In Bogotá (Kolumbien) hat der in den USA und dem Vereinigten Königreich ansässige Gesichtserkennungsanbieter Corsight gemeinsam mit der Polizei eine 30-tägige Machbarkeitsstudie (Proof of Concept/POC) im öffentlichen Nahverkehrssystem TransMilenio durchgeführt. Wie das Portal Biometric Updates informiert, konnte die Polizei mehrere gesuchte Personen festnehmen.
Im gesamten TransMilenio-Netzwerk sind fast 800 Kameras installiert, aber nur 20 strategisch platzierte Kameras waren Teil der Gesichtserkennungs-POC. Die Gesichtserkennungssoftware von Corsight analysierte das Filmmaterial und verglich es mit einer Datenbank von über 5000 Menschen mit aktiven Gerichtsbeschlüssen in der Stadt.
Die Strafverfolgungsbehörden nutzten die Ergebnisse, um Personen zu identifizieren und zu lokalisieren, die mit dem System übereinstimmten. Sechs Personen – einer wegen Mordes und fünf wegen Diebstahls gesucht – wurden laut einer Unternehmenserklärung innerhalb der ersten zwei Wochen nach dem POC festgenommen. Darüber hinaus identifizierte das System mindestens zehn Personen, die auf der Fahndungsliste der Stadt standen.
Nach Angaben des Unternehmens kann diese Gesichtserkennungstechnologie eine genaue Identifizierung bei Filmmaterial mit schlechten Lichtverhältnissen und schlechter Bildqualität sowie bei teilweise verdeckten Gesichtern durchführen.
«Die erfolgreichen POC-Ergebnisse veranschaulichen das erhebliche Potenzial dieser Technologie, kriminelle Aktivitäten zu verhindern und öffentliche Räume für die Bewohner von Bogotá sicherer zu machen», erklärte Karla M. López, Vertriebsleiterin für Lateinamerika bei Corsight.
Was für die einen ein Erfolg ist, sehen andere kritischer. Sie befürchten, dass diese Systeme den Datenschutz verletzen und Massenüberwachungen ermöglichen. Generell sei die lateinamerikanische Region bei der Einführung ausreichender Datenschutzgesetze im Rückstand, was zu einem erhöhten Risiko für Menschenrechtsverletzungen und der Schaffung eines Polizeistaats führe, kritisiert beispielsweise Maria Badillo in einem Artikel der International Bar Association.
So hat das Überwachungssystem von Mexiko-Stadt mit 80’000 Kameras beispielweise zu einer Reihe von Fehlverhaftungen und bedenklichen Justizpraktiken geführt.
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