Laut einer neuen Studie haben die Ozeane dank der von Meereslebewesen produzierten Schwefelgase eine größere kühlende Wirkung auf die globalen Temperaturen als bisher angenommen. Die Forscher entdeckten nämlich, dass Plankton Methanthiol emittiert. Diese schwefelhaltige organische Verbindung verstärkt die kühlende Wirkung von Schwefelaerosolen, die die Sonnenstrahlung zurück ins All reflektieren. Auf die Arbeit aufmerksam macht StudyFinds. Das Portal fragt aufgrund dessen, ob der «Klimawandel stark überschätzt» wird.
Methanthiol, das bisher aufgrund von Messproblemen unentdeckt blieb, ist laut den Autoren bei der Bildung von Aerosolen effektiver als die ebenfalls schwefelhaltige Verbindung Dimethylsulfid. Letztere wird ebenfalls von Plankton emittiert und ist für den stinkenden Geruch von Schalentieren verantwortlich.
Die Forscher quantifizierten die Methanthiol-Emissionen und stellten fest, dass es den Schwefelausstoß der Meere jährlich um 25 Prozent erhöht. Die größten Auswirkungen seien dabei in den polaren Ozeanen und der südlichen Hemisphäre zu verzeichnen, wo weniger menschliche Aktivitäten stattfinden. Diese Emissionen würden zum Beispiel die Wolken aufhellen und die Sonneneinstrahlung stärker als erwartet kompensieren. Charel Wohl, einer der Autoren und Forscher am Centre for Ocean and Atmospheric Sciences der University of East Anglia, erklärte in einer Medienmitteilung:
«Dies ist das Klimaelement mit der größten Kühlkapazität, aber auch das am wenigsten verstandene. Wir wussten, dass Methanethiol aus dem Meer kommt, aber wir hatten keine Ahnung, wie viel und wo. Wir wussten auch nicht, dass es eine solche Auswirkung auf das Klima hat. Klimamodelle haben die Sonneneinstrahlung, die den Südlichen Ozean tatsächlich erreicht, stark überschätzt, vor allem weil sie nicht in der Lage sind, Wolken korrekt zu simulieren. Die hier geleistete Arbeit schließt teilweise die seit langem bestehende Wissenslücke zwischen Modellen und Beobachtungen.»