Der US-Investmentbanker Jeffrey Epstein wurde 2019 angeklagt, einen Ring zur sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen unterhalten zu haben. Am 10. August 2019 wurde er in seiner Zelle nicht ansprechbar aufgefunden; im Krankenhaus wurde wenig später sein Tod festgestellt. Hierzu hat die Trump-Regierung kürzlich die Thesen vom Tisch gefegt, der ehemalige Investmentbanker könnte im Besitz einer Liste von Prominenten gewesen sein, die in seine kriminellen Aktivitäten involviert waren, und in seiner Gefängniszelle ermordet worden sein (der aktuellste TN-Artikel zum Thema lautet «Epstein-Sumpf: Trump beanspruchte für sich, auch minderjährige Modelcontest-Teilnehmerinnen nackt sehen zu können»).
Bei zahlreichen Trump-Anhängern und auch Journalisten wie dem Pulitzerpreisträger Chris Hedges, die sich seit Jahren intensiv mit dem Fall beschäftigen, stößt dies auf Unverständnis (siehe den TN-Artikel «Trump, Obama und jetzt Clinton: Dritter US-Präsident gerät verstärkt in Epstein-Strudel»). Grund ist auch, dass es noch zu viele ungeklärte Aspekte gibt. So wurden die Akten zu Epstein, die sogenannten «Epstein Files», immer noch nicht vollständig veröffentlicht. Zum Beispiel sind detaillierte Ermittlungsberichte oder weitere Beweise aus FBI-Beständen nach wie vor unter Verschluss.
«Virginia Giuffre wurde Trump nicht, wie er behauptet, von seinem Grundstück ‹gestohlen›»
Die Familie von Virginia Giuffre, das vielleicht prominenteste Opfer des verstorbenen Sexualstraftäters, drängt zum Beispiel auf die Veröffentlichung von Dokumenten – und schießt dabei auch scharf gegen Donald Trump. So hatte sie im Jahr 2000, als 16-Jährige, in Trumps Anwesen Mar-a-Lago gearbeitet. Und laut Trump hätte Epstein ihm dann Giuffre «gestohlen», sie sei von Ghislaine Maxwell, einer engen Vertrauten Epsteins, rekrutiert worden. Doch Sky Roberts, der Bruder der kürzlich ums Leben gekommenen Virginia Giuffre, widersprach Trump vehement und sagte gegenüber CNN:
«Sie wurde nicht gestohlen, sie wurde auf seinem Grundstück, auf dem Grundstück von Präsident Trump, ausgebeutet. Gestohlen wirkt sehr unpersönlich, fühlt sich sehr nach einem Objekt an, und diese Überlebenden sind keine Objekte. Trumps Kommentare werfen auch Fragen darüber auf, wie viel er zu dieser Zeit wusste.»
Roberts sagte CNN außerdem, er wolle zwei Fragen beantwortet wissen:
«Wann werden wir anfangen, den Überlebenden zu glauben? Warum werden die Dokumente nicht veröffentlicht?»
Pikanterweise hat sich gerade Epsteins «Muse» Ghislaine Maxwell aktiv gegen die Freigabe von Protokollen der Grand Jury in ihrem Strafverfahren sowie im Verfahren von Jeffrey Epstein gewehrt, was die Verzögerung der Veröffentlichung der sogenannten Epstein-Akten beeinflusst hat. Ihre Anwälte haben am 5. August 2025 beim Bundesgericht im Southern District of New York argumentiert, dass die Entsiegelung der Protokolle eine Verletzung der traditionellen Geheimhaltungspflicht der Grand Jury darstellen würde. Sie betonten, dass Maxwell noch lebt und ihre rechtlichen Möglichkeiten sowie ihr Recht auf ein faires Verfahren gewahrt bleiben müssen, im Gegensatz zu Epstein, der 2019 verstorben ist. Diese Argumentation hat dazu geführt, dass ein New Yorker Bundesrichter, Paul A. Engelmayer, über die Freigabe der Protokolle entscheiden muss, was den Prozess verzögert.
Bereits Mitte 2024 hatte Knewz.com berichtet, dass ein New Yorker Richter «den Versuch abgelehnt hatte, das FBI zur Freigabe geheimer Dokumente im Zusammenhang mit seiner umstrittenen Untersuchung des Milliardärs und Sexperversen Jeffrey Epstein zu zwingen». In einem am 25. Juni verkündeten Urteil hätte der US-Bezirksrichter Paul G. Gardephe erklärt, dass die Akten, die seit Epsteins Selbstmord in seiner Gefängniszelle in Manhattan im Jahr 2019 unter Verschluss gehalten wurden, geheim bleiben müssten, da ihre öffentliche Offenlegung die mögliche Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Ghislaine Maxwell beeinträchtigen würde.
