Ein berühmtes Sprichwort besagt, dass im Krieg die Wahrheit das erste Opfer ist. Das gilt erst recht für den Informationskrieg. Zur Machtpolitik gehört es seit jeher, bestimmte Informationen aus dem Debattenraum zu verbannen und den Diskurs zu lenken, insbesondere bei brisanten Themen wie 9/11, Corona, Ukraine-Krieg oder Klimapolitik. Das Wissen darüber ist heterogen und breitgestreut. An die Oberfläche dringen aber nur solche Informationen, die die Entscheidungsträger an den Hebeln der Macht billigen. Als deren Stützen gelten journalistische Medien und Digitalkonzerne. Sie produzieren den allesüberwältigenden Informationsstrom – den Mainstream.
Ein Gegengewicht dazu sind alternative Medien. Sie blicken auf die brisanten Themenfelder aus einer anderen Perspektive und liefern bisweilen konträre Informationen, solche, die den Mächtigen gefährlich werden könnten und genau deshalb im Mainstream untergehen. Doch diese Quellen muss man erst mal finden. Wer sich unvoreingenommen über 9/11, Corona oder den Ukraine-Krieg informieren will, begibt sich heute in den digitalen Raum und behilft sich mit einer Suchmaschine, in den häufigsten Fällen Google.
Mittlerweile gibt es Alternativen wie DuckDuckGo, Brave Search oder Ecosia, doch selbst sie spucken bei entsprechenden Anfragen zu jenen Themen zunächst die Beiträge der Mainstream-Medien und -Portale aus. Folglich wird nur eine Seite der Wahrheit präsentiert, während die andere irgendwo im Nirwana verschwindet, weil alternative Medien mit ihren Inhalten in den Suchergebnissen erst gar nicht auftauchen – oder erst auf Seite 100, bis zu der sich die User nur selten durchklicken.
Der Aktivist Captain Future schafft Abhilfe
Diese Verzerrung hat den Berliner DJ und Informatiker Michael Bründel auf die Idee gebracht, eine Suchmaschine zu programmieren, die ausschließlich alternative Medien durchforstet. Der als Captain Future bekannte Aktivist möchte damit ein Gegengewicht zum Mainstream schaffen und allen Internetnutzern die Möglichkeit geben, gezielt nach anderen als den bekannten Informationen zu suchen. Seine alternative Suchmaschine soll die im Informationskrieg gestorbene Wahrheit auferstehen lassen, sie pflegen und stärken. Sie soll der besseren Meinungsbildung dienen und Journalisten bei der Recherche helfen.
Bründel hat seiner Suchmaschine einen griffigen Namen gegeben: Schwuurbel.de (Transition News berichtete). Es ist eine ironische Anspielung auf einen Kampfbegriff, mit dem Mainstreammedien und ihre Leser alle Regierungskritiker pauschal verächtlich machen. Bründel wertet diesen Ausdruck gewissermaßen auf, indem er mit seiner Suchmaschine Fakten an die Oberfläche spült, die belegen, dass regierungs- und herrschaftskritische Aussagen eben kein Geschwurbel darstellen, sondern Substanz haben.
Bekannte Portale und kleine Blogs
Bei der Programmierung von Schwuurbel.de geht der Informatiker so vor, dass er im Backend die jeweiligen alternativen Medien manuell einträgt. Zu ihnen gehören so bekannte Online-Magazine wie Multipolar und NachDenkSeiten, kleinere Blogs wie kultur-zentner.de – und natürlich auch Schweizer Portale wie Transition News. Derzeit befänden sich um die 40 alternative Medien in der Datenbasis, sagt Bründel. Er sei aber ständig auf der Suche nach weiteren Portalen.
Dabei stellt sich die Frage nach den Auswahlkriterien. Wo lässt sich die Grenze zwischen alternativen und Mainstreammedien ziehen? Welche Merkmale sprechen dafür, ein Portal in den Index aufzunehmen? Bründel orientiert sich dabei am sogenannten Mediennavigator, einer 2D-Grafik, den unter anderem der Historiker Daniele Ganser bei seinen Vorträgen verwendet. Auf der linken Seite tauchen die Logos von so bekannten Organen wie Der Spiegel, Süddeutsche Zeitung oder BILD auf. Die rechte Seite weist Namen wie apolut, Kontrafunk oder Anti-Spiegel auf.
Das Hauptkriterium sei jedoch der Inhalt, so Bründel. Wenn ein Medium mehrheitlich Beiträge veröffentliche, die dem Mainstream widersprächen, sei es für Schwuurbel.de qualifiziert. Vorschläge für den Index sind erwünscht. Bründel bittet die Nutzer um Kontaktaufnahme, wenn ihnen weitere alternative Medien einfallen.
100 Leute pro Tag – Tendenz steigend
Das Feld ist noch sehr unübersichtlich. Regelmäßig entstehen neue Portale, die die Berichterstattung der Mainstreammedien gegen den Strich bürsten wollen. In der außerparlamentarischen Opposition herrscht viel Bewegung. Das Interesse an alternativen Informationen wächst stetig, wie auch Bründel bemerkt. Obwohl seine Suchmaschine noch recht neu und unbekannt ist, nutzen sie rund 100 Leute pro Tag – Tendenz steigend.
Schwuurbel.de stößt auf positive Resonanz, Bründel bekommt viel Zuspruch. Der OVALmedia-Chef Robert Cibis habe ihm in einem persönlichen Gespräch sogar gesagt, dass die alternative Suchmaschine das wichtigste Projekt der Gegenwart sei. Und dieses dürfte jetzt erst richtig durchstarten. Anfangs habe es noch einige technische Schwierigkeiten gegeben, erklärt Bründel. «Die Suchmaschine enthielt ein paar Mängel, und ich war auch nicht mit der UX zufrieden.» In der Informatiksprache ist damit das Nutzererlebnis gemeint. Der Begriff umschreibt alle Aspekte, die bei der Interaktion mit dem jeweiligen Dienst eine wesentliche Rolle spielen.
Bründel hat die Mängel behoben und ist mit der Bilanz zufrieden. Die neue Suchmaschine komme moderner und technisch besser daher, sagt er. Wer einen Begriff eingibt, erhält nach nur weniger als einer Sekunde die gewünschten Ergebnisse. Schwuurbel.de sei ideal für kritische Geister, so der Aktivist und Informatiker. Denn die Suchmaschine bringe eine Vielzahl an kritischen Stimmen wieder dorthin, wo sie hingehörten: ans Licht.
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