Die INSA-Familienstudie 2024, veröffentlicht am 13. Mai 2024 anlässlich des internationalen Weltfamilientages, bietet tiefgehende Einblicke in die aktuelle Stimmungslage der deutschen Bevölkerung hinsichtlich Familie, Kinderwunsch und Familienpolitik. Mit über 2.000 befragten Personen zeigt die Studie, dass die traditionelle Familie nach wie vor als die bevorzugte Lebensform angesehen wird und dass Familie eine zentrale Rolle als Stabilisator und Glücksgarant in Krisenzeiten spielt.
Gleichzeitig offenbart die Studie jedoch auch erhebliche Defizite in der Familienpolitik und eine besorgniserregende Zunahme von Einsamkeit und Depression unter jungen Menschen.
Die Studie zeigt, dass Familie für die überwältigende Mehrheit der Deutschen von größter Bedeutung ist. 87 Prozent der Befragten betrachten die Familie als einen sehr oder eher wichtigen Aspekt ihres Lebens. Insbesondere Menschen mit eigenen Kindern bewerten die Bedeutung der Familie noch höher. Der Wert steigt auf 95 Prozent.
Die klassische Vater-Mutter-Kind-Familie bleibt das bevorzugte Lebensmodell für 86 Prozent der Befragten. Diese Präferenz besteht trotz politischer und medialer Diskussionen über die Öffnung der Gesellschaft für vielfältigere Familienformen.
Ein alarmierendes Ergebnis der Studie ist die hohe Rate an Einsamkeit und Depression unter jungen Menschen unter 30 Jahren. 55 Prozent dieser Altersgruppe haben bereits eine Depression erlebt, und 39 Prozent fühlen sich einsam. Dies steht im starken Kontrast zu älteren Generationen, bei denen Einsamkeit und Depression weniger verbreitet sind.
Besonders besorgniserregend ist, dass 41 Prozent der kinderlosen Befragten Kinder haben möchten oder gewollt hätten, diesen Wunsch aber bisher nicht realisieren konnten. Diese Zahl ist besonders hoch bei den 18 bis 29-Jährigen (48%) und den 30 bis 39-Jährigen (46%), was auf erhebliche Herausforderungen und Schwierigkeiten für junge Erwachsene bei der Familiengründung hinweist.
Die Studie zeigt Unterschiede in der Elternschaft zwischen Ost- und Westdeutschland sowie verschiedenen Einkommensgruppen. Ostdeutsche haben mit 66 Prozent häufiger Kinder als Westdeutsche (56%). Außerdem haben Haushalte mit einem Einkommen von 4.000 Euro und mehr die meisten Kinder (69%), während Haushalte mit einem Einkommen unter 1.000 Euro in der Mehrheit kinderlos sind (68%).
Die Bevölkerung zeigt eine deutliche Unzufriedenheit mit der aktuellen Familienpolitik der Bundesregierung. Nur 22 Prozent der Befragten bewerten die Arbeit der Familienministerin Lisa Paus positiv, während 38 Prozent sie als schlecht einschätzen und 27 Prozent sie überhaupt nicht kennen. Die Familienpolitik wird von über der Hälfte der Befragten als nicht ausreichend anerkennend empfunden.
Ein Großteil der Bevölkerung (49%) empfindet Deutschland als nicht kinderfreundlich. Diese Ansicht variiert je nach Altersgruppe und geografischer Lage: Die jüngere Generation unter 40 bewertet die Kinderfreundlichkeit positiver als die ältere Generation, und Westdeutsche haben eine bessere Meinung darüber als Ostdeutsche. Es ist bemerkenswert, dass Personen ohne eigene Kinder Deutschland als besonders kinderfeindlich betrachten (51%).
Kommentar von Transition News
Diese klare Haltung der Deutschen eröffnet Chancen. Chancen, eine Familienpolitik zu betreiben, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der breiten Bevölkerung und denen von Randgruppen orientiert.
Leider geht es hier in die falsche Richtung: Schon der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer sagte in den 1950er Jahren: «Kinder kriegen die Leute immer». Sein französischer Amtskollege Charles de Gaulle dagegen unterstütze Familien massiv.
Und heute versucht die Bundesregierung, die traditionelle Familie gesetzlich nicht mehr zu privilegieren. Im Selbstbestimmungsgesetz segelt die Familie als ein Modell unter vielen, was offensichtlich auf den Einfluss von Randgruppen, Interessenvertretern und Lobbyisten zurückzuführen ist.
Ungarn zeigt in der Zwischenzeit, wie es geht: Dort steigt die Reproduktionsrate langsam, aber kontinuierlich an, weil das Land eine langfristig orientierte, dem Kinderkriegen wohlgesinnte Politik umsetzt. Die deutsche Familienministerin hätte wahrscheinlich die Telefonnummer des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Allenfalls würde sie diese vom Bundeskanzler kriegen. Orban würde erklären, wie es geht (wir haben hier darüber berichtet).
Das Beispiel Ungarn zeigt aber, dass sich auch konservative Kreise bewegen müssen, wenn es darum geht, Familien zu unterstützen und die Geburtenrate wieder über den für die Reproduktion kritischen Wert zu kriegen: Budapest hat die vorschulische familienexterne Kinderbetreuung nicht wie andere der früher kommunistischen Länder abgebaut. Freiwillige und bezahlbare (ich betone: freiwillige!) Kinderkrippen gehören nebst massiven monetären Anreizen zum Erfolgsrezept.
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