Wie zum Beispiel USA Today in diesem Zusammenhang am Freitag berichtete, habe das US-Justizministerium seine Anfrage nach Unterlagen der Grand Jury im Zusammenhang mit Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell erweitert, möchte aber weiterhin «personenbezogene Daten» geschützt sehen. «Das könnte bedeuten, dass niemand sonst mit den verurteilten Sexualstraftätern in Verbindung gebracht werden kann», so USA Today. Und weiter:
«‹Jeder Versuch, die Namen Dritter zu schwärzen, riecht nach Vertuschung›, ließ Opfer Annie Farmer in einem Brief an das Gericht vom 5. August durch ihren Anwalt ausrichten. Farmer sagte im Strafprozess gegen Maxwell im Jahr 2021 als Zeugin der Anklage aus. Beamte des Justizministeriums räumten ein, dass vieles in den Transkripten bereits öffentlich bekannt sei, die Beweisstücke enthielten jedoch Namen, die in den Transkripten nicht auftauchten, heißt es in der Akte.»
Würden die «Epstein Files» komplett veröffentlicht, würde womöglich auch absolute Klarheit darüber herrschen, welche Rolle Spitzenpolitiker im Dunstkreis Epsteins spielten und ob Epstein ein Geheimdienst- und/oder ein FBI-Agent war.
So deutet sehr vieles darauf hin, dass Prominente wie Bill Clinton und Donald Trump von Epsteins Missbrauchstaten zumindest gewusst haben müssen. Allein der Umstand, dass sie über Jahre hinweg in sehr engem Kontakt mit Epstein standen und von ihnen auch in seiner Manhattaner «Bude der Verderbnis» je ein Foto hing, spricht Bände. Von Clinton gab es in der Villa sogar ein bizarres Bild, auf dem er in einem blauen Kleid zu sehen ist (siehe unten). Es stammt von der Künstlerin Petrina Ryan-Kleid und trägt den Titel «Parsing Bill» («parsing» bedeutet so viel wie zerlegen oder analysieren). Die Verbindung zur New York Academy of Art ist, dass Ryan-Kleid Absolventin dieser Institution ist.
Das Gemälde war Teil ihrer Abschlussausstellung an der Akademie im Jahr 2012. Laut Ryan-Kleid soll das Bild zeigen, wie Oppositionsparteien Präsidenten stereotypisieren. Epstein wiederum soll an das Gemälde gelangt sein, indem er es 2012 bei der Tribeca Ball, einer Benefizveranstaltung der New York Academy of Art, für etwa 1300 Dollar kaufte.
Das Bild zeigt den ehemaligen Präsidenten, wie er offenbar auf einem Stuhl im Oval Office lümmelt, rote High Heels trägt und aufreizend in einem blauen Kleid posiert, das an Monica Lewinsky erinnert. Das Gemälde soll sich in einem Zimmer neben der Treppe des Stadthauses in der Upper East Side von Manhattan befunden haben, das 2021 für 51 Millionen Dollar verkauft wurde; Quelle: wcyb.com
Auch gibt es bemerkenswerte Hinweise darauf, dass Epstein ein Informant war für mächtige politische Kreise. Vor allem ein durch ein Freedom of Information Act (FOIA) erhaltenes internes FBI-Dokument vom September 2008 deutet darauf hin, dass Epstein Informationen an das FBI geliefert hat. Das Medium Radar brachte dazu vor wenigen Tagen die Headline «Exklusiv: Durchgesickertes FBI-Dokument enthüllt Jeffrey Epsteins geheime Vergangenheit als FBI-Informant».
FBI-Dokument von einem internen Telegramm vom 18. September 2008 mit dem Vermerk «ROUTINE», in dem es laut einem Sonderagenten, dessen Name unkenntlich gemacht wurde, hieß: «Epstein hat dem FBI wie vereinbart auch Informationen zur Verfügung gestellt. Der Sachbearbeiter teilte mit, dass es in dieser Angelegenheit zu keiner Strafverfolgung durch den Bund kommen wird, solange Epstein seine Vereinbarung mit dem Staat Florida einhält»; Quelle: radaronline.com
Das Dokument besagt, «Epstein hat dem FBI wie vereinbart Informationen geliefert», und es wird erwähnt, dass keine Bundesverfolgung stattfinden würde, solange Epstein seine Vereinbarung mit dem Staat Florida einhält. Dieses Dokument wird als «Smoking Gun» bezeichnet, also als ein Beweisstück, das die Theorie bestätigt, Epstein habe eine Rolle als Informant gespielt, bevor er 2007 einen umstrittenen Nichtverfolgungsdeal erhielt. Dazu Radar:
«Dieser Handel mit dem Justizministerium, den Epstein zu einem Zeitpunkt einging, als ihm möglicherweise von einem Bundesgericht Menschenhandel mit Minderjährigen über Staatsgrenzen hinweg vorgeworfen werden sollte, ermöglichte es ihm, sich in Florida zu einem reduzierten Strafmaß auf Staatsebene schuldig zu bekennen und nur 13 Monate im Gefängnis zu verbüßen, einen Großteil davon unter Freigang.
Das Abkommen war nicht nur wegen seiner Milde berüchtigt, sondern auch, weil es Epsteins mutmaßlichen Mitverschwörern Immunität gewährte und weil es geschlossen wurde, bevor alle seine Opfer überhaupt befragt oder seine elektronischen Geräte von den Behörden beschlagnahmt wurden.»
