Gibt es eine «geheime Klientenliste» von Jeffrey Epstein – und hat er sich in seiner Gefängniszelle selbst umgebracht oder wurde er ermordet? Dies beides wird aktuell wieder verstärkt diskutiert, nachdem die US-Administration behauptet hat, dass der wegen sexueller Ausbeutung Minderjähriger Angeklagte nicht ermordet worden sei und es auch keine entsprechende «client list» gebe, aus der sich ergibt, dass Prominente auch in kriminelle Handlungen verwickelt waren und etwa Minderjährige von Epstein für Sexhandlungen gekauft haben (siehe dazu den TN-Beitrag «Fehlende Minute in Gefängnis-Video begründet Zweifel an Mordtheorie»).
Selbst ein sonst mainstreamkritisches Medium wie ZeroHedge schien angetan von der Schlussfolgerung der Trump-Regierung, schrieb es doch:
«Wenn ein Fall endgültig für abgeschlossen erklärt wird, ist die Versuchung groß, anzunehmen, dass noch immer etwas Großes verborgen sein muss. Doch was, wenn die einfachste Erklärung tatsächlich die richtige ist?»
Doch in einem aktuellen Beitrag traut ZeroHedge dem Epstein-Braten, den die US-Regierung der Welt vorsetzt, ausdrücklich nicht wirklich. ZeroHedge:
«Nachdem sein FBI nun erklärt hat, ‹hier gibt es nichts zu sehen!› – also dass es keine Liste gibt und sich Epstein definitiv selbst umgebracht hat –, will Trump aus einem Grund, den wir nicht genau benennen können, einfach nur, dass die ganze Sache verschwindet. Letzte Woche attackierte Trump einen Reporter scharf, weil dieser nach Epstein gefragt hatte ... Und am Samstag gab Trump eine Lehrstunde ab in Sachen Streisand-Effekt, indem er in einem Beitrag für Truth Social schrieb: ‹Wir haben eine PERFEKTE Regierung, DAS WELTGESPRÄCH, und ‹egoistische Menschen› versuchen, ihr zu schaden, und das alles wegen eines Mannes, der nie stirbt: Jeffrey Epstein. Seit Jahren heißt es immer wieder: Epstein.›»
Trump habe dann auch versucht, die Epstein-Akten zu diskreditieren, indem er meinte, sie seien «von Obama, der betrügerischen Hillary, Comey, Brennan und den Verlierern und Kriminellen der Biden-Administration verfasst worden, die die Welt mit der Russland-Russland-Russland-Fälschung, 51 ‹Geheimdienst›-Agenten, ‹DEM LAPTOP AUS DER HÖLLE› [von Hunter Biden] und mehr betrogen haben?»
Und Trump fügte hinzu: «Warum haben diese radikalen linken Verrückten die Epstein-Akten nicht veröffentlicht? Wenn darin IRGENDETWAS war, das der MAGA-Bewegung hätte schaden können, warum haben sie es dann nicht verwendet?» Dazu ZeroHedge: «Vielleicht, weil es alle auf beiden Seiten des Ganges belasten würde?»
Trump ist derweil auch der Auffassung, das FBI solle sich auf Wahlbetrug und die Festnahme von «Schlägern und Kriminellen konzentrieren, statt sich Monat für Monat mit nichts anderem als denselben alten, von der radikalen Linken inspirierten Dokumenten über Jeffrey Epstein zu beschäftigen». Vor einem Jahr sei «unser Land TOT gewesen, jetzt ist es das ‹HEISSESTE› Land der Welt. Lassen Sie es so bleiben und verschwenden wir keine Zeit und Energie mit Jeffrey Epstein, jemandem, der niemanden interessiert.»
Doch dies blieb nicht unwidersprochen. X- und Tesla-Chef und Ex-Trump-Buddy Elon Musk zum Beispiel mischte sich ein und meinte:
«[Trump] hat ein halbes Dutzend Mal ‹Epstein› gesagt und dabei allen nahegelegt, sie sollten aufhören, über Epstein zu reden. Geben Sie einfach die Dateien frei, wie versprochen.»
