«We weren’t on the wrong side. We are the wrong side.
(Wir waren nicht auf der falschen Seite. Wir sind die falsche Seite.)»
Daniel Ellsberg
Liebe Freundinnen und Freunde
Sie haben lange nichts von mir gehört – beziehungsweise gelesen. Der Grund: Ich war vier Wochen in Vietnam. Leider habe ich mir dort unter anderem Dengue-Fieber eingefangen und war nach meiner Rückkehr im Krankenhaus.
Ich hatte mich bei Ihnen – liebe Leserinnen und Leser – nicht verabschiedet, das hat vereinzelt für Irritation gesorgt. Dafür entschuldige ich mich. Diese persönliche Bindung war mir nicht bewusst – freut mich aber natürlich sehr.
Das Thema dieses Newsletters liegt auf der Hand: Vietnam. Ein Land in Südostasien, etwa zwölf Stunden Flugzeit entfernt. Grösse und Einwohnerzahl mit Deutschland vergleichbar.
Daniele Ganser hat einmal provokant formuliert: «Selten, oder ich würde sagen: eigentlich nie, hat jemand das Gefühl, er kommt zurück aus einem Land und denkt: Dieses Land müsste man dringend mal bombardieren.»
Diese Erfahrung teile ich: Wer in einem Land war, die Menschen, ihre Lebensweise und Probleme ein wenig kennengelernt hat, entwickelt ganz automatisch Sympathien. Ohne Ausnahme. Ich befürworte deshalb aktuell Schüleraustausch-Programme mit Russland.
Zurück zu Vietnam: Es ist ein wunderschönes – und heisses – Land. Die Menschen sind sehr höflich und nett. Ich habe keine bettelnden Menschen gesehen, aber der Lebensstandard liegt deutlich unter dem in Mitteleuropa.
Die Hierarchie bei einer der Haupteinnahmequellen, dem Angebot von Waren – meist Essen – sieht in etwa so aus: Waren mit einem Bambusstab auf der Schulter tragen – Waren auf einem Fahrrad transportieren – Ein paar Quadratmeter auf dem Bürgersteig mit einer Art Theke – Ein kleines Restaurant mit Plastik-Kinderhockern auf dem Bürgersteig – Ein Restaurant im Haus mit normalen Holzstühlen und einer Klimaanlage.
Um ein Thema kommen wir bei Vietnam natürlich nicht umhin: Der Vietnam-Krieg. Ich kann hier nur auf wenige Aspekte eingehen (ausführlicher tut das Daniele Ganser in diesem Vortrag).
Der Krieg forderte insgesamt geschätzt drei Millionen unmittelbare Tote. Es wurden unvorstellbare Kriegsverbrechen begangen. Vor allem durch die USA: Sie haben zur Entlaubung der Wälder und zur Vernichtung von Ernten 80 Millionen Liter Gift versprüht.
Diese Gifte – vor allem das dioxinhaltige Agent Orange – haben in den nachfolgenden Jahren – bis heute – zusätzlich bei etwa drei Millionen Menschen zu schweren Fehlbildungen, Krebs und anderen Schäden geführt. Von den Umweltschäden ganz abgesehen. Entschädigungszahlungen gab es nur für US-Soldaten.
Folgende Firmen haben Agent Orange hergestellt: Monsanto, Bayer, Dow Chemical, Boehringer Ingelheim, Spolana.
Auch die Vietcong – die Gegner der USA – waren nicht zimperlich, nur auf anderem technischen Niveau. Ich habe ein Dutzend unterschiedlicher Fallen gesehen, die dazu dienten, verschiedenste Körperteile zu durchbohren – meist mit sehr langen Metallnägeln.
Und heute? Es gibt nur eine Partei, die kommunistische KPV. Das Angebot westlicher Waren ist begrenzt. Aber es gibt Coca-Cola und ich habe auch einen McDonald’s gesehen.
Hat sich der Krieg «gelohnt»?
Ganz aktuell: Die Weltbevölkerung wurde – wie bei allen Kriegen – belogen. Daniel Ellsberg, einer der ersten und mutigsten Whistleblower, hat dafür gesorgt, dass die Lügen, der Irrsinn und die Brutalität des Krieges an die Öffentlichkeit gelangten («Pentagon Papers» Film).
Er hat damit massgeblich zur Beendigung des Vietnam-Krieges beigetragen. Der konsequente Pazifist starb vor ein paar Tagen 92-jährig. Er war sehr oft im Gefängnis. Aber er wurde nicht ermordet, obwohl es dazu Pläne gab.
Zum Abschluss ein paar optische Eindrücke aus dem sehenswerten Land Vietnam. (Fotos: Lars Ebert)



Herzlich
Ihr Lars Ebert
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Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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