«Fälle» und Gestorbene in Spanien im Vergleich (Quelle: Worldometer)
Seit Mitte Mai präsentieren die Daten zu Covid-19 ein grosses Rätsel: Während die Kurven der Infizierten und der Erkrankten vorher parallel verliefen, klaffen sie seither immer weiter auseinander. Positiv Getestete werden immer seltener krank. Auf diesen Widerspruch weist der Experte für Qualitätsmanagement und Messtechnik, Werner Bergholz, em. Professor der Jacobs University Bremen hin. Seine Vermutung, die er mit statistischen Analysen begründet: Der Anteil der falsch positiv Getesteten dürfte bei rund 75 Prozent liegen, , eine weitere Analyse aus September weist sogar in Richtung 90%.
Die Analyse der Daten zu Covid-19 ist nicht nur ein virologisch-epidemiologisches Problem, sondern auch ein Thema der Statistik und des Risikomanagements. Zudem haben die Ergebnisse der PCR-Tests gravierende persönliche Folgen – Quarantäne, Maskenpflicht etc. – und schwerwiegende wirtschaftliche Auswirkungen.
«Wie gut ist die Messmittelfähigkeit des Tests?» lautet die Frage, die Werner Bergholz in seiner Analyse «Zuverlässigkeit des PCR -Tests beantwortet.
«Jede ‹offizielle› und ‹gerichtsfeste› Messtechnik, egal ob in der Industrie, in der Verwaltung oder im Gesundheitswesen, muss bestimmte Anforderungen erfüllen», schreibt Bergholz (in Klammern seine Antworten in Bezug auf den PCR-Test):
1. Sie muss geeicht und damit auf einen nationalen Messstandard rückführbar sein (Der PCR-Test ist geeicht, aber mit signifikanten Einschränkungen).
2. Sie muss reproduzierbar und wiederholbar sein , im Qualitätsmanagement Fachjargon heißt das Gauge R&R, ohne diesen Nachweis darf die Methode für QM Zwecke nicht verwendete werden. (Ja, innerhalb der Toleranz der Spezifität und Sensitivität)
3. Die Messmittelfähigkeit bezüglich Genauigkeit und Präzision muss für diese Anwendung validiert sein (bisher keine Validierung, auch wenn das RKI behauptet, die WHO hätte diese durchgeführt, dafür gibt es aber keinen Beleg.)
4. Die Toleranz (Messunsicherheit) muss bekannt sein (sehr grenzwertig)
5. Das Messgerät und die Messtechnik müssen zugelassen sein (Es gibt in Deutschland mehr als 170 Labore, aber kein offizielles Zulassungsverfahren)
Es ist gemäss Bergholz nicht ersichtlich, «wie gut die Sensitivität und die Spezifität der Labore übereinstimmen» und «ob in jedem Labor regelmässige Nullproben und andere Qualitätsprüfungen durchgeführt werden». Gemäss Bergholz ist daher «die Gerichtsfestigkeit und Zuverlässigkeit des Tests eher zweifelhaft».
Einen deutlichen Hinweis auf die Unzuverlässigkeit der Tests liefern aber die Resultate selber. Anhaltspunkte für den wirklichen falsch positiv Anteil der PCR Tests sieht Bergholz in der Tatsache, dass die beiden Kurven für die Anzahl positiver Tests und Verstorbener ab Juni deutlich auseinander laufen. «Das heisst: Es gibt immer weniger Verstorbene im Vergleich zu der täglichen Zahl positiver Tests. Die Trends sind sogar gegenläufig.» Während der Anteil der Verstorbenen unter den positiv Getesteten in der Hauptphase der Pandemie bei 4% stand, liegt er jetzt deutlich unter 1 %, bzw. darunter. Damit liegt der Anteil falsch positiver Test gemäss Bergholz «sicher bei 3/4, wahrscheinlich noch höher!»
