Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von l’AntiDiplomatico übernommen.
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Nachdem man die Region der Großen Seen und ihre Swing States hinter sich gelassen hat, betritt man die sogenannte «rote Zone», einen Block von zentralen Bundesstaaten, die traditionell republikanisch wählen. Die ersten beiden, die man auf dem Weg in Richtung Südwesten kreuzt, sind North Dakota und South Dakota.
Innerhalb von hundert Kilometern verändert sich alles: sowohl die Natur als auch das Wahlverhalten. Die Landschaft wird so flach, dass man beim Fahren den Eindruck hat, sich mitten auf einer riesigen Billardkugel zu bewegen. Mitunter meint man, die Krümmung der Erde zu sehen, dank des optischen Effekts, der durch den von langen Streifen weißer Wolken durchzogenen Himmel entsteht. Dies ist die große Prärie, aber heute ist sie nicht grün, sondern gelb. Der Großteil der Ernte ist bereits eingebracht, nur noch wenige Maisfelder stehen. Der Staub wirbelt, und die Luft ist trocken – die Erde muss jetzt ruhen. Auch hier tut sich der Herbst schwer, voranzukommen, doch die Landwirtschaft – großflächig und mechanisiert –, eine der Haupteinnahmequellen der beiden Staaten, ist bereits auf den Winter vorbereitet. Jede Nacht könnte die erste Frostnacht sein, bald werden die großen Schneefälle und die eisige Kälte folgen.
Im Norden von North Dakota ist das Land porös, übersät mit Bohrlöchern, aus denen durch Fracking Erdgas und Öl gewonnen wird. Auf den Autobahnen begegnet man ständig riesigen Lastwagen, die lange Stahlrohre transportieren, mit denen die Erde angebohrt wird, sowie Tankwagen mit der geheimen Flüssigkeit von Halliburton, die mit Wasser vermischt wird, um das Gestein zu durchdringen. Dieser Bundesstaat ist dank der Energieindustrie reich. Vor fast zwanzig Jahren wurde hier mit großem Erfolg die Fracking-Technologie erstmals erprobt.
Aber genau wie South Dakota ist auch North Dakota ein landwirtschaftlich und bergbaulich geprägter Staat mit geringer Bevölkerungsdichte. Es ist ein Amerika aus einer anderen Zeit, weit entfernt von den großen Metropolen an der Ostküste und auch von den industrialisierten Kleinstädten der Region der Großen Seen. Hier weht derselbe Wind wie in Texas oder Montana – es ist Cowboyland.
Und hier gibt es auch «Indianer». In North und South Dakota wurden zahlreiche Indianerreservate eingerichtet, einige, wie die Region der Black Hills, wurden den Stämmen später wieder genommen. Natürlich hat eine Integration zwischen Weißen und Ureinwohnern nicht stattgefunden, aber in den Lokalen und unter den Menschen sieht man zaghafte Versuche, die beiden Rassen zu mischen – sicherlich ausgeprägter als in allen anderen Bundesstaaten, die ich bisher besucht habe.
Die Indianer und ihre Reservate sind überall präsent, doch hier sind letztere ausgedehnter. Es gibt keine schwarze Bevölkerung mehr, von den Großen Seen bis Kalifornien ist die Hautfarbe Amerikas im Wesentlichen weiß und rot.
Dies ist das Land von Donald Trump. Es ist nicht einmal nötig, Wahlplakate vor den Häusern aufzuhängen – die überall wehenden amerikanischen Flaggen machen deutlich, auf welcher Seite die Menschen in den Dakotas stehen. In North Dakota erhielt Donald Trump 2020 65 Prozent der Stimmen gegenüber 32 Prozent für Biden, und in South Dakota gewann er mit einem Vorsprung von 26 Punkten.
Ich verbringe einen Nachmittag mit einer Gruppe von Strickerinnen in Hot Springs, South Dakota, etwa fünfzig Kilometer südlich von Mount Rushmore, wo die Gesichter von vier Präsidenten – Washington, Jefferson, Lincoln und Roosevelt – in den Felsen gehauen sind. Zwischen den Gesprächen über ihre Handarbeit erzählen sie mir von ihrem Land. Alle sind weiß, aber eine von ihnen lebt mit einem Lakota-Indianer zusammen, seit 15 Jahren ihr Partner, wie sie mir sagt. Es gibt keinen Rassismus gegenüber den Indianern, im Gegenteil, ich spüre Mitleid. Mitleid, weil die Reservate einem Stammesdasein überlassen wurden, das sie daran hindert, sich zu modernisieren; Mitleid, weil sie die ersten Opfer der wilden Einwanderung sind, die, so die Strickerinnen, unter der Präsidentschaft Biden ihren Höhepunkt erreicht hat:
«In Eagle Ridge, dem Indianerreservat südöstlich von Hot Springs, sind die Maras angekommen; die M13 ist vor etwa drei Jahren hierhergekommen und hat ihre Operationsbasis unter den Indianern errichtet. Einige Mexikaner haben Indianerinnen geheiratet, um in den Stamm einzudringen und ihn in eine soziale Basis für ihre Geschäfte zu verwandeln. Aus dem Reservat heraus verkaufen sie Fentanyl in die umliegenden Staaten. Sie haben damit begonnen, es in den Reservaten zu verkaufen, an die Männer, und so haben sie diese neutralisiert. In den Reservaten gibt es mittlerweile eine wahre Epidemie, und von dort aus haben sie sich in die Städte ausgeweitet. In Rapid City zum Beispiel gibt es inzwischen viele Drogenabhängige.»
In einer Bar in Hot Springs erklärt mir ein Pärchen, das Billard spielt, warum dies das Land von Trump ist:
«Es gibt hier riesige Weiten, aber das Leben ist wie in einem Dorf. Jeder kennt jeden, man wächst zusammen auf, heiratet und bekommt Kinder. Man geht auf die Jagd, man bestellt das Land – es ist ein einfaches Leben, unverändert, seit unsere Vorfahren hierherkamen. Wir haben seit Jahrhunderten mit den Indianern zusammengelebt, auch sie sind Teil unseres Lebensstils. Trump respektiert das alles. Biden, und jetzt Harris, wollen uns verändern. Uns interessiert nicht, was in New York oder Washington passiert, uns geht es darum, unsere Gesellschaft zu schützen.»
Zwei Themen beherrschen die Diskussion in diesen Staaten: Einwanderung und Wirtschaft:
«Wir werden von Migranten überrannt. Unter denen, die arbeiten wollen, gibt es kriminelle Banden. Hier gab es keine Probleme mit Opioiden, bis sie kamen», fährt das Paar fort. Und wer hat sie hereingelassen? fragen sie mich. Biden.
«Während Covid hat der Staat die Initiative ‹Feed South Dakota› gestartet. Die Zentren, die Lebensmittelpakete an Arme verteilen, wurden für alle geöffnet. Seitdem kann sich jeder dort anstellen und Lebensmittel holen», erzählt eine der Strickerinnen. «Die Initiative wird massiv missbraucht, und wir zahlen die Steuern, mit denen diese Pakete gekauft werden. Aber es gelingt nicht, die Regeln zu ändern. In den Reservaten gibt es dasselbe Programm, dort ist der Missbrauch noch größer. Währenddessen steigt die Lebensmittelinflation, und der Gang zum Supermarkt ist jedes Mal ein Schlag ins Herz.»
Wird Trump all diese Probleme lösen? frage ich. «Wer sonst könnte das tun?» antworten sie mir. Er ist ihre letzte Hoffnung.
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