Der ehemalige US-Staatsanwalt Alexander Acosta hatte 2008 diesen umstrittenen Deal mit Epstein ausgehandelt und soll später angegeben haben, ihm sei gesagt worden, Epstein «gehöre zu den Geheimdiensten» und der Fall sei «über seiner Gehaltsklasse». Acosta soll laut einem Artikel vom Daily Beast aus dem Jahr 2019 auch folgende Äußerung getätigt haben:
«Mir wurde gesagt, Epstein gehöre zum Geheimdienst und ich solle die Finger davon lassen.»
Demnach lieferte Epstein also für eine Bundesbehörde wie das FBI oder die CIA Informationen – offenkundig mit dem Ziel, eine mildere Strafe zu erhalten.
«Epstein war der einfache Geheimdienst-Idiot, der Politikern 14-Jährige zum Ficken vermittelte.»
Radar zitiert in diesem Zusammenhang auch noch eine «Quelle aus dem Geheimdienst». Dieser zufolge wurde der Tycoon und Pädophile, der 2019 im Alter von 66 Jahren im Gefängnis verstarb, während er auf seinen Prozess wegen Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung wartete, «mehr als nur beschützt – er war eine Marionette, ein Informant und ein Spion für das FBI».
Die Tatsache, dass bis dato nicht die gesamten Akten freigegeben wurden, nährt natürlich den Verdacht, dass Epstein eine besondere Rolle spielte.
Einige Wochen zuvor war Radar auch noch weitergegangen und hatte geschrieben, es könne «offiziell bestätigen, dass der Sexualstraftäter Verbindungen zu ausländischen Geheimdiensten hatte, darunter auch zu Israels berühmtem Geheimdienst Mossad, und einen Tod erlitt, der einem seiner Top-Agenten seltsam vertraut vorkommt».
Hauptquelle ist der ehemalige israelische Geheimdienstmitarbeiter Ari Ben-Menashe, der in dem Buch «Epstein: Dead Men Tell No Tales» mit den Worten zitiert wird, Epstein hätte für den Mossad gearbeitet. Er soll kompromittierendes Material über einflussreiche Personen gesammelt haben, um sie zu erpressen. Radar zitiert Ben-Menashe dazu wie folgt:
«Herr Epstein war der einfache Idiot, der herumlief und allen möglichen Politikern in den Vereinigten Staaten Mädchen vermittelte. Sehen Sie, herumzuvögeln ist kein Verbrechen. Es könnte peinlich sein, aber es ist kein Verbrechen.
Aber ein vierzehnjähriges Mädchen zu ficken ist ein Verbrechen. Und er hat Fotos von Politikern gemacht, die vierzehnjährige Mädchen ficken – wenn Sie es richtig verstehen wollen. Sie erpressen die Leute einfach, sie erpressen die Leute einfach so.»
«Es ist nicht ausgeschlossen, dass Epstein Verbindungen zum Mossad hatte.»
Des Weiteren wurde der 1991 verstorbene Robert Maxwell, Medienmogul und Vater von Epsteins langjähriger Komplizin Ghislaine Maxwell, von einigen Quellen mit dem Mossad in Verbindung gebracht. Laut Berichten, unter anderem von besagtem Ben-Menashe, soll Robert Maxwell Kontakte zum Mossad gehabt haben, was Spekulationen über eine mögliche Verbindung Epsteins über Ghislaine Maxwell nährt. The Times of Israel brachte dazu 2021 einen Artikel mit der Überschrift «Für den Autor, der den Fall Epstein aufgedeckt hat, lohnt es sich, einer angeblichen Mossad-Verbindung auf den Grund zu gehen». Darin heißt es:
«Hatte der inzwischen verstorbene, in Ungnade gefallene Finanzier und verurteilte Sexualstraftäter Jeffrey Epstein Verbindungen zum israelischen Geheimdienst? Eine investigative Reporterin des Miami Herald [, Reporterin Julie K. Brown,] behauptet, glaubwürdige Details, die diese Verbindung belegen, seien ‹nicht weit hergeholt und müssten genauer untersucht und geprüft werden›.
‹Es ist nicht ausgeschlossen, dass Epstein Verbindungen zum [israelischen Geheimdienst] hatte›, sagt Julie K. Brown, deren Buch ‹Perversion of Justice: The Jeffrey Epstein Story› am 20. Juli erschien. ‹Robert Maxwell hatte sicherlich diese Art von Verbindungen, und Epstein hatte eine enge Beziehung zu Robert Maxwell›, sagte die 59-jährige amerikanische Journalistin der Times of Israel per Zoom-Anruf von ihrem Zuhause in Hollywood, Florida.»
Tucker Carlson konstatierte kürzlich, auch er sei davon überzeugt, Epstein habe für den Mossad gearbeitet. Die Times of India schrieb dazu am 16. Juli:
«Die Theorie, die durch Epsteins Reichtum und seine Verbindungen zu israelischen Politikern genährt wird, wird von manchen als Forderung nach Rechenschaftspflicht verstanden, während andere vor antisemitischen Phrasen und haltlosen Anschuldigungen warnen.»