G.F. (Name der Redaktion bekannt) wohnt irgendwo in einem Dorf in Südschweden. Bilderbuchlandschaft wie von Astrid Lindgren beschrieben, an einem See und mit viel Wald in der Nähe. Sie arbeitet im örtlichen Gesundheitszentrum als Ärztin. Aber diese Idylle hat eine Vorgeschichte.
Transition News: Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
G.F. Ich wuchs in Deutschland auf, studierte in der Schweiz und praktizierte dann in einer Gruppenpraxis in der Schweiz als Hausärztin. Schon meine Mutter war Ärztin und ich bekam von ihr das Interesse an der Alternativmedizin in die Wiege gelegt. Nebst der Schulmedizin pflegte ich dann auch etwas Alternativmedizin. Patienten, die Interesse an Alternativmedizin haben, kamen zu mir. Eine zusätzliche phytotherapeutische Ausbildung habe ich ebenfalls abgeschlossen.
Ich lebte dann jahrzehntelang das, was die Schulmedizin sagte. Ich war also bis Corona eine brave Mitbürgerin!
Was geschah dann?
Dann brach ein Kartenhaus zusammen. Ich musste realisieren, dass selbständiges Denken unerwünscht war, beziehungsweise immer noch ist. Der Druck auf die Ärzte stieg und stieg, vor allem, dass man sich «impfen» ließ.
Innerhalb der Praxis waren wir anfänglich alle auf der gleichen Schiene, dann wurde aber immer weniger Kritik geäußert. Noch Anfang 2020 war ich der Überzeugung, dass das, was gerade in China passierte, bei uns nicht passieren könnte. Ich realisierte aber dann, dass je höher der akademische Bildungsstand, desto eher folgt man den Narrativen. In der Praxis war es auffällig, dass kritische Fragen eher von der «Arbeiterschicht» kamen, also von den medizinischen Praxisassistentinnen, oft mit Hintergrund in früheren Diktaturen.
Auch die hierher ausgewanderten Deutschen haben zum Teil Wurzeln in der DDR, irgendwie durchschauen diese Menschen Propaganda besser.
In der Praxis gingen dann eine nach der anderen zur «Impfung», bis dann à contre cœur auch die letzte medizinische Praxisassistentin unter dem Druck einknickte.
Eine Zeit lang durften wir nur Notfallmedizin machen, was ein riesiger Unsinn war. Kranke Leute hat man nicht behandelt, was man sehr wohl hätte tun können und tun müssen, sondern man hat sie isoliert und ihrem Schicksal überlassen. Ich habe mich dann da immer darum herumgeschummelt – man konnte einiges machen. Das gab dann Irritationen.
Ich habe mich aber nicht getraut, an Demonstrationen teilzunehmen, denn auch in der Schweiz gab es Verfahren gegen Ärzte, nur deshalb, weil sie an eine Demo gingen. Ich war aber nicht mehr die brave Ärztin. Ich sah auch Ehen, die an diesen Konflikten zerbrachen.
Als ich dann bei jeder Pause gefragt wurde, wann ich mich endlich impfen lasse, ging es nicht mehr weiter. Das Ende war unschön. Und es war erschütternd zu sehen, wie das eine gut funktionierende Praxisgemeinschaft zerriss.
Es gab dann Druck von allen Seiten – vom Bund durch das Zertifikat und von Ärzten, die die Impfzentren aufbauten und den Druck weitergaben. Möglichst schnell eine «Impfung» zu haben – ich verstand das nicht. Das teleskopierte Verfahren ist doch Zauber und Humbug. Eine sichere Impfung braucht mindestens acht bis zehn Jahre Arbeit.
Das Immunsystem hält man nicht mit Impfungen und Boostern fit, sondern mit richtiger Ernährung, Draußensein und dem Beheben des winterlichen Vitamin-D-Mangels.
Bei Krebstherapie kann man noch verstehen, dass man in die DNA und mRNA eingreift, aber doch nicht bei gesunden Menschen – dieses Konzept «verhebt» nicht.
Und als in der Schule meines Kindes der Impfbus vorfuhr, den man auch ohne elterliches Einverständnis besteigen durfte, und die Lehrerin jedes Kind ausdrücklich lobte, das sich «impfen» ließ, und als am Elternabend die Wichtigkeit des «Impfens» das einzige richtige Thema war, ging es nicht mehr.
Im Sommer 2021 hatten wir Ferien mit einer Freundin am Strand in Frankreich abgemacht. Als wir dann sahen, dass da auch am Strand Masken Pflicht waren, dachten wir: Ohne uns. Programmwechsel! Wir entschieden uns für Schweden, weil es das Land mit den wenigsten Coronamaßnahmen war. Wir sahen, dass im Dorf, wo wir heute wohnen, Grundstücke zu verkaufen waren – Grundstücke in sehr attraktiver Lage. Wir reisten für Ferien hin und waren begeistert. Mein Mann und mein Kind wollten gar nicht mehr zurück in die Schweiz.
Mein Praxisvertrag hatte eine mehrmonatige Kündigungsfrist – wir mussten also zurück in die Schweiz gehen.
Wie lief dann die Auswanderung ab?
Wir mussten das Haus in der Schweiz schätzen und verkaufen und ich musste sehen, dass alle Patienten eine Anschlusslösung hatten. Von einigen werde ich bis heute kontaktiert!
Familiär war es so, dass der Rest der Familie auf mich losging. Heute haben wir wenig Kontakt – und wenn, dann wird der Elefant im Raum ausgeklammert.
So fielen die Dominosteine, einer nach dem anderen. Es gibt aber eine ganze Handvoll Leute in Småland wie ich, die in der Coronazeit gekommen sind und ähnlich ticken, denn von Kultur und Landschaft her ist es nicht so anders als bei uns.
