Gibt man bei Google den Suchbegriff «Staphylokokken» ein, so erhält man als Erstes einen Treffer von der Seite MSD Manual – einem «der am weitesten verbreiteten und umfassendsten medizinischen Nachschlagewerke für Angehörige der medizinischen Fachkreise, Patienten und Interessierte», wie sich MSD Manual selbst beschreibt. Und da heisst es:
«Staphylococcus aureus ist die Spezies mit der höchsten Virulenz; sie verursacht typischerweise Hautinfektionen und gelegentlich Pneumonie, Endokarditis und Osteomyelitis.»
Das Bundesforschungsministerium haut in die gleiche Gruselkerbe:
«‹[Im Körper] können [Staphylokokken] sie zu Entzündungen von Wunden, schweren Eiterungen und sogar zu einer Blutvergiftung führen›, beschreibt Herrmann. Ein weiteres Problem ist: Staphylokokken sind sehr anpassungsfähig und oftmals antibiotikaresistent.»
Und sie lauern natürlich überall und warten nur darauf, ihre Angriffe auf uns Menschen zu starten, zum Beispiel auch auf Geldscheinen. «Igitt, wie eklig: So schmutzig und gefährlich ist Geld», warf etwa Bild.de seinen Leserinnen und Lesern entgegen. Und weiter:
«Geld stinkt bekanntlich nicht ... aber es kann trotzdem ziemlich eklig sein! Wie viele Keime auf einem 100-Dollar-Schein wohnen, zeigt dieses Tiktok-Video: Ein einfacher Abklatsch-Test – und schon nach 24 Stunden blüht die Petrischale: Der Schein ist voller Staphylokokken. Die Bakterien können zu Entzündungen von Wunden, schweren Vereiterungen und sogar zu einer Blutvergiftung führen.»
Quelle: Bild.de
Doch wie begründet ist diese geschürte Angst vor Staphylokokken? Welchen wissenschaftlich harten Beleg gibt es für die These, Staphylokokken würden Gesundheitsprobleme auslösen?
Das wollte die kanadische Biostatistikerin Christine Massey ergründen. Ihr lag zum Beispiel eine Aussage «eines Mitarbeiters der [US-Seuchenbehörde] CDC vor, der zufolge die gemeinsame Benutzung von Handtüchern und der Aufenthalt in der Nähe von Patienten Risikofaktoren für schwere Staphylokokken-Infektionen seien», wie sie in einem aktuellen Substack-Beitrag schreibt. Massey weiter:
«Die CDC und andere Quellen sagen auch, dass ‹Staphylokokken-Infektionen durch verschiedene Arten von Staphylokokken verursacht werden›. Ist das nicht so, als würde man sagen: ‹Menschenmassen werden von verschiedenen Arten von Menschen verursacht›? Logisch gesehen scheint eine solche Aussage keinen Sinn zu haben. Aber unlogischerweise könnte damit das Ziel erreicht werden, dass jemand behauptet, Staphylokokken würden Gesundheitsprobleme auslösen.»
Vor diesem Hintergrund habe sie bei der CDC und der Agency for Toxic Substances and Disease Registry (ATSDR) einen Antrag auf Informationszugang nach dem Informationsfreiheitgesetz (Freedom of Information Act, kurz FOIA) gestellt.
Ziel davon war es, «alle Studien – egal von wem, egal wo, egal wann – zu erhalten, die sich im Besitz, in der Obhut oder unter der Kontrolle der CDC und/oder der ATSDR befinden, einschliesslich heruntergeladener Studien, die gereinigte Staphylokokken-Bakterienkulturen verwendet haben, um die Verursachung irgendeiner Art von Krankheit oder Tod wissenschaftlich nachzuweisen oder zu belegen».
Eingereicht hat Massey den Antrag am 26. Dezember 2023. Bestätigt wurde er am 28. Dezember 2023. Und am 18. Januar dieses Jahres habe sie das Eingeständnis von Roger Andoh, der bei der CDC für derlei FOIA-Anträge zuständig zeichnet, erhalten, dass es «keine Aufzeichnungen» dieser Art gebe. Andoh habe dann auch noch versucht, verschiedene Ablenkungsmanöver («red herrings») zu fahren.
Zum Beispiel habe er in seiner Antwort auch geschrieben, dass es «unethisch» wäre, Studien wie die, nach denen Massey gefragt habe, am Menschen durchzuführen. Sie stünden «im Widerspruch zur HHS-Politik zum Schutz menschlicher Forschungssubjekte».
Doch was Andoh hier schreibe, sei «irrelevant, da sich der Antrag nicht speziell auf Studien am Menschen bezieht. In der Anfrage wurde der Mensch nicht erwähnt.»
Auch habe Andoh vorgetragen, die CDC führe «in der Regel keine derartigen Tierstudien durch, da sie im Allgemeinen von den NIH finanziert werden». Doch auch dies sei «irrelevant», so Massey, da sich die Anfrage nicht speziell auf Studien beziehe, die von/bei der CDC durchgeführt werden. Massey dazu:
«Wie bereits erwähnt, habe ich ausdrücklich nach allen Studien gefragt, die von irgendjemandem irgendwo im Besitz, in der Obhut oder unter der Kontrolle der CDC oder der ATSDR verfasst wurden.»
Das, was Massey mit ihrem FOIA-Antrag herausfinden konnte, passt zu dem was, Louis Pasteur auf seinem Sterbebett gesagt haben soll:
«Die Mikrobe ist nichts, der Nährboden ist alles.»
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