Vor einigen Tagen ist in der Fachzeitschrift Science Advances eine neue Studie erschienen zum sogenannten Kollaps der Atlantic meridional overturning circulation, kurz AMOC und auf Deutsch Atlantische meridionale Umwälzzirkulation.
Bei der AMOC handelt es sich um ein System von Meeresströmungen, das Wasser im Atlantischen Ozean zirkulieren lässt. Warmes Wasser wird nach Norden, kaltes Wasser nach Süden transportiert. «AMOC ist Teil eines globalen Meerwasser-Förderbands. Und ein Teil von der AMOC ist wiederum der Golfstrom», so das Redaktionsnetzwerk Deutschland in einem Beitrag zur neuen Studie.
Forscher befürchten, dass in naher Zukunft der Kipppunkt dieser Atlantischen Umwälzströmung erreicht sein könnte und damit auch der Golfstrom zusammenbrechen würde.
Der Golfstrom hat zentral wichtige Funktionen. So transportiert er warme Wassermassen vom Golf von Mexiko in den Atlantischen Ozean. Er erstreckt sich entlang der Ostküste der Vereinigten Staaten und Kanadas bis nach Europa zu den britischen Inseln, Island und Norwegen.
Für Europa ist der Golfstrom so etwas wie eine Warmwasserheizung. Denn das warme Wasser, das die Meeresströmung in unsere Gefilde treibt, sorgt für ein milderes Klima, als es normalerweise für diese Breitengrade üblich wäre. Ohne den Warmwassertransport wären die Winter in West- und Mitteleuropa wesentlich kälter.
Unterschiedliche Studien nennen unterschiedliche Zeitpunkte für den AMOC-Kipppunkt. Auch die Autoren der neuen Studie wollen sich bezüglich eines Zeitpunkts nicht festlegen. Es könne bereits im kommenden Jahr, aber auch erst im kommenden Jahrhundert so weit sein – es würden noch nicht genügend Daten vorliegen, sagt Hauptautor René van Westen, Meeresforscher an der Universität Utrecht.
Einig scheint man darüber: Sollte sich die AMOC weiter verlangsamen, hätte das Folgen auf beiden Seiten des Atlantiks. Dazu das Redaktionsnetzwerk Deutschland:
«Vor der US-Ostküste könnte zum Beispiel der Meeresspiegel steigen. Warum, erklärte Klimaforscherin Caesar 2021 nach Veröffentlichung ihrer Studie so:
‹Die nordwärts fliessende Oberflächenströmung der AMOC führt zu einer Ablenkung von Wassermassen nach rechts, weg von der US-Ostküste. Dies ist auf die Erdrotation zurückzuführen, die bewegte Objekte wie Strömungen auf der Nordhalbkugel nach rechts und auf der Südhalbkugel nach links ablenkt. Wenn sich die Strömung verlangsamt, schwächt sich dieser Effekt ab und es kann sich mehr Wasser an der US-Ostküste aufstauen.›»
In Europa würde es hingegen kältere Winter und mehr Extremwetterereignisse wie Winterstürme über dem Atlantik geben. Die Science Advances-Studie spricht gar davon, dass im Fall eines Kollaps der AMOC die Temperaturen in Teilen Europas um bis zu 30 Grad Celsius sinken könnten. In der südlichen Hemisphäre könnte es dagegen heisser werden, wodurch sich etwa im Amazonas Regen- und Trockenzeiten umkehren könnten.
Wie es weiter heisst, wären nicht nur für den Menschen diese Klimaveränderungen fatal, sondern auch für die Tiere und Pflanzen. Ein kälteres beziehungsweise heisseres Klima könnte die Ökosysteme massiv stressen – und vielleicht sogar zu deren Kollaps führen.
Laut Stefan Rahmstorf, Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam, ist «die neue Studie von van Westen et al. ist ein wichtiger Fortschritt in der AMOC-Stabilitätsforschung und kommt vom weltweit führenden Forschungszentrum für AMOC-Stabilitätsstudien in Utrecht/Holland».
Das Papier sei das Ergebnis eines grossen Rechenaufwands: Es basiere auf einer Klimasimulation mit einem Klimamodell für 4400 Modelljahre. Die Rechnung habe sechs Monate gedauert und sei in der niederländischen nationalen Supercomputing-Einrichtung, dem grössten System der Niederlande für Hochleistungsrechnen, durchgeführt worden.
Kommentar von Transition News:
Es stellt sich die Frage, ob selbst diese Hochleistungsrechner die schier unendlich komplex wirkende Realität adäquat abbilden können, um wirklich verlässliche Ergebnisse «auszuspucken». Zumal die Autoren der Studie selbst konzedieren, ihnen würden «noch nicht genügend Daten vorliegen», um den AMOC-Kipppunkt exakt bestimmen zu können.
Es bleibt also nach wie vor Vieles Spekulation. Das heisst nicht zwingend, dass man auf keinen Fall besorgt sein muss. Nicht nur gibt es genügend menschliche Aktivitäten wie die Abholzung von Urwäldern und die Verschmutzung der Weltmeere, die die Gegebenheiten auf der Erde in dramatischer Weise verändern und deren Auswirkungen auf das Gesamtökosystem unabsehbar sind.
Auch muss einen das von «Menschenhand» betriebene Geoengineering – abfällig auch «Chemtrails» genannt – Sorgen bereiten. So gibt es solide Belege dafür, dass es massiv betrieben wird und verheerende Auswirkungen hat auf das Klima (Transition News berichtete).
Kommentare