Das Asow-Bataillon (Brigade Asow), eine in der ukrainischen Armee eingebettete Neonazigruppe, tourt derzeit mit einer Propaganda-, Bekehrungs- und Finanzierungskampagne durch Europa. Wie L’Indipendente berichtet, besuchen Mitglieder der Gruppe vom 21. Juli bis zum 2. August neun Städte in sechs EU-Ländern: Polen, Deutschland, die Niederlande, Belgien, die Tschechische Republik und Litauen.
Heute Abend, am 25. Juli, werden die Soldaten in Berlin-Treptow auftreten. B.Z. berichtet, dass die linke Szene zu einem Protest dagegen mobilisiert. Die Gruppe würde faschistische Kriegspropaganda verbreiten, so der Vorwurf. Auf dem Programm stehen auch die deutschen Städte Hamburg (26. Juli) und Köln (30. Juli).
Die ukrainischen Kämpfer beabsichtigen, «Fans im Ausland, potenzielle Spender und Freiwillige» zu treffen, um ihre Bemühungen an der Front zu unterstützen, indem sie bezahlte «Auftritte» anbieten. Zwischen Aufführungen ukrainischer Tänze und Erzählungen von der Front will die Gruppe die Öffentlichkeit für ihre Sache sensibilisieren, indem sie die Inhalte ihres kulturellen und ideologischen Programms erläutert.
L’Indipendente zufolge sollen die Auftritte nach Angaben der Organisatoren in erster Linie dazu dienen, Ukrainer im Ausland zu treffen, und sie werden in ukrainischer Sprache abgehalten. Die Zeitung weiter:
«Es ist jedoch nicht schwer zu vermuten, dass sie auch eine Gelegenheit sein werden, die Beziehungen zu den anderen europäischen Organisationen zu festigen, die Teil der Schwarzen Internationale sind, einer Galaxie von Dutzenden von europäischen und anderen neofaschistischen und neonazistischen Akronymen, die gerade in der Ukraine ihr theoretisches und militärisches Epizentrum hat, was Olena Semenyaka, die Ideologin von Azov, die ‹konservative Weltrevolution› genannt hat.»
Gemäß L’Indipendente ist es unklar, wer und wie viele Teilnehmer der von Andrey Biletsky – Spitzname «Weißer Führer» – gegründeten Neonazigruppe an der Tournee teilnehmen. Die Mitglieder des Asow-Bataillons würden sich anscheinend als ernstzunehmende Alternative zu Wolodymyr Selenskyj präsentieren wollen, um den Krieg fortzusetzen. Der ukrainische Präsident hat nämlich erstmals die Möglichkeit einer Teilnahme Russlands am nächsten Friedensgipfel in Aussicht gestellt, der für November geplant ist.
Das Asow-Bataillon gehört laut der Zeitung zu jenem Block von Organisationen, der nicht die Absicht hat, sich auf einen möglichen Frieden einzulassen, der zwangsläufig die Abtretung von Gebieten bedeuten würde, die von Russland erobert wurden und deren Bevölkerung in einem Referendum für den Beitritt zur Russischen Föderation gestimmt haben.
L’Indipendente erinnert daran, dass die US-Regierung unter Präsident Joe Biden im vergangenen Juni beschlossen hat, das Asow-Bataillon von der Liste der Gruppen zu streichen, denen der Verkauf und die Weitergabe von Rüstungsgütern gemäß dem Leahy-Gesetz untersagt ist. Dieses verbietet es den Vereinigten Staaten, ausländischen Militäreinheiten Hilfe zu leisten, selbst wenn diese nur unter dem Verdacht von Menschenrechtsverletzungen stehen.
Die Zeitung macht außerdem darauf aufmerksam, dass das Asow-Bataillon von verschiedenen internationalen Organisationen wiederholt wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt wurde, die es während des Krieges gegen die Zivilbevölkerung der Ostukraine, lange vor dem russischen Einmarsch im Jahr 2022, begangen hat.
Amnesty International, Human Rights Watch und sogar die Vereinten Nationen haben die Gewalt angeprangert, die von den verschiedenen Neonazi-Gruppen begangen wurde, die sich seit 2014 am Krieg gegen die prorussische Region der Ostukraine, den Donbass, beteiligen: Willkürliche Inhaftierung, Folter, Mord und vieles mehr lauten die Vorwürfe. Selbst die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erstellte 2016 einen Bericht über Kriegsverbrechen der ukrainischen Streit- und Sicherheitskräfte gegen die russischsprachige Bevölkerung.
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