In Deutschland bestätigten die letztes Jahr veröffentlichten Protokolle des Robert-Koch-Instituts, dass die Corona-Maßnahmen nicht auf wissenschaftlichen, sondern auf politischen Entscheidungen beruhten. Unter anderem wurde nun dasselbe Vorgehen auch in Italien von einem Insider enthüllt.
Der Infektiologe Giuseppe Ippolito, Mitglied der damaligen Covid-Task-Force und früherer Generaldirektor für Forschung und Innovation im italienischen Gesundheitswesen, stellte in einer Sitzung der parlamentarischen Covid-Untersuchungskommission die Corona-Politik der italienischen Regierung in Frage. Die Anhörung fand am 15. April statt, doch das Protokoll wurde erst am 7. August veröffentlicht.
Wie Libero Quotidiano mitteilt, erklärte Ippolito, dass innerhalb dieser Task-Force «nichts entschieden» wurde. Zudem habe es «keine formelle Einrichtung gegeben, sondern nur eine Pressemitteilung» des damaligen Gesundheitsministers Roberto Speranza. Er beanstandete auch, dass «die Teilnehmer je nach den zu behandelnden Themen unterschiedlich» waren. Das Portal schließt daraus, dass «völlige Verwirrung» herrschte.
Ein weiteres Problem war laut Ippolito der Mangel an Beatmungsgeräten: Die EU habe zwar eine gemeinsame Beschaffung versprochen, doch die erste Bestellung sei erst im Mai erfolgt und die Geräte seien erst im Juli geliefert worden. «Zu spät», fand das ehemalige Task-Force-Mitglied. Dabei ist allerdings anzumerken, dass auch die Intubationen selbst zu zahlreichen Todesfällen geführt haben.
Die Lockdowns erachtete Ippolito als essenziell, er kritisierte aber die Zeitpunkte und die selektiven Maßnahmen, die nicht optimal für dicht besiedelte Regionen gewesen seien. Was hingegen die «Covid»-Patienten in den Krankenhäusern betrifft, stellte er fest:
«Am Anfang handelte es sich sicherlich um eine Epidemie, bei der die Krankenhäuser, wie wir wissen, als Konzentrationsorte für Fälle galten. Wenn die Patienten zu Hause geblieben wären, hätten sie sicherlich ein besseres Ergebnis gehabt.»
Das trifft umso mehr zu, als in den italienischen Krankenhäusern – und nicht nur dort – laut Experten und Angehörigen zahlreiche Patienten durch medizinische «Fehler» starben (wir berichteten hier und hier).
Ippolito beanstandete außerdem, dass der «Pandemieplan» von 2006 nicht aktiviert wurde. «Covid» habe sich nämlich wie eine Grippe verhalten. «Genau das Gegenteil von dem, was der damalige Gesundheitsminister Roberto Speranza behauptete», kommentiert Libero Quotidiano.
Die Partei der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, Fratelli d’Italia (FdI), sieht sich durch diese Aussagen bestätigt und kritisiert die vorherige Regierung. Alice Buonguerrieri, Fraktionsvorsitzende der FdI im Ausschuss, bezeichnete die Aufhebung der Geheimhaltung der Anhörung von Ippolito vor dem Covid-Ausschuss als «einen weiteren Schlag gegen die damalige Regierung Conte und Minister Speranza». Ippolito habe die Erklärung des ehemaligen Gesundheitsministers vor der Abgeordnetenkammer im Jahr 2020, wonach die Wissenschaft und nicht die Politik die Entscheidungen der Regierung gegen «Covid» leite, scharf kritisiert, da er den Abgeordneten wörtlich gesagt habe:
«Wir haben Gutachten erstellt, und die Politik hat entschieden, was damit zu tun ist.»
Auch in Bezug auf die Nichtannahme des Pandemieplans von 2006 habe Ippolito das Prinzip bekräftigt, dass die Politik die Entscheidungen traf. Buonguerrieri ergänzte:
«Die Worte, die der damalige Gesundheitsminister im Parlament äußerte, waren also nichts anderes als ein Versuch, die Verantwortung für dieses skandalöse und schikanöse Management der Pandemie auf die Wissenschaft abzuwälzen.»
Antonella Zedda, Vizepräsidentin der Senatoren von FdI und Mitglied der Covid-Kommission, ist der Ansicht, dass sich die damalige Regierung «politisch gegenüber den Italienern für dieses schlampige und amateurhafte Management verantworten» muss. Auch Francesco Ciancitto, Abgeordneter der FdI und Vizepräsident der Covid-Kommission,äußerte sich scharf:
«Es war gelinde gesagt beunruhigend und besorgniserregend, auch zu erfahren, dass diese Experten nicht ‹institutionell in die zu treffenden Entscheidungen eingebunden› waren. Wir stehen vor einer entwaffnenden Situation.»