Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) musste einen Vorschlag für neue, weltweite Trinkwasser-Richtlinien zurückziehen, weil dieser der Industrie die Möglichkeit gegeben hätte, die Grenzwerte der EU und der USA für gesundheitsschädliche PFAS-Chemikalien im Trinkwasser zu unterlaufen. Die Richtlinien hätten auch eine hohe PFAS-Kontamination des Trinkwassers in Entwicklungsländern begünstigt.
Dieser Vorfall entlarve die WHO einmal mehr als Marionette der Industrie, konstatiert Dr. Meryl Nass auf ihrem Substack. Auch The Guardian rückte den den Fall vor einigen Tagen in den Fokus und titelte: «WHO will schwache PFAS-Trinkwasserrichtlinien nach angeblicher Korruption streichen.»
Viele unabhängige Wissenschaftler hätten bemängelt, dass die vorgeschlagenen WHO-Trinkwasserrichtlinien für Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonat (PFOS) schwach seien, die menschliche Gesundheit nicht vollständig schützten, glaubwürdige Forschungsergebnisse ignorierten und weit über den von den Regulierungsbehörden in den USA und der EU festgelegten Grenzwerten liegen würden. Die Richtlinien hätten weit mehr PFAS im Trinkwasser zugelassen, als von Umweltschutzbehörden erlaubt.
Aufgrund der vehementen Kritik will die WHO nun «eine völlig neue Überprüfung der wissenschaftlichen Literatur» durchführen. Das Gremium der Wissenschaftler, die die Leitlinienentwürfe erarbeitet hatten, wurde aufgelöst. Stattdessen wurde ein neues Gremium eingesetzt, dem angeblich weniger industrieverbundene Wissenschaftler und mehr Regulierungsbeamte angehören.
Bei den PFAS-Stoffen handelt es sich um eine Klasse von etwa 15.000 Chemikalien, die in der Regel zur Herstellung von Produkten verwendet werden, die wasser-, schmutz- und hitzebeständig sind. Sie werden als «Chemikalien für die Ewigkeit» bezeichnet, weil sie sich nicht auf natürliche Weise abbauen lassen. Sie reichern sich an und werden mit Krebs, Nierenerkrankungen, Leberproblemen, Immunstörungen, Geburtsfehlern und anderen schweren Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht.
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