Wir haben dann neu gebaut und haben heute keine Schulden mehr. Eigentlich müsste ich gar nicht mehr arbeiten. Innerhalb Jahresfrist lernte ich Schwedisch auf C1-Niveau – es gibt hier sehr gute, unentgeltliche Kurse für Zuwanderer –, womit auch meine Diplome als Ärztin anerkannt wurden. So arbeite ich jetzt wieder, und zwar im örtlichen Gesundheitszentrum als Ärztin. Die Motivation ist aber anders, es geht mir vor allem um die Interaktion mit den Leuten.
Das schwedische Gesundheitssystem gilt als sehr anders, richtig?
Eine Ärztin aus der DDR, die hier arbeitet, sagt, das sei wie die Polikliniken damals in Ostdeutschland. Und es ist reine Schulmedizin. In Bezug auf Alternativmedizin ist das hier ein Entwicklungsland. Und innerhalb der offiziellen Medizin gibt es das gar nicht.
Das System ist rein staatlich, die Krankenschwester ist höherwertig und deckt viele Sprechstunden in Eigenregie ab. Akuterkrankungen und Jahreskontrollen werden von Ärzten abgedeckt.
Außerdem ist es entspannter getaktet. Man hat Zeit für Administratives. Deshalb gehe ich 100% pünktlich in die Mittagspause und mache auch am Abend pünktlich Feierabend. Dass ich nicht mehr gehetzt bin, schätze ich nach so vielen Jahren.
Über Weihnachten und Neujahr hatte ich ganze zwei Wochen frei, alles Administrative war aufgearbeitet, denn die medizinischen Sekretärinnen übernehmen einen großen Stapel von Arbeit, die in der Schweiz von Ärzten erledigt werden muss.
Auch digitale Rezeptausstellungen sind ein Vorteil. Die Anfrage kommt vielleicht im Laufe des Tages über die Krankenschwester per Telefon rein und dann kann ich das im Verlaufe des Tages schnell visieren.
Dieses staatliche System hat Vorteile. Man muss aber bei elektiven Eingriffen warten und die Wege für Spezialuntersuchungen sind lang. Auf der anderen Seite wird alles organisiert und vieles ist gratis. Wenn ich jemanden für eine Spezialuntersuchung zu einem weiter entfernten Krankenhaus überweise, dann steht das Taxi um fünf Uhr morgens bereit.
Wie steht es mit der Impferei?
Dort, wo ich arbeite, wird gesagt, man könne sich impfen gegen Grippe, gegen Covid, etc. Aber man macht keinen Druck.
Wie ging das mit Ihrem Kind?
Es fühlte sich schon in der Schweiz nicht wohl in der Klasse. Es ist hochbegabt, das passte in der Schweiz nicht, ist ungeliebt. Als das «Impf»alter auf 12 gesenkt wurde, schloss es sich uns an und machte es nicht. Es trug auch die Idee der Auswanderung mit und wollte 2021 nicht mehr aus den Sommerferien in Schweden zurückkehren.
Es lernte die Sprache extrem schnell. Nach nur acht oder neun Wochen Sprachschule konnte es in die Normalklasse wechseln und musste nur noch ein paar Prüfungen nachschreiben.
Wenn es in der Schweiz in der Schule Konflikte gibt, dann hat die Lehrerschaft immer sofort eine Meinung, wer der Böse ist; die Vorgeschichte des Konfliktes wird nicht wahrgenommen. Zusätzlich werden in der Schweiz sofort die Eltern involviert. Wenn in Schweden in der Schule Konflikte entstehen, wird gesagt, dass dieses Verhalten nicht gewollt ist. Und es werden beide gepflückt.
Ich habe aber durchaus Fragezeichen in Bezug auf das Bildungssystem in Schweden. Kritische Fragen sind nicht gewünscht. Aber das ist in der Schweiz auch so. Man könnte vielleicht sogar von einem «Verbildungssystem», nicht einem Bildungssystem sprechen. Die Ausbildungszeit ist von der Länge her etwa gleich, aber mein Kind geht nun den ganzen Tag zur Schule.
Der Titel unseres Jahrbuchs 2023 lautet «Das Jahr der Spaltung». Wie sieht das in Schweden aus?
Der Graben in Schweden ist weniger spürbar. Man spricht über Politik nur mit guten Freunden und generell zurückhaltender. Wenn andere im Raum sind, wird sowieso nicht darüber geredet. Der Schwede wird nicht laut, wenn er etwas nicht will; er gibt keine Antwort.
Und nun zum Schluss die Gretchenfrage: Was halten Sie ganz generell vom Impfen?
Ich finde, dass man erst impfen sollte, wenn das Immunsystem ausgebildet ist und dann auf zurückhaltende Art. Leider gibt es fast keine Einzelimpfungen mehr. Früher konnte man auf Masern, Mumps, Röteln verzichten und dann vor der Pubertät bei den Mädchen Röteln nachimpfen. Das kann man heute fast nicht mehr. Ich sage deshalb: Möglichst wenig impfen.
Generell stelle ich mir immer mehr Fragen in Bezug auf die Schulmedizin. Notfallmedizin ist gut, Chirurgie ist gut, aber bei vielem Internistischen bin ich heute sehr kritisch. Bei vielen Medikamenten weiß ich nicht, wie evidenzbasiert sie wirklich sind.
Wie ist also die Bilanz Ihrer Auswanderung?
Wir sind hier gut angekommen, haben Zufriedenheit und Ruhe gefunden, konnten ein neues soziales Netz aufbauen mit guten Freunden und einer angenehmen, neuen Nachbarschaft.
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