Die Erfindung des Buchdrucks im Jahr 1450 veränderte die Kommunikation, indem sie die schnelle Verbreitung von Büchern und Zeitungen ermöglichte und die Gesellschaft tiefgreifend umgestaltete. Eine neue Studie, auf die Study Finds aufmerksam macht, zeigt, dass die Presse auch eine zentrale Rolle bei der Massenhysterie und Verfolgung im Zusammenhang mit der Hexenverfolgung spielte.
«Malleus Maleficarum», ein Handbuch zur Hexenverfolgung, das erstmals 1487 gedruckt wurde, erfreute sich demnach in ganz Europa besonderer Beliebtheit. Seine weite Verbreitung habe detaillierte Richtlinien für die Identifizierung, Befragung und Verfolgung von Hexen geliefert, die die nachfolgenden Hexenprozesse angeheizt hätten.
Vor dem Buchdruck war der Glaube an die Hexerei laut den Autoren der Studie zwar vorhanden, blieb aber weitgehend auf kleine, isolierte Kreise wie Religionsgelehrte oder Inquisitoren beschränkt. Die Presse habe diese Ideen an die Öffentlichkeit gebracht und die Angst vor Hexen zu einem weit verbreiteten Phänomen gemacht.
Die Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen der Veröffentlichung von Handbüchern zur Hexenverfolgung und dem Zeitpunkt von Hexenprozessen in 553 Städten zwischen 1400 und 1679. Sie fanden einen direkten Zusammenhang: Jede neue Ausgabe von «Malleus Maleficarum» habe zu einer Zunahme der Hexenprozesse geführt.
Darüber hinaus zeigt die Studie, wie das Verhalten der Nachbarstädte Einfluss darauf hatte, ob eine Stadt Hexenprozesse einführte. Wenn eine Stadt begann, die in den Handbüchern beschriebenen Praktiken zu befolgen, hätten andere diese Handlungen bald nachgeahmt – ein Prozess, der als «ideelle Verbreitung» bekannt ist. Die Kombination dieser neu verfügbaren Ideen und des sozialen Einflusses habe das perfekte Umfeld für die Ausbreitung der Hexenverfolgungen geschaffen. Das führte dazu, dass etwa 90.000 Menschen angeklagt wurden, von denen fast die Hälfte im Laufe der 300 Jahre hingerichtet wurde.
Obwohl die Angst vor Hexen die Gesellschaft nicht mehr beherrscht, weist die Studie darauf hin, dass ähnliche Prozesse des sozialen Wandels auch heute noch stattfinden. Die Hauptautorin der Arbeit, Kerice Doten-Snitker, erklärt:
«Der Prozess der Einführung von Hexenprozessen ist nicht unähnlich der Art und Weise, wie moderne Regierungen heute neue Politiken verabschieden. Es beginnt oft mit einer Veränderung von Ideen, die durch soziale Netzwerke verstärkt werden. Mit der Zeit schlagen diese Ideen Wurzeln und verändern das Verhalten ganzer Gesellschaften.»
Kommentare