Ein Weckruf aus der Wissenschaft, aus einer schulmedizinisch orientierten Mainstream-Quelle, nämlich Medscape, betrieben von der US-Firma WebMD. Titel: «Giftige Chemikalien, die wir unbewusst zu uns nehmen».
«Die Lebenserwartung sinkt rapide. Drei Viertel der Amerikaner sind übergewichtig oder fettleibig, die Hälfte hat Diabetes oder Prädiabetes, und die Mehrheit ist metabolisch ungesund. Darüber hinaus steigt die Zahl der allergischen, entzündlichen und Autoimmunkrankheiten in der westlichen Welt jährlich um drei bis neun Prozent»
Die Hauptursache für diese Katastrophe ist unser Lebenswandel, konkret: unsere Ernährung. Aber ein Faktor wird völlig unterschätzt: Umweltgifte. Der Mensch stellt zig tausende unterschiedliche künstliche Chemikalien her – also Stoffe, die es in der Natur nicht gibt. Diese werden in grossen Mengen produziert, ohne dass ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt gründlich erforscht werden.
Im Laufe vieler Jahre haben sich jedoch Berichte über die Schädlichkeit einzelner Stoffe gehäuft – zum Teil erschreckende, mit Todesfolge. Der Hersteller protestiert, er verdient ja Geld damit. Es gibt lange Gerichtsverfahren, Gutachten. Und wenn wir Glück haben, gelingt der Nachweis der Schädlichkeit. Dann dauert es in der Regel wiederum Jahre, bis der Stoff verboten wird.
«Ein viel zu wenig beachteter Faktor bei Krankheiten sind Umweltgifte und endokrin wirksame Chemikalien. In den vergangenen Jahren haben sich diese Faktoren dem westlichen medizinischen Establishment weitgehend entzogen; inzwischen gibt es jedoch immer mehr Beweise für ihre Bedeutung für die Fruchtbarkeit, den Stoffwechsel und Krebs.»
Nachfolgend eine kurze Übersicht über die laut Medscape gefährlichsten Stoffe, denen wir nach wie vor ausgesetzt sind (es gibt noch deutlich mehr, zum Beispiel Asbest oder Neonicotinoide):
Mikroplastik
Es handelt sich um kleine Kunststoffstücke mit einer Länge unter fünf Millimetern. Es wird geschätzt, dass das Gesamtgewicht von Mikroplastik in den Ozeanen im Jahr 2050 das Gewicht aller Fische darin übersteigt. Bei der Mehrheit der gesunden Probanden wurde Mikroplastik im Blut gefunden.
Mikroplastik fördert im Tierversuch die Tumorentstehung und ist – eventuell indirekt – giftig für Zellen. In dem Artikel wird die Verwendung von wiederverwendbaren Tragetaschen und das Vermeiden von Kunststoff-Teebeuteln empfohlen.
Weichmacher (Phthalate)
Phthalate in Plastikteilen machen diese flexibel und haltbar. Phthalate werden aber auch in Parfüms oder Lufterfrischern eingesetzt, um Düfte zu binden.
Phthalate stören unsere Hormone. Der Kontakt wird mit einer abnormen Sexual- und Gehirnentwicklung bei Kindern sowie mit einem niedrigeren Testosteronspiegel (verringerte Potenz) bei Männern in Verbindung gebracht.
Die schädliche Wirkung kann durch Einatmen, Verschlucken oder Hautkontakt erfolgen. Ein Grossteil der Exposition ist aber wahrscheinlich auf Lebensmittel zurückzuführen. Es gibt Bewertungen von Drogerieprodukten bezüglich deren Phthalatgehalt im Internet, die «Skin Deep»-Datenbank der NGO EWG.
Bisphenol A (BPA)
BPA findet sich in vielen durchsichtigen Plastikflaschen und Trinkbechern, in der Auskleidung von Lebensmittelkonserven und in Thermopapier, das häufig für den Ausdruck von Kassenbons verwendet wird. BPA ist eine der weltweit am meisten verbreiteten Chemikalien, es werden jedes Jahr etwa sechs Millionen Tonnen produziert.