«Fälle» und Gestorbene in Deutschland (Grafik: Bergholz)
Eine Rolle spielt auch die Zunahme der täglichen Tests, denen zunehmend auch Gesunde unterworfen werden. Frankreich hat seit Juli die Zahl der Test um einen Faktor 2,5 gesteigert, Spanien um 2 und Luxemburg um den Faktor 14. Frankreich erwägt gerade noch stärkere Einschränkung, weil die Zahlen der positiv Getesteten sogar höher sind als im März, aber es gibt so gut wie keine Verstorbenen, das Auseinanderlaufen von positiven Tests und Todesfällen ist dort noch deutlicher als in Deutschland. Absolut nicht nachvollziehbar ist, dass das die Verantwortlichen nicht bei der Analyse der Lage angemessen berücksichtigen und vor allen Dingen nach den Ursachen dieser Diskrepanzen forschen, BEVOR neue Massnahmen verhängt werden.
Auch eine medizinische Ursache für die auseinanderklaffenden Trends von positiv Getesteten und Gestorben könnte eine Rolle spielen: die sog. Kreuzimmunität. Aufgrund von früheren Infektionen mit Coronaviren hat ein substanzieller Anteil der Bevölkerung T-Zellen, die auf Sars-Cov-2 reagieren, gemäss einer Studie der Universität Tübingen sogar 81%. Eine andere denkbare Ursache, dass die Zahl der positive getesteten älteren Leute zurückgegangen ist, trifft nicht zu, nach den Zahlen des RKI ist die Zahl Woche für Woche bis heute praktisch konstant. Auch die denkbaren Erklärung, dass die Behandlungsmöglichkeiten sehr viel besser geworden sind oder dass das Virus durch Mutation nicht mehr so gefährlich ist, können weitgehend ausgeschlossen werden.
Dabei wäre es gar nicht so aufwändig, Klarheit zu schaffen, mit ergänzenden klinischen Erhebungen, Antikörperanalysen und vor allem mit Doppeltests in zwei unabhängigen Laboratorien. Ein Zusatzaufwand würde nur mit den positiv Getesteten entstehen und sich auf rund 1% beschränken.
Ein weitere wichtiger Ergänzung der Analysen ist die Verknüpfung der sogenannten „Sentinel“ Daten mit den Zahlen positiv getesteter in Deutschland: Das RKI bekommt von ca. 100 Arztpraxen in Deutschland jede Woche Abstriche von Patienten mit Atemwegserkrankungen, die auf alle heimischen Viren untersucht werden. Das Ergebnis überrascht: zwar gab es im März und April eine kleine Anzahl Proben, in denen neben anderen Viren auch SARS COVID-2 Viren gefunden wurden, aber seit KW 16 gab es keinen einzigen Fund mehr!
Eine einfache Analyse zeigt, dass die Aussage des RKI, das wäre ein grosser Zufall, falsch ist. Vielmehr folgt aus den Daten vom Mär, dass seit KW 16 genauso viele auf SARS COVID-2 positive Proben hätten gefunden werden müssen wie in dem Zeitraum davor. Die einzige plausible Erklärung ist, dass mindestens 90% der positiven Tests falsch positiv sind, die Zahl könnte aber auch noch höher sein
Das Fazit von Werner Bergholz:
- Der PCR Test ist nicht gerichtsfest und nach allen öffentlich zugänglichen Quellen nur marginal Qualitäts-gesichert
- Die Spezifität des Tests liegt in der Praxis mittelweile offenbar über 99%, aber der genaue Wert ist nicht bekannt. Aus der Analyse der vorhandenen Daten ist ein Wert um 99,5% relativ wahrscheinlich
- Die Medien berücksichtigen die Auswirkung falsch Positiver bisher nicht, auch das RKI nicht. Dadurch entsteht ein verzerrtes Bild der wirklichen Lage.
- Die tägliche Anzahl mit und oder an Covid-19 Verstorbener liegt um die 6, intensivmedizinisch werden lt. dem RKI ca. 200 Patienten behandelt, damit liegt keine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ mehr vor.
Im Zusammenhang mit Punkt 4 ist ein Rechtsgutachten für den Bundestag, das von der FDP in Auftrag gegeben wurde, wichtig (https://www.fdpbt.de/gutachter-bestaetigt-forderung-ende-pandemie-notlage )
(Aktualisiert 10.9.2020)