Hubert Aiwanger von den Freien Wählern, Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident von Bayern, ist offenbar in den Augen einiger Zeitgenossen ein unliebsamer Zeitgenosse.
Noch Anfang Juli versuchte Markus Lanz in seiner ZDF-Talkshow den Politiker als Migrationspopulisten in die rechte Ecke zu stellen, was ihm misslang. Auch die Corona-Politik wagte Aiwanger im Sommer 2021 zu kritisieren.
Grund genug für die Süddeutsche Zeitung, Aiwanger durch eine 35 Jahre alte vermeintliche Geschichte aus der Schulzeit zu einem verkappten Nazi zu erklären. Aiwanger habe im Schuljahr 1987/88 als Gymnasiast ein Flugblatt mit rechtsextremen Inhalten verfasst.
Die Süddeutsche wirft Aiwanger gleich zu Beginn ihres Artikels Hetze vor, und betreibt dann selbst nichts anderes. Und das gleich mit fünf Autoren. Die Zeitung bleibt es jedoch schuldig, Beweise für ihre Vorwürfe zu liefern. Diese lösten sich ohnehin kurz nach Veröffentlichung der Diffamierungskampagne auf: Aiwangers Bruder outete sich als Verfasser des Flugblattes.
Kernschmelze des Journalismus
Die Süddeutsche hat sich damit einen unglaublichen Skandal gegönnt. Der geplante politische Abschuss Aiwangers entpuppte sich als Eigentor. Die Zeitung erwies so dem Begriff «Lügenpresse» einen Bärendienst und untermauerte leider auch den Eindruck einer gleichgeschalteten Medienlandschaft, denn fast alle grossen Titel haben das Schmierentheater kritiklos und willfährig nachgeplappert.
Und wenn es an Peinlichkeit noch nicht genug ist, versucht die Süddeutsche, ihre Blamage mit weiteren Unterstellungen zu überspielen, womit sie sich noch weiter ins Abseits manövriert.
Mehr noch: Es ist die Kernschmelze jeglicher journalistischer Standards bezüglich Handwerk und Ethik. Und das bei einem «Qualitätsmedium». Es ist schlicht ein Witz, wie platt die Süddeutsche ihr eigenes Weltbild offenbart hat.
Tja, und in einem allgemeinen Klima der geistigen Umnachtung darf auch ein Kanzler Olaf Scholz (SPD), der im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen ihn unter Gedächtnislücken zu leiden scheint, von Aiwanger ohne öffentliche Gegenmeinung eine «volle Aufklärung» verlangen.
Es ist sicher kein Zufall, dass die uralte Flugblatt-Story ausgerechnet kurz vor der Landtagswahl in Bayern erschien. Die Autoren der Süddeutschen waren übereifrig genug, ihre politische Mission auch noch als solche zu deklarieren: «Seit Wochen steigen die Umfragewerte von Hubert Aiwanger.» Damit ist klar, was die Absicht des Artikels war.
Pure Selbstjustiz
An späterer Stelle im Text werden mehr oder weniger direkt Konsequenzen für Aiwanger gefordert. Die angeblichen Fakten sind kaum mehr als Konjunktivsätze und «Zeugen» ohne Namen. Pure Selbstjustiz.
Der Fall Aiwanger zeigt den Kern links-grün-woker Politik: Mit Schmutz werfen, Moralismus statt Argumente, keine inhaltliche Diskussion. Die Instrumente: die Unterstellung von Rechtsextremismus, Sexualdelikten oder die gute alte Verschwörungstheorie. Was halt gerade so passt. Die Liste zu Unrecht Beschuldigter ist mittlerweile lang (z.B. Julian Assange, Till Lindemann, Kevin Spacey; auch beim Kuss-Eklat um Luis Rubiales gibt es Zweifel).
Auch beim «Ibiza-Video» vor einigen Jahren mischte die Süddeutsche mit. Damals erreichte sie ihr Ziel, Österreichs Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache von der FPÖ zu stürzen.
Die Süddeutsche verwechselte bei ihrer moralimprägniert-konstruierten Story Journalismus mit Aktivismus. Es ist leider ein anschauliches Beispiel dafür, dass die Tendenz dazu inzwischen bei vielen Pressetiteln zu bestehen scheint, vor allem bei Zeitgeist-Narrativen. Wer nicht stramm links-grün-woke ist, muss weg.
Schliesslich treiben die Möchtegern-Linken auf diese Weise auch ihr eigentliches Wahlklientel immer mehr genau in die Hände derjenigen, die sie als «rechts» betiteln. So wird auch noch das eigene politische Versagen kaschiert. Und weil das so ist, dürfen die «Rechten» nun natürlich nicht davon profitieren.
Also bedient man sich bester Stasi-Methoden, um politische Gegner fertigzumachen, am besten hingerichtet mit der Moralkeule. Nur, dass dies nicht mehr öffentlich auf dem Marktplatz geschieht, sondern in urbanen Redaktionsstuben und abends in der Tagesschau.
Für den woken Mob zählen Unschuldsvermutung und Freispruch, sprich der Rechtsstaat, nicht. Paradoxerweise verhöhnen sie so wirkliche Opfer von Taten, gegen die diese selbsternannten Progressiven angeblich vorgehen wollen. Dagegen etwas zu tun wäre echte Politik, würde aber kaum mediale Aufmerksamkeit generieren. Hippe Online-Trends wie #MeToo sind cooler.
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