nicht einklagbar. Das heiße, dass eine leibliche Mutter, die als Leihmutter ein Kind gebäre, nicht gezwungen werden könne, das Kind aufzugeben. Außerdem sei es illegal, einer Frau mehr als die angemessenen Kosten zu zahlen. Und weiter:
«Die Zahl der Eltern, die in England und Wales mit Hilfe einer Leihmutter ein Kind bekommen, hat sich in den letzten zehn Jahren fast vervierfacht. Die Zahl der Elternschaftsanordnungen, mit denen der Leihmutter die rechtliche Elternschaft übertragen wird, stieg von 117 im Jahr 2011 auf 435 im Jahr 2021.»
In Ländern wie der Schweiz, Österreich und Deutschland ist Leihmutterschaft verboten. Doch auch in der Schweiz gibt es zum Beispiel Paare, die ihren unerfüllten Kinderwunsch mit Hilfe einer Leihmutter im Ausland verwirklichen.
«Und diese Fälle nehmen zu. Das legt eine Auswertung der Fälle aus den Kantonen Zürich und Schwyz nahe», wie es im 2023er Jahresbericht des Gemeindeamtes des Kantons Zürich mit dem Titel «Leihmutterschaft: Behörden im Dilemma» heißt.
Was Deutschland angeht, so könnte das Verbot einer Leihmutterschaft bald aufgeweicht oder gar aufgehoben werden, wie Medien berichten.
«Jetzt will die Bundesregierung die Legalisierung prüfen», schreibt die Zeitschrift Geo Anfang dieses Jahres in einem Beitrag mit der Überschrift «Leihmutterschaft könnte in Deutschland bald legal sein – was das bedeutet». Weltweit sei die Leihmutterschaft zwar umstritten, doch für manche Paare sei sie «die Chance auf Glück», ist das Reportagemagazin überzeugt.
Ganz gegenteiliger Ansicht ist Papst Franziskus, der die Leihmutterschaft sogar global verbieten lassen möchte (wir berichteten).
Was Leihmutterschaft für die Frau und für das Kind bedeuten kann und ob dieses Modell der Familienplanung überhaupt mit den Menschenrechten vereinbar ist, damit beschäftigt sich Birgit Kelle in ihrem Buch «Ich kauf mir ein Kind – Das unwürdige Geschäft mit der Leihmutterschaft». Achgut.com hat Kelle im März dazu interviewt.