Der Berliner Rapper Bustek prangert in seiner Musik die gesellschaftspolitischen Missstände und sozialen Fehlentwicklungen an. Größere Bekanntheit erlangte er mit dem Kollektiv Rapbellions, das während der Corona-Krise zusammen mit einem impfkritischen Song bundesweit für Furore sorgte und tagelang die Schlagzeilen sämtlicher Leitmedien bestimmte.
Seitdem veröffentlicht Bustek einen Song nach dem anderen. Mal handelt es sich um Kooperationsprojekte mit seinen Rapbellionskollegen, mal um Solo-Tracks. Thematisch setzt sich der Rapper sehr intensiv mit den Vorgängen der letzten Jahre auseinander. Die Verfehlungen der Corona-Politik prägen seine Stücke, genauso wie der Kriegskurs der gegenwärtigen Ampel-Regierung sowie deren Missmanagement in vielen anderen sozialen Bereichen.
Seine musikalische Abrechnung präsentierte er im Frühjahr 2023 in dem Debütalbum «Damit ihr wisst, wie es war». Rund ein Jahr später liegt bereits sein zweites Album vor. Ging es ihm in dem Erstling noch um eine authentische Dokumentation der Zeitgeschichte, konzentrierte er sich beim Nachfolger darauf, die Hörer energetisch zu berühren. «Ich wollte etwas schaffen, wodurch die Menschen ihren Schmerz kompensieren können», sagt Bustek. Nicht zufällig heißt das aktuelle Album «Akzeptanz». Das sei das Erste, was man lernen müsse, um sich seinen Problemen zu stellen, so der Rapper.
Aufbauende und mutmachende Texte
Seine Intention hat er bravourös umgesetzt. Das Album verströmt positive Energie mit aufbauenden, mutmachenden Zeilen, die helfen, alle negativen Erfahrungen der letzten Jahre zu verarbeiten. Bereits die ersten Stücke schärfen in lässigem Sprechgesang ein, wie wichtig es ist, aufzustehen und den Blick nach vorne zu richten. «Höher als der Horizont» etwa hält die Menschlichkeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl hoch. Es ist ein Aufruf zum Dialog, zum zivilisierten Gespräch trotz gegensätzlicher Meinungen. «Denn am Ende sind wir alle eins / Wir sind Brüder und Schwestern, wir sind alle eins», heißt eine Zeile.
Der Song «Niemand hält uns auf» hingegen kommt etwas kämpferischer, bestimmter und widerständiger daher. Er beschwört den Durchhaltewillen aller, die seit Jahren öffentlich gegen die soziale und politische Ungerechtigkeit ihre Stimme erhoben und dafür immer wieder Diffamierung, Ausgrenzung und Strafverfolgung erfahren haben. Auch Bustek musste den einen oder anderen Seitenhieb ertragen. Doch er lässt sich nicht mundtot machen. Das ist die Message dieses Songs, dessen Beat gesampelte Parolen von Demonstrationen enthält.
Fulminante, aufpeitschende Beats
Den jeweiligen Klangteppich für Busteks Rap-Zeilen haben verschiedene Produzenten gewebt. Im Booklet sind Namen zu lesen wie Allrounda Beatz, Buckroll, Sinstyle oder Raspo. Mal sind sie mit melancholischen Einsprengseln durchsetzt, mal mit aufpeitschenden Soundeffekten, die zum Hüpfen animieren. So wie der Song «Alles nur ein Spiel» ist er eine metaphorisch formulierte Kritik an der Art und Weise der heutigen Politik, die in Bürgern nichts anderes sieht als «Schachfiguren».
Nicht weniger energiegeladen ist der Song «Walk the Fire», eine Kooperation mit dem Schweizer Singer-Songwriter Sam Moser. Dröhnende Percussions harmonieren hier mit eingängigen E-Gitarren, zu denen der Eidgenosse mit rauchiger Stimme einen emotionalen Refrain einstimmt und Bustek Punshlines wie diese abfeuert:
«Manchmal frag ich mich, war’s das alles wert?
All die Cancel Culture hat meinen Willen nur gestärkt,
Doch auf der ander’n Seite, war’s ein harter Kampf,
Shadowban, wir allein gegen das ganze Land.»
Gastauftritte haben neben Sam Moser viele weitere Musiker aus der alternativen Kulturszene, unter anderem der Rapper Panischer und die Rapbellionskollegen Holy Smokez, Lapaz und Goethe. Mit dem Singer-Songwriter Jens Fischer Rodrian ist hingegen ein Unplugged-Stück entstanden, das Authentizität und Emotionen gleichermaßen versprüht.
Das Leid der Kinder
Nicht weniger gefühlvoll und berührend mutet der Song «Keine, keine wahre Geschichte» an. Bustek erzählt hier eine wahre Geschichte aus der Perspektive eines Kindes, das seine Erfahrungen während der harten Maßnahmenzeit schildert. Angesprochen werden Aspekte wie Einsamkeit, Hoffnungs- und Hilflosigkeit. Wenn Bustek aus der kindlichen Perspektive das Grauen jener Zeit zum Ausdruck bringt, zeigt er nicht nur seine Rap-, sondern auch seine Schauspielfähigkeiten.
Bustek thematisiert frühe und aktuelle Ereignisse, coronapolitische Zivilisationsbrüche und systemstabilisierende Entscheidungen. In «Free Palestine» geht er auf den Gaza-Krieg ein, mit einem humanistischen Appell und einer pazifistischen Botschaft. «Schreit, free, free, free Palestine», heißt es in der Hook, «free, free, free Palestine / Lasst den Terror endlich enden, wir woll’n Frieden weltweit.»
Die siebzehn Songs auf dem Album bieten viel Abwechslung und decken sowohl musikalisch als auch textlich ein breites Spektrum ab. Sie sind aktivistisch und anklagend, trostspendend und erbaulich, spritzig und energetisch. Vor allem aber sind sie wohldosiert. Er habe nicht immer nur mit dem Finger auf Fakten zeigen wollen, sagt Bustek. Vielmehr sei es ihm darum gegangen, die Hörer emotional abzuholen und zu bewegen, mit einer Musik, die auf unterschiedlichen Ebenen überzeugt.
Das ist dem Rapper aus Berlin gut gelungen. Das Album klingt runder als das Debüt, künstlerisch ausgereifter und solider in der Komposition. Es scheint, als hätte Bustek die Botschaft verinnerlicht, die er mit dem Titel seines Albums sendet: Akzeptanz. «Ich bin der Meinung, dass wir nicht ändern können, was im ‹Außen› passiert», sagt er. «Wir können nur das, was wir in uns tragen, kontrollieren und steuern.»
Wichtig sei es, sich keine Sorgen zu machen. Wer damit aufhöre, verschwende keine Energie mehr. Diese könne dann für die Suche nach Lösungen verwendet werden. Auf diesem Weg erweist sich Busteks Album als ein probater Soundtrack.
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