BPA ähnelt Östrogen und wird mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit und sexuellen Funktionsstörungen bei Männern in Verbindung gebracht. Wie bei den Phthalaten geht man davon aus, dass der grösste Teil mit der Nahrung aufgenommen wird. BPA wurde in mehr als 90 Pronzent einer repräsentativen Stichprobe der US-Bevölkerung nachgewiesen.
BPA ist in einigen Ländern für Babyflaschen verboten. Es wird empfohlen, Kunststoffe aus Polycarbonat (Recycling-Kennziffer 7) zu vermeiden und nach Möglichkeit keine Thermopapiere wie Fahrkarten oder Kassenbons zu berühren. Lebensmittel und Getränke sollten in Glas oder Stahl aufbewahrt und vor allem niemals in Kunststoffbehältern aufgewärmt werden. Lebensmittel in Konservendosen sollten generell vermieden werden.
Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCBs)
Dioxine und PCB werden häufig unter dem Oberbegriff «persistente organische Schadstoffe» zusammengefasst, weil sie sich kaum abbauen und auch Jahrzehnte nach einem Verbot in der Umwelt verbleiben. Sie wurden selbst in sehr entlegenen Regionen wie den Polgebieten nachgewiesen und reichern sich in Fett an.
Dioxine entstehen bei vielen industriellen Vorgängen, der Verbrennung von Müll oder PVC. PCB wurde früher in Flammschutzmitteln und Kühlmitteln gefunden.
Tetrachlordibenzodioxin, das gefährlichste Dioxin, ist krebserregend (karzinogen). Dioxine haben viele gesundheitliche Auswirkungen auf die Entwicklung, das Immunsystem sowie das Fortpflanzungs- und Hormonsystem. Eine höhere PCB-Belastung korreliert mit einem erhöhten Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Verwendung von PCB in der industriellen Fertigung ist in vielen Ländern inzwischen verboten, deshalb wurden die Emissionen deutlich gesenkt. Dennoch gelangen Dioxine und PCB aus der Umwelt immer noch in die Nahrungskette.
Man kann die Exposition reduzieren, indem man den Verzehr von Fleisch, Fisch und Milchprodukten einschränkt und die Haut und das Fett von Fleisch abschneidet. Der Gehalt an Dioxinen und PCB in Fleisch, Eiern, Fisch und Milchprodukten ist etwa fünf- bis zehnmal höher als in pflanzlichen Lebensmitteln. Zuchtlachs ist wahrscheinlich die am stärksten PCB-kontaminierte Proteinquelle, zumindest in den USA.
Pestizide
Monokulturen in der Landwirtschaft führten zu einem dramatischen Anstieg des Einsatzes von industriellen Pestiziden. Bei über 90 Prozent der US-Bevölkerung sind Pestizide in Urin und Blut nachweisbar, unabhängig davon, wo sie leben. Pestizide werden meist mit der Nahrung aufgenommen.
Jährlich werden weltweit etwa vier Millionen Tonnen Pestizide versprüht. Darunter ist Glyphosat das am meisten verwendete Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizid). 8,6 Millionen Tonnen Glyphosat wurden seit 1974 weltweit versprüht. Die EU-Kommission hat erst kürzlich die Zulassung von Glyphosat noch einmal für 10 Jahre verlängert.
Verschiedene Pestizide können Krebs, Demenz durch Alzheimer, allgemeinen kognitiven Abbau und eine erhöhte Sterblichkeit verursachen. Da sich viele Pestizide in der Nahrungskette anreichern, wird eine vegetarische Ernährung – möglichst aus kontrolliert biologischem Anbau – empfohlen. Auch hier bietet die EWG einen Einkaufsführer zu Pestiziden in Lebensmitteln an.
Per- und Polyfluoralkyl-Substanzen (PFAS)
PFAS werden als «ewige Chemikalien» bezeichnet, da sie in der Natur im Grunde ein ewiges Leben haben, also nie abgebaut werden. Es handelt sich um eine Familie von tausenden synthetischen Verbindungen. Die ersten Vertreter wurden von 3M zur Herstellung von Scotchgard (Teppiche, Stoffe) und von Dupont zur Herstellung von Teflon (Beschichtung von Töpfen und Pfannen) verwendet.
