Der deutsche Ethikrat plädiert für eine vielfältige und kontroverse Debatte, an der Vertreter verschiedener Wissenschafts-Disziplinen aber auch Betroffene teilnehmen sollen. Nur so könne Mitverantwortlichkeit und Akzeptanz erzeugt und vor allem «Verhältnismässigkeit» erreicht werden.
Zur Beurteilung der geforderten Verhältnismässigkeit verweist der Ethikrat auf die jetzt schon absehbaren nationalen und internationalen Kollateralschäden: Es sind die Folgen aufgeschobener Operationen und Therapien, unbehandelter psychischer Probleme, unmenschlicher Bedingungen für Kranke und Sterbende, Arbeitslosigkeit, Migrationselend und die Bedrohung durch Krankheit und Hunger für zahllose Menschen im globalen Süden.
Der Ethikrat sagt zudem: «Es ist derzeit noch zu früh für Lockerungen, aber es ist nie zu früh für eine öffentliche Diskussion über Öffnungsperspektiven. Es stimmt nicht, dass man damit den Menschen falsche Hoffnung machen würde. Hoffnung, Hoffnungsbilder brauchen Menschen genau dann, wenn sie in einer katastrophalen Situation wie der jetzigen sind.»
Die Corona-Krise sei die Stunde demokratisch legitimierter Politik, sagt der Ethikrat. Er appelliert an die Bürger: «Es muss einen Ideenwettbewerb um die besten Vorschläge geben. Einer weiterhin
notwendigen entscheidungsstarken Politik schadet es nicht, zuzuhören, zu beteiligen und auch Grenzen der eigenen Kompetenz anzuerkennen. Das stärkt vielmehr ihre Autorität. Weil Politik auch in Zeiten der Krise eingebunden sein muss in die Zivilgesellschaft.»