Am 3. April wurde das «Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland» veröffentlicht. Es wurde von über 100 zum Teil prominenten Personen offen unterschrieben, 33 Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) wollten anonym bleiben und haben den Angaben nach ihre Unterschrift bei einem Anwalt hinterlegt.
Die Hauptforderung des Manifests: Meinungs- und Informationsvielfalt:
«Nur sehr selten finden relevante inhaltliche Auseinandersetzungen mit konträren Meinungen statt. Stimmen, die einen – medial behaupteten – gesellschaftlichen Konsens hinterfragen, werden wahlweise ignoriert, lächerlich gemacht oder gar ausgegrenzt. Inflationär bedient man sich zu diesem Zwecke verschiedener „Kampfbegriffe“ wie „Querdenker“, „Schwurbler“, „Klima-Leugner“, „Putin-Versteher“, „Gesinnungspazifist“ und anderen, mit denen versucht wird, Minderheiten mit abweichender Meinung zu diffamieren und mundtot zu machen.»
Es wird nicht die Zerschlagung des ÖRR gefordert, sondern Reformen innerhalb bestehender Strukturen. Die Finanzierung über Beiträge soll beibehalten werden.
Das Manifest hat hohe Wellen geschlagen, zunächst natürlich in den neuen Medien. Die Petition haben bis jetzt knapp 14’000 Menschen gezeichnet. Inzwischen gibt es aber auch Reaktionen von den – im Manifest kritisierten – alten Medien. Hier eine kurze kommentierte Übersicht des aktuellen Standes – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Eher positive Reaktionen
Bastian Barucker: «Manifest für neuen Rundfunk - im Gespräch mit dem Journalisten & ehemaligen SWR-Mitarbeiter Ole Skambraks», YouTube Interview (70min)
Ole Skambraks spricht über seinen Protestbrief «Ich kann nicht mehr» von 2021, seine Kündigung beim SWR und über die aktuelle Aktion - für die er presserechtlich verantwortlich ist.
Tichys Einblick: «ÖRR: Das Imperium schlägt zurück»
Nach dem ersten Artikel am 3. April wird hier auf die Forderung eingegangen, alle Unterstützer des Manifests sollten doch offen unterschreiben: «Absurd ist es, weil hier eine Gewerkschaft Mitarbeiter von Unternehmen (in diesem Fall: des ÖRR) völlig unironisch dazu auffordert, Kritik keinesfalls anonym zu äußern – sondern gefälligst Job und Existenz zu riskieren und Missstände nur unter dem eigenen Klarnamen zu melden. Wie sanft und verständnisvoll der ÖRR mit Kritikern aus den eigenen Reihen umgeht, kann ja jeder bei Ole Skambraks erfragen.»
Telepolis: «Revolution im Rundfunk: Mitarbeiter rebellieren gegen Meinungskorridor im ÖRR»
Der Artikel hebt hervor, dass die Kritik fachlich sehr fundiert ist, da sie von «innen» kommt. Mit vielen Zitaten von Journalisten.
Dirk Müller : «Mutiges "Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk" Chapeau!» YouTube (25min)
Sehr positiver Video