In einem TED Talk verkündete Bill Gates im Jahr 2010, «dass wir die Weltbevölkerung vielleicht um 10 oder 15 Prozent senken könnten, wenn wir bei neuen Impfstoffen, der Gesundheitsfürsorge und den reproduktiven Gesundheitsdiensten wirklich gute Arbeit leisten» – das ist kein Geheimnis.
Deshalb weckt es kein Vertrauen, wenn die Gates-Stiftung jetzt die Entwicklung eines neuen, langwirkenden Verhütungsmittels finanziert. Levonorgestrel soll mittels «SLIM»-Mikronadeltechnologie in den Körper der Frauen injiziert werden, wo es sich selbst anordnet und ein Implantat bildet.
Die neue Technologie, die von Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT), der Harvard Medical School und des Broad Institute entwickelt wird, wurde gerade von Healio vorgestellt. In einer Pressemitteilung beschreiben die Wissenschaftler den Mechanismus als «winzige Puzzleteile, die sich nach der Injektion in den Körper durch den Austausch von Lösungsmitteln zu einem einzigen festen Implantat zusammensetzen, das das Medikament langsam freisetzt, während die Oberfläche erodiert».
«Nach der Injektion lagern sich die Mikrokristalle des Medikaments im subkutanen Raum ab und bilden ein monolithisches Implantat», präzisiert Giovanni Traverso, außerordentlicher Professor am MIT und Arzt an der Harvard Medical School.
Traverso erläutert die Beweggründe für das Projekt: Die Herausforderung habe darin bestanden, eine Lösung dafür zu finden, dass Menschen keine Injektionen mögen. Diese hätten sie gefunden: Durch die Verwendung eines Lösungsmittels könne man das Medikament mit einer ultradünnen 30er-Nadel injizieren, eine Operation sei nicht erforderlich.
Nach der Injektion verschwinde das Lösungsmittel, das feste Medikamentendepot bleibe zurück. Das Objekt sei so fest, dass man es bei Bedarf sogar wieder herausholen könne. Histologische Studien hätten zudem bestätigt, dass die Medikamentenplattform «gut verträglich» sei. Vorteil ist laut Taverso auch, dass die Herstellung «einfach und kostengünstig ist».
Der US-Journalist Jon Fleetwood sieht die Entwicklung dieser neuen Technologie nicht ganz so positiv. Er kritisiert, dass es keine eindeutigen Langzeitdaten zur Biokompatibilität oder systemischen Toxizität gebe. Auch sei noch nicht geklärt, wie das Implantat wieder entfernt werden kann.
Besorgniserregend sei auch, dass das Medikament die traditionelle medizinische Aufsicht umgehe und die Möglichkeit der Selbstverabreichung drastisch erhöhe. Aber vor allem, dass die Forscher die neue Technologie auch auf verschiedene andere infektiöse und neuropsychiatrische Erkrankungen ausweiten wollen.
Zudem weist Fleetwood darauf hin, dass die Entwickler dieser Technologie, also die Gates-Stiftung, das MIT und das Broad Institute, auch an der umstrittenen Covid-19-Impfstoffforschung mitgewirkt haben.
Traverso hofft derweil darauf, dass seine neue Technologie innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre beim Menschen eingesetzt werden kann, vorausgesetzt sein Team erhalte weitere finanzielle Mittel.
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