Und Musk schrieb auch:
«Das ist eine sehr große Sache. In was für einem System leben wir denn, wenn Tausende von Kindern missbraucht wurden, die Regierung Videos der Täter hat und trotzdem keiner der Täter angeklagt wird?»
ZeroHedge zitiert auch den US-Journalisten Chris Hedges, der in einem Substack-Beitrag mit dem Titel «Trump, Epstein and the Deep State» angemerkt habe, die Liste der Personen, die sich in Epsteins Umfeld bewegt hätten, lese sich wie ein «Who-is-Who der Reichen und Berühmten». Dazu gehörten:
- Donald Trump
- Bill Clinton, der angeblich mit Epstein eine Reise nach Thailand unternommen hat
- Prinz Andrew
- Bill Gates
- Glenn Dubin, Hedgefonds-Milliardär
- Bill Richardson, Ex-Gouverneur von New Mexico
- Larry Summers, ehemaliger Finanzminister und ehemaliger Präsident der Harvard University
- Stephen Pinker, Kognitionspsychologe und Autor
- Alan Dershowitz, einer der bekanntesten Strafverteidiger der USA
- Leslie Wexner, Milliardär und CEO von Victoria’s Secret
- Jes Staley, ehemaliger Barclays-Banker
- Ehud Barak, ehemaliger israelischer Premierminister
- David Copperfield
- Kevin Spacey
- Bill Burns, ehemaliger CIA-Direktor
- Mort Zuckerman, Immobilienmogul
- George Mitchell, ehemaliger Senator von Maine
- Harvey Weinstein, der in Ungnade gefallene Hollywood-Produzent, «der sich an Epsteins ewigen Bacchanalien ergötzte»
Hedges zufolge dient die Weigerung der Trump-Regierung, die Epstein-Akten und -Videos freizugeben, nicht nur dem Schutz Trumps, sondern auch der herrschenden Klasse. Sie würden alle demselben Club angehören. Diese Weigerung sollte die «absurde Idee» beenden, dass der US-Präsident den sogenannten «Deep State» zerschlagen wird. Hedges erläutert:
«Trump ist Teil der widerwärtigen Kabale von Politikern – Demokraten und Republikanern – Milliardären und Prominenten, die uns, und oft minderjährige Mädchen und Jungen, als Ware betrachten, die sie für Profit oder Vergnügen ausbeuten, und das schon lange.»
Das Fazit des Pulitzer-Preisträgers:
«Die Epstein-Geschichte ist ein Spiegelbild des moralischen Bankrotts, des Hedonismus und der Gier der herrschenden Klasse. Dies geht über politische Grenzen hinweg. Es ist der gemeinsame Nenner zwischen demokratischen Politikern wie Bill Clinton, Philanthropen wie Bill Gates, der Milliardärsklasse und Trump. Sie sind eine Klasse von Raubtieren und Trickbetrügern. Es sind nicht nur Mädchen und Frauen, die sie ausbeuten, sondern wir alle.»
ZeroHedge wiederum veröffentlichte dazu folgende Bildkomposition:
Quelle: ZeroHedge
Es sei unnötig zu erwähnen, dass Trumps jüngster Befehl an MAGA wegen Epstein nach hinten losgegangen sei, so ZeroHedge weiter. Als Beispiel dafür nennt das Medium einen X-Post von @ExtremePapist, in dem es heißt: «Verbrennt eure MAGA-Mützen, dieser Typ [=Trump] ist scheiße.» Dazu ist ein Video gestellt, das zeigt, wie jemand Baseballkappen mit der Aufschrift «MAGA» in Brand setzt:
Zum Anschauen des Videos bitte auf das Bild klicken; Quelle: X-Account von @ExtremePapist