Obwohl Perfluoroctansäure (PFOA) 2013 aus antihaftbeschichtetem Kochgeschirr entfernt wurde, sind PFAS-Verbindungen nach wie vor in Fast-Food-Verpackungen, wasser- und schmutzabweisender Kleidung, Feuerlöschschaum und Körperpflegeprodukten verbreitet. PFAS werden auch bei der Zersetzung dieser Produkte sowie bei der Entsorgung aus Abfallanlagen in die Umwelt freigesetzt. PFAS wurden im Blut von 98 Prozent der US-Bevölkerung und im Regenwasser von so weit entfernten Orten wie Tibet und der Antarktis nachgewiesen.
Selbst sehr geringe Belastungen werden mit einem erhöhten Risiko für Krebs, Lebererkrankungen, ein niedriges Geburtsgewicht und hormonelle Störungen in Verbindung gebracht. Die US-Umweltbehörde EPA hat vor kurzem ihre lebenslangen Gesundheitsempfehlungen für PFAS auf 0,004 Teile pro Trillion geändert, was mehr als 10’000 Mal niedriger ist als der vorherige Grenzwert von 70 Teilen pro Trillion. Die EPA hat ausserdem vorgeschlagen, bestimmte PFAS-Chemikalien formell als «gefährliche Stoffe» einzustufen.
Zur Vermeidung oder Vorbeugung einer PFAS-Belastung wird empfohlen, Leitungswasser entweder mit Umkehrosmose- oder Aktivkohlefiltern zu filtern (zumindest in den USA), Fast Food und Lebensmittel zum Mitnehmen möglichst zu meiden, und auf Produkte zu verzichten, die als «wasserfest», «schmutzabweisend» oder «antihaftbeschichtet» gekennzeichnet sind.
Kommentar Transition News
Im Jahr 2022 wurden weltweit 400 Millionen Tonnen Plastik produziert. Stoffe, deren Schädlichkeit für Mensch oder Umwelt erwiesen ist, müssen sofort verboten werden! Alles andere ist zumindet fahrlässige Körperverletzung. Stoffe mit einem begründeten Verdacht auf Schädlichkeit müssen untersucht werden – und bis zum Nachweis der Unbedenklichkeit vorübergehend verboten werden.
Die Beweislast muss umgekehrt werden: Erst wenn es glaubhafte Hinweise auf Unschädlichkeit gibt, darf ein neuer Stoff zugelassen werden.
Es ist ein Skandal, dass auch hier wieder der grösste Teil der Verantwortung auf die Bevölkerung abgeschoben wird! Die Konzerne verdienen Millionen und Milliarden mit gesundheitsschädlichen Chemikalien, die zum Teil nie mehr aus unserer Umwelt verschwinden werden. Und dann lautet die offizielle Empfehlung, man solle sein Leitungswasser filtern und gewisse Produkte meiden!
Man wird den Verdacht nicht los, dass man, indem man beim Thema Gesundheit ausschliesslich auf die Themenblöcke Krankheitserreger und Klimawandel abhebt, von den wirklichen Skandalen ablenken will. Für ein Verbot eindeutig gesundheitsschädlicher Stoffe bräuchte es keine jährlichen Konferenzen, tagelangen Diskussionen oder Abstimmungen der Massnahmen verschiedener Länder. Verbieten, fertig.
Weiterführende Quellen
Allgemein
- Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe
- IARC-Monographien zur Identifizierung krebserzeugender Gefahren für den Menschen
- Arte-Videos zum Thema Schadstoffe in Europa
Pestizide (Glyphosat)
Per- und Polyfluoralkyl-Substanzen (PFAS)
- Kinofilm: «Vergiftete Wahrheit»
- ARD Mediathek: «Das Jahrhundertgift»
- Verbraucherzentrale: «Ewigkeits-Chemikalien PFAS: Wo sie stecken, warum sie problematisch sind»
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