Während des Krieges in der Ukraine hat China seine Handelsumsätze mit Russland verdoppelt. Chinas Exporte nach Russland sind so stark, dass an der Grenze zwischen den beiden Ländern eiligst neue Lagerhäuser und Bürotürme hochgezogen wurden.
Nach Angaben der New York Times hat China von Russlands Einmarsch in der Ukraine profitiert, weil sich Russland aufgrund der gegen das Land verhängten Sanktionen vom Westen abgewandt und in Peking eingekauft hat –von Autos bis hin zu Computerchips.
Im Gegenzug verkauft Russland Öl und Gas mit grossen Rabatten an China. Diese Rohstoffe landen über Umwegen auch im Westen – aber viel teurer.
Russische Schokolade, Würstchen und andere Konsumgüter werden jetzt in chinesischen Supermärkten in Hülle und Fülle verkauft. Der Handel zwischen Russland und China erreichte in den ersten elf Monaten dieses Jahres einen Wert von über 200 Milliarden Dollar, ein Niveau, das die beiden Länder gemäss Prognosen erst 2024 erreichen würden.
Chinas Ausfuhren nach Russland sind in den ersten elf Monaten dieses Jahres um 69 Prozent gestiegen, verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021, also vor dem Einmarsch in der Ukraine. Peking ist es gelungen, bei kritischen Gütern in die Bresche zu springen, da europäische und US-amerikanische Unternehmen seit dem Beginn des Krieges im Februar 2022 den russischen Markt meiden.
Die grössten Gewinner des verstärkten Handels mit Russland waren im vergangenen Jahr die chinesischen Fahrzeughersteller. Die Verkäufe haben dazu beigetragen, dass China im laufenden Jahr Japan als weltgrössten Autoexporteur abgelöst hat. Nach Angaben von GlobalData Automotive haben chinesische Autohersteller 55 Prozent des russischen Marktes erobert.
Ein weiterer Grund für diesen Anstieg ist die Tatsache, dass Autos auf einfache Art mit der Bahn nach Russland verschifft werden können.
«Nie zuvor haben wir erlebt, dass Autohersteller aus einem einzigen Land (in einem anderen Land) so schnell so viele Marktanteile erobern konnten - die Chinesen sind in einer unerwarteten Situation (in Russland) aufgetaucht», sagte der Automobilberater Michael Dunne.
Auf der anderen Seite waren deutsche Hersteller wie Mercedes-Benz und BMW in Russland sehr aktive Verkäufer, zogen sich aber als Reaktion auf die Sanktionen zurück, die Europa, die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten gegen das Land verhängt hatten.
Die Verkäufe von Luxusautos in Russland sind generell stark zurückgegangen und haben zu einem Rückgang des gesamten russischen Automarktes beigetragen.
Die Vereinigten Staaten haben China eindringlich davor gewarnt, Waffen an Russland zu liefern, obwohl bisher keine Beweise dafür vorgelegt wurden, dass es dies tut. Doch einige zivile Ausrüstungen, die China an Russland verkauft, wie Drohnen und Lastwagen, werden auch militärisch genutzt.
Pekings wirtschaftliche Offensive in Russland hat auch dem chinesischen Baugewerbe willkommenen Auftrieb gegeben. Die Wirtschaft im Land der Mitte ist immer noch daran, die Narben zu heilen, die die «Null-Covid»-Politik hinterlassen hat. Zudem steckt der chinesische Immobilienmarkt in der Krise und Millionen von Wohnungen stehen leer oder werden nicht fertiggestellt.
Pipelines sind für eines der wichtigsten Güter, die zwischen den beiden Ländern transportiert werden, unerlässlich: Energie. Billige russische Energie hat chinesischen Fabriken geholfen, mit ihren Produkten auf den Weltmärkten Anteile zu gewinnen, während ihre Konkurrenten in anderen Ländern, insbesondere in Deutschland, in den letzten zwei Jahren mit deutlich höheren Energiekosten zu kämpfen hatten.
Russland hat die Gaslieferungen durch die Power of Siberia-Pipeline nach China erhöht und verhandelt über den Bau einer zweiten Röhre, die Gas von Feldern transportieren soll, die vor dem Krieg in der Ukraine Europa versorgten. Weniger als drei Wochen vor Kriegsausbruch einigten sich China und Russland auch auf den Bau einer dritten, kleineren Pipeline, die Gas aus dem östlichsten Teil Russlands in den Nordosten Chinas transportieren soll; der Bau dieses Projekts ist bereits weit fortgeschritten.
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