Mit einem neuen Gerät zur Distanzmessung will die Stadt Stuttgart sicherstellen, dass die Abstandsregeln auch im Club- und Nachtleben eingehalten werden, sobald es wieder zu Veranstaltungen mit grösseren Menschenmengen kommen sollte. Ein sogenannter Distanztracker soll dabei in einem Feldversuch über mehrere Monate getestet werden, wie RT berichtet.
Durch die Tracker in der Grösse einer Scheckkarte können die Gäste gewarnt werden, wenn sie einander zu nahe kommen. Ausserdem sollen sie dazu dienen, enge Kontaktpersonen von möglicherweise infizierten Personen zu ermitteln, heisst es im Bericht weiter. Die Landesregierung und der Städtetag sind überzeugt von dem Projekt, sie haben das Projekt gemeinsam mit der Universität des Saarlandes entwickelt.
Der Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr, der an der Entwicklung des Projekts beteiligt war, sagte, dass Personen des Stuttgarter Club- und Kulturbereichs als Zielgruppe infrage kämen. Auch Kaufhäuser seien ein potenzielles Anwendungsfeld. Lehr beschreibt das Projekt laut RT wie folgt:
«Die Besucher erhalten beim Betreten der Location einen Tracker, der zu jedem Zeitpunkt die genaue Position des Besuchers erkennt. Ein Echtzeit‐Warnsystem meldet unverzüglich potentiell gefährliche Begegnungen durch Vibration oder Alarmton. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz eines innovativen und hochpräzisen Ultrabreitband‐Systems, das Abstände bis auf 10 Zentimeter genau erkennen kann.»
Der Pharmazie-Professor hatte kürzlich auch schon eine saarlandweite Studie aufgesetzt, bei der als Teil eines Projekts die elektronische Distanzmessung unter anderem in drei Schulen erfasst wurde. Nach Aussage Lehrs habe das System seinen «Charme», da man auf engen Raum die Leute mit Kontakten schnell identifizieren könne und so nicht gleich alle Menschen in Quarantäne geschickt werden müssten. Auch würden dadurch die Gesundheitsämter bei der Kontaktverfolgung entlastet und die Ressourcen bei Corona-Tests in Laboren geschont.
Der Gemeinderat will noch diese Woche über das Projekt entscheiden, das über einen Zeitraum von neun Monaten angelegt ist. Sollte der Gemeinderat zustimmen, werden von der Landeshauptstadt 495’500 Euro dafür bereitgestellt. Befürwortet wird das Projekt von Landesgesundheitsministerin Manne Lucha (Bündnis90/Die Grünen). Lucha erhofft sich dadurch «wichtige Erkenntnisse für eine sichere Öffnung kultureller Veranstaltungen für die junge Generation», die von «den Corona-Auflagen besonders betroffen» ist. Weniger gut kam die Ankündigung des Projekts in den sozialen Medien an. Ein Nutzer meinte auf Twitter dazu: Das Projekt sei der «Traum eines jeden Geheimagenten aus Nordkorea».