Tragen wir einmal zusammen, was unsere Zeit so ausmacht, nach welcher inneren Logik sie abläuft und wie wir selber drinstehen. Und dann schauen wir, wie wir von dort aus weiterkommen.
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Die allgemeine Verunsicherung ist groß. Die Axt zum Kahlschlag gegen das soweit normale Leben wurde im Herbst 2015 erhoben. In den Spalt führte man bald darauf der Keil der Angst vor einer unsichtbaren «Gefahr für Leib und Leben». Die Schläge der Propaganda ließen Äste und Laub erbeben. Das Zittern hat seitdem nie aufgehört.
Inzwischen sollen mitten in Deutschland vorsorglich wieder Gefangenenlager aufgebaut werden. Hochamtliche Kriegstreiber und Menschenverachter spielen Vernichtung. Zugleich würden neue Raketen für unser aller Sicherheit stationiert; Reichweite bis Moskau. Wer hingegen tatsächlich für Frieden eintritt, wird verleumdet.
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Wem soll man trauen, worauf sich einstellen? Pläne für den Notfall gibt es zwar, aber welche taugen wirklich etwas, «wenn’s drauf ankommt»? Keiner weiß Genaues, alle hoffen das Beste, fürchten aber im Hintergrund das Schlimmste. Die empfundene Hilflosigkeit führt vielerorts in beklommenes Schweigen, was es nicht besser macht.
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Selbstermächtigung ist ein Schlagwort unserer Zeit, ein neues Denken für eine ersehnte bessere Zukunft. Gegen die Finsternisse der Angst wird das Licht propagiert: Lichtmenschen, Lichtwesen, Lichtarbeit. Gut visualisiert ist halb praktiziert. Auf jeden Fall will man zu den Wachen gehören, nicht zu den Schlafenden, welche Tierherde dafür auch immer bildhaft herhalten muß. Ein klares, von neuem erhelltes Bewußtsein soll die Dunkelmächte vertreiben helfen.
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Dafür gilt es sich zu rüsten. Wie denn der Referent mit Nachnamen heiße, wollte ich in der Chatgruppe wissen. Das könne er auch nicht sagen, war die Antwort; «hier unter uns spielt das keine Rolle». Ein neues Vertrauen zu gleichsinnten Menschen ist vielerorts eingezogen. Wenn «es» stimmt, dann gibt man bei Bedarf auch den Wohnungsschlüssel aus der Hand oder vertraut der guten Empfehlung für ein fremdartiges Medikament. Herzensmenschen, die sich gegenseitig den «Schwingungen der Liebe» anbefehlen.
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Denn am Ende müsse und werde das Gute siegen. Eine strahlende neue Zeit kündige sich an; gespürige Menschen nähmen sie schon weit im voraus wahr. Wer sich jetzt für das Licht entscheide und «dem Negativen keine Kraft» gebe, der hat jetzt schon daran Anteil, allem Widerwärtigen zum Trotz. Denn am Ende siege immer das Leben.
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Der nächste Schritt ist dann nur konsequent: Man rückt zusammen, vernetzt sich, tauscht vertraulich Adressen für den Notfall aus; man reicht einander wichtige Informationen wie auch praktische Hinweise weiter, gratis und in zunehmender Selbstverständlichkeit. Am einen Ort bilden sich dafür eigene Vereine, andernorts sind es bewußt lockere Absprachen unter der Hand.
Ich fasse zusammen:
- 1 Wir leben in einer vielfach bedrängten, höchst unsicheren Zeit.
- 2 Es gilt, eine wie auch immer geartete Vorsorge zu treffen.
- 3 In dem allen ist es wichtig, hellwach zu bleiben oder zu werden.
- 4 Neue Prioritäten und Freundschaften entstehen.
- 5 Ideen für eine bessere Welt an einem «Tag danach» werden ausgetauscht.
- 6 Man bestärkt einander nach Kräften auf dem neuen Weg.
Soweit, so vertraut für jene, die sich spätestens seit dem Spritzenwahn zu den Selberdenkern zählen. Was allgemein weniger vertraut ist und worauf ich auch selbst erst vor kurzem gestoßen bin: Genau dieselbe innere Logik hat der letzte Abschnitt eines Briefes etwa aus dem Jahre 50 nach Christus, genauer gesagt 1. Thessalonicher 5, Verse 1-11, dem ältesten Brief in der ganzen Bibel.
1‘
Der «Tag des Herrn» wird kommen, zeitlich unklar und faktisch gewiss. Nichts lässt sich berechnen. Er zerschlägt jede Selbstbeschwichtigung.
2‘
Darauf gilt es, sich einzustellen und sein Leben zu ordnen, denn «wenn wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet», wie es an anderer Stelle heißt.
3‘
Weder verdrängen noch überspielen sind angesagt; «die Schlafenden», die jenen Tag ignorieren möchten werden ihr Leben ebenso verspielen wie die «Rauschbolde» in ihren Phantasien der Macht oder Mystik.
4‘
Wir rüsten uns mit dem Wesentlichen: mit Glaube, Liebe und Hoffnung; begründetem Glauben, tätiger Liebe, einladender Hoffnung.
5‘
Wir kennen den guten dritten Weg. Den machen oder erträumen wir uns nicht selber, sondern Jesus Christus ist bereits der Aus-Weg, die Rettung, aus der Verlorenheit, die weiter offenkundig wird.
6‘ «Darum macht einander Mut; ein jeder baue den anderen auf, wie ihr es ja schon tut.» 1. Thess 5,11
Wie sagte einst der gute Professor Markus Barth in Basel?
«Wenn eine Erkenntnis stimmt, dann findet sie sich irgendwo in der Bibel wörtlich.»
Dass sich das auch auf ein ganzes Kapitel beziehen kann, hat mich selber überrascht. Offenbar spiegelt sich im Bibelwort tatsächlich unser ganzes Leben. Man weiß sich verstanden. Ich staune immer wieder.
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Wort zum Sonntag vom 30. Juni 2024: Es geht um die Treue
Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft in Gottesdiensten und an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf. Sein Telegram-Kanal lautet StimmeundWort.
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