Im Gegensatz zu Weihnachten feiern die Griechen Silvester und Neujahr mit vielen Bräuchen und grosser Anteilnahme. Der erste Januar ist der Namenstag des Heiligen Basilius, griechisch Agios Vassilis. Dieser ist deshalb die griechische Variante des St. Nikolaus, der die Geschenke bringt und unter den Weihnachtsbaum legt. Die Geschenke werden denn auch in der Silvesternacht kurz nach Mitternacht geöffnet. Dann wird auch ein Kuchen gegessen, in den eine Münze eingebacken wird.
Der Brauch entstand so: Basilios lebte im vierten Jahrhundert nach Christus in der Stadt Caesarea in Kappadokien als Bischof. Zeit seines Lebens setzte er sich für die Armen und Benachteiligten ein. Kappadokien, heute in der Türkei gelegen, stand damals unter römischer Herrschaft. Die Bewohner litten unter der hohen Steuerlast. Basilios wandte sich deshalb an die Reichen des Landes und bat sie, ihre armen Mitbürger zu unterstützen. Die Vermögenden gaben dem Bischof Geld und Schmuck, so dass dieser die Steuerschuld aller Bürger begleichen konnte.
Der römische Präfekt war von dieser Tat so gerührt, dass er auf die Steuer verzichtete und dem Bischof die Wertgegenstände und das Geld zurückgab. Weil es nun nicht mehr möglich war, die Gegenstände ihrem jeweiligen Besitzer zuzuordnen, liess Basilios süsse Brote backen, in denen die Schmuckstücke und das Geld eingebacken wurden. Diese Kuchen nannte man recht bald «Vassilopita» (St. Basilius-Kuchen). Auf diese Weise verteilte er das Geld unter den Armen des Landes und wurde schliesslich zum Gabenbringer der Kinder an seinem Namenstag am Neujahr.
Die griechischen Kinder ziehen deshalb an Weihnachten und am Silvester von Haus zu Haus und singen, begleitet von einem Triangel, die sogenannten Kalanda (gr. Κάλαντα). Das sind Lieder, die von Weihnachten und vom heiligen Basilios künden. Die Kinder erhalten dann Geld und Süssigkeiten.
Die Tochter des Schreibenden zog, als sie in Griechenland zur Schule ging, auch durch das Quartier in Athen und sammelte 63 Euro. Mit diesem Geld kaufte sie Geschenke ein und legte diese unter den Weihnachtsbaum. Kurz nach Mitternacht überreichte sie den Familienmitgliedern freudvoll diese Überraschungen.
Die Griechinnen und Griechen sind grosszügig, wenn auch durch Krise und Inflation verarmt. In der Nacht von 31. Dezember zum 1. Januar geht also in Griechenland kurz nach Mitternacht unter dem Baum die Päcklischlacht los.
Und dann wird die «Vassilopita» feierlich angeschnitten. Das erste Stück ist für Jesus Christus, das zweite für das Haus und das dritte für die Armen. Danach kommen reihum alle Anwesenden zu ihrem Stück.
Die «Vassilopita» wird gemeinsam verzehrt im Gedenken an den weisen Bischof Basilios, heute der Heilige Basilius, griechisch Άγιος Βασίλειος, von dem sich viele unserer heutigen Würdenträger inspirieren lassen könnten.