Es war ein gewöhnlicher Tag in Miami, als plötzlich die Stimmung in einem Studio des Radio Martí, dem von den USA finanzierten Nachrichtenkanal, kippte, wie zum Beispiel die New York Times diese Woche meldete. Während eines Interviews mit einem kubanischen Aktivisten begann das Team die an den Sender gerichtete Mail der Trump-Administration zu lesen: Radio Martí sollte sofort geschlossen werden. Die Nachricht war ein endgültiger Schlag für den Sender, der seit 40 Jahren Informationen nach Kuba brachte und damit das kommunistische Regime dort regelmäßig herausforderte.
Die Schließung von Radio Martí – benannt nach dem kubanischen Nationalhelden José Martí – war das jüngste Kapitel einer langjährigen Geschichte politischer Spannungen zwischen den USA und Kuba. Die von der Trump-Regierung veranlasste Maßnahme setzte das um, was die kubanische Regierung als «Zerschlagung der Dinosaurier der subversiven Politik» feierte. Es war ein politisches Manöver, das die Strategie Washingtons, Kuba mit Nachrichten zu beeinflussen, abrupt beendete.
In einer Zeit, in der Kuba von schwerer wirtschaftlicher Not geplagt ist, wirkte Radio Martí als Sprachrohr für die Hoffnungen vieler Kubaner, die im staatlich kontrollierten Informationsfluss keine Wahrheit mehr fanden. Über die Jahre hinweg hatte der Sender, unterstützt durch eine wachsende Präsenz in sozialen Medien und auf YouTube, Millionen von Zuhörern erreicht.
Kritiker jedoch hatten immer wieder die Art und Weise angeprangert, wie Radio Martí agierte. Der Sender wurde häufig als «Überbleibsel des Kalten Krieges» bezeichnet – ein Ort, an dem politische Eliten ihre Verwandten in gut bezahlte Posten brachten. Der Sender wurde nicht nur wegen seiner oft als parteiisch empfundenen Berichterstattung kritisiert, sondern auch aufgrund wiederholter Skandale, die in den USA zum Thema öffentlicher Debatten und Untersuchungsausschüsse wurden.
Mit der Entscheidung, den Sender zu schließen, setzte Trump einen endgültigen Schlussstrich unter die jahrzehntelange Praxis, Kuba mit westlichen Informationen zu überfluten. Das Ende von Radio Martí markiert nicht nur das Ende eines wichtigen Überbleibsels aus der Ära des Kalten Krieges, sondern auch eine Wende in der amerikanischen Politik gegenüber Kuba. Was jedoch bleibt, ist eine Gesellschaft, die weiterhin um politische und wirtschaftliche Veränderungen ringt, während die Schatten der Vergangenheit weiterhin über der Insel hängen.