Lopinavir ist ein Medikament gegen HIV, Hydroxychloroquin wird bei Malaria und Rheuma eingesetzt. Beide Wirkstoffe galten bis vor kurzem als potenzielle Hoffnungsträger im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Eine Forschungsgruppe von Universität und Universitätsspital Basel hat nun festgestellt, dass die Konzentration der beiden Medikamente in der Lunge von Covid-19-Patienten nicht ausreicht, um das Virus zu bekämpfen. Gerade für Entwicklungsländer ist das ein herber Rückschlag.
Seit Februar 2020 laufen Studien an Universität und Universitätsspital Basel mit Patientinnen und Patienten, die schwer an Covid-19 erkrankt sind. Die Forschungsgruppe Infektiologie untersuchte, wie sich die durch SARS-CoV-2 verursachte Entzündung auf die Konzentration von Medikamenten im Blut auswirkt.
«Frühere Forschungen haben gezeigt, dass der Arzneimittelstoffwechsel durch eine Entzündung gehemmt werden kann», erklärt Prof. Dr. Catia Marzolini, Professorin für Experimentelle Medizin und Erstautorin der Basler Studie. «Wir wollten deshalb die Wirkung der Entzündung auf die Konzentration von Lopinavir und Hydroxychloroquin im Blut untersuchen.» Bei einer starken Hemmung können Marzolini zufolge sehr hohe Medikamentenkonzentrationen im Körper auftreten.
Die jetzt im Fachblatt «Antimicrobial Agents and Chemotherapy» veröffentlichte Studie zeigt, dass die Konzentration des HIV-Medikaments Lopinavir tatsächlich mit der Intensität der Entzündung zusammenhängt, teilen die Autoren mit.
Die Forschungsgruppe haben aus den Blutwerten errechnet, wie hoch die Konzentration von Lopinavir und Hydroxychloroquin in der Lunge gewesen sein muss – also am Ort der Infektion mit SARS-CoV-2. Ergebnis: Es sei unwahrscheinlich, dass beide Medikamente eine ausreichende Konzentrationen erreichen, um die Virusvermehrung in der Lunge zu hemmen.
Die WHO hatte am 4. Juli 2020 und somit nur vier Tage vor der Basler Publikation entschieden, dass eine Studie mit Hydroxychloroquin und Lopinavir/Ritonavir für Covid-19 nicht fortgesetzt werden soll.