EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen entfernte laut L’Indipendente gezielt kritische Stimmen. In ihrer zweiten Amtszeit habe sie eine nahezu kritikfreie und homogenere Kommission zusammengestellt:
«Von der Wirtschaft über die Herablassung gegenüber dem israelischen Völkermord in Palästina bis hin zur Unterstützung der Ukraine, die bewaffnet und bedingungslos sein muss, hat die deutsche Politik in der Tat jede kritische Stimme innerhalb der Spitzenfunktionen, die Brüssel für die nächsten fünf Jahre zu regieren hat, wissenschaftlich entfernt.»
Nicht mehr dabei ist denn auch der bisherige EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, der sich in der Vergangenheit klar gegen Israels Politik in Palästina positioniert hatte. Besonders Borrells Äußerungen zur israelischen Besatzung in der Westbank führten zu Spannungen mit Israel, was ihn daraufhin diplomatisch isolierte.
An seine Stelle tritt Kaja Kallas, eine estnische Politikerin, die für ihre harte Linie gegen Russland und ihre Unterstützung für Israel bekannt ist. Kallas vertritt laut der Zeitung eine formell kritische, aber de facto unterstützende Haltung gegenüber Israel, ähnlich wie die USA.
Auch Thierry Breton, der bisherige Kommissar für den Binnenmarkt, musste die Kommission verlassen. Er warf von der Leyen vor, ein geheimes Abkommen getroffen zu haben, das seine Absetzung im Gegenzug für ein «einflussreicheres Ressort» für Frankreich vorsieht, nämlich das Amt des Industriekommissars, das von Stéphane Séjourné bekleidet werden soll, sofern er nicht vom Europäischen Parlament abgelehnt wird. Breton, der während der «Pandemie» eine wichtige Rolle bei der Impfstoffverteilung in der EU spielte, hatte sich wiederholt kritisch gegenüber von der Leyens zentralistischem Führungsstil geäußert.
Laut L’Indipendente versucht von der Leyen, aus den Fehlern ihrer ersten Amtszeit zu lernen, indem sie eine Kommission zu schaffe, die möglichst geschlossen hinter ihrer Politik steht. Diese Strategie widerspreche jedoch den Ansichten vieler europäischer Bürger. Umfragen würden zeigen, dass die öffentliche Meinung zu Themen wie Waffenlieferungen an die Ukraine und der Unterstützung Israels oft deutlich von der offiziellen EU-Linie abweiche.