Die Kirchen haben ein Problem mit Ansichten, die von einem propagierten Konsens abweichen. Wenn ich von Kollegen höre, die sich wegen diesem Druck krankschreiben lassen mussten, die in die Depression gedrängt wurden oder nur noch in purem Dienst nach Vorschrift ihrer Pensionierung entgegenleben, dann ist das zum Heulen.
Mit dem Interview, das ich in der vergangenen Woche dem Kontrafunk gegeben habe (und im Folgenden stark gekürzt wiedergebe), möchte ich unter anderem ihnen eine Stimme geben: Ihr seid nicht allein, und ihr dürft eurem Auftrag und seinem Geber mehr zutrauen und zumuten als manchem Amtsträger mit allenfalls «staatlich geprüftem» Lebenslauf.
«Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil auch ihr noch im Leibe lebt.» Hebräerbrief 13, Vers 3
Kontrafunk: April 2021 in Rastatt, Baden-Württemberg. Sie treffen sich also für eine verbotene Versammlung. Die Polizei verlangt die Auflösung, und am Ende steht Ihre Ordnungswidrigkeit. Haben Sie denn die Auflagen verletzt oder ignoriert?
Es fängt schon mit den Definitionen an. Ich traf mich in keiner Weise für eine «verbotene Versammlung». Das ist nur die Sicht der Polizei. Meine Antwort an die war: «Das ist keine Versammlung, das ist ein Gottesdienst, und der läuft anders.» Insofern gab es von mir keine Auflagen zu ignorieren, sondern es hätte von der Polizei einen Gottesdienst zu tolerieren gegeben.
Kontrafunk: Die Amtskirchen hingegen haben Gottesdienste abgesagt und zum Teil Hostien an Gartenzäune gehängt. Es gab 2G-Regeln in Kirchen. Warum haben Sie da nicht mitgemacht?
Die Kirchen haben schon immer sehr mit dem Staat zusammengearbeitet. Das geht so lange gut, wie der Staat sich nicht gegen das Volk wendet. An den Pandemie-Massnahmen aber hatte von Anfang an vieles gestunken. Für die Kirche entsteht dann die Frage: Folge ich den Auflagen und dem Staat oder doch endlich dem eigenen Denken, das mich dann an die Seite der Maßnahmen-Opfer bringt?
Kontrafunk: Aus der Sicht der Kirchen haben Sie damit aber Leben gefährdet.
Aus der Sicht meines Bussgeldbescheides hab ich überhaupt keine Leben gefährdet. Für die «Gefährdung des Lebens Hunderter» erhalte ich eine Strafe über 1500 Euro! Diese Leute nehmen sich doch selber nicht ernst.
Kontrafunk: Was hat die Covid-Krise mit dem Verhältnis der Gläubigen zu den Kirchen gemacht?
Sie hat ein Desaster hinterlassen. Und sie hat für vielleicht gesunde Trennungen gesorgt. Die einen erkennen den Primat des Staates über Gottesdienste und Kirche weiterhin an, den anderen war das eine Grenzüberschreitung in den Kernbereich der Glaubensfreiheit, ohne jeglicher rationaler Begründung. Für die wurde Kirche damit zu einem religiös-moralistischen Institut für Staatsdienste, das Auftrag wie Gläubige verraten hat.
Kontrafunk: Das war für diese Menschen das Ende eines Weges oder der entscheidende Auslöser für die Trennung?
Sicherlich beides. Aber wie geht es nun weiter? Ein Kirchenaustritt mag einen selber entlasten und nach aussen ein Zeichen setzen, aber was ist mit den erst recht aufgebrochenen Fragen? Allein im Privaten tragen sie ja nichts aus. Dafür braucht es neue Formen von Gemeinschaft.
Kontrafunk: Die Kirchen haben auf Virologen und politische Vorgaben gehört, weil sie es ja sozusagen nicht besser wussten.
Man kann so argumentieren, ja, aber mir ist das nur die Verweigerung einer eigenen Stimme und eigenen Denkens. Die Vernunft allein hätte es geboten, genauer hinzuschauen und die Konsequenzen von dem allen zu bedenken. Mit einer Zustimmung gegen oben sind die Grosskirchen jedoch durch die Jahrhunderte geschritten.
Kontrafunk: Jetzt heisst es oft: «Mit dem Wissen von heute hätten wir ...» Hört man das auch aus den Kirchen?
Das Wissen von heute ist das Wissen von vorgestern. Corona-Viren zum Beispiel gibt es schon lange und auch vermeintliche Pandemien. Was man damals hatte wissen wollen, hatte man auch wissen können. Anders gesagt: Wenn Kirchenleute mit dem Denken aufhören, dann müssen sie nicht meinen, dass andere mit dem Glauben anfangen oder am Glauben dranbleiben.
Kontrafunk: Sie könnten ja zum Beispiel von ihrer alten Einschätzung abrücken, nach der Geimpfte «nicht ansteckend» seien, aber jetzt wisse man das.
Die Sache mit der Impfung war doch eigentlich von vornherein klar. mRNA-Impfungen hat es noch nie gegeben, nur jahrelange Tierversuche, die aber alle eingestellt worden sind, weil sämtliche Tiere daran gestorben sind. Aber plötzlich galt es als «die Wunderwaffe»: an Ostern 2020 von Gates als die neue Auferstehung angepriesen und auf Weihnachten `20 hin dann als die «Erlösung durch die Spritze» verkündet. Mit einem «Wissen von heute» will man sich doch nur über ein Versagen von damals hinwegretten.
Kontrafunk: Was macht das mit einem Kirchenmann, wenn er ein «Bussgeld» bezahlen soll?
Gar nicht soviel; ich hab mir ja nichts vorzuwerfen, und wir ziehen das ja weiter. Der Staat und seine Verordnungsgeber können und sollen jetzt zeigen, wo sie stehen. Meine Anwälte und ich helfen gerne, diese Offenbarungseide anzustossen. Überhaupt: Wie vielen Menschen geht es nicht ähnlich? Ausserdem ist das ja nur formal eine Strafe.
Kontrafunk: Welchen Stellenwert hat die Busse?
Sie hätte den Stellenwert vom Anfang eines neuen Weges und neuen Lebens. Beides wird nicht beschritten. Schuld nach innen und Verstrickung nach aussen unterdrücken weiterhin die eigene Stimme. Das zu bekennen würde einen Neuanfang ermöglichen. Das geschieht aber nicht.
Kontrafunk: Eine Frage noch, die sich Gläubige und sicherlich auch Ungläubige stellen: Warum hat Gott das zugelassen?
Für eine Sichtung. Wenn sich der Staat gegen die Menschen zu richten beginnt, dann ergibt sich für Kirchenleute die Frage: Wollen wir jetzt nach oben buckeln oder wollen wir uns nach unten beugen? Gott hat das wohl zugelassen, damit wir ehrlicher werden, damit Kirche ehrlicher wird, damit Gläubige wissen, wo sie mit wem dran sind. Auf diesem Weg sind wir; man kann sagen: leider, oder man kann sagen: zum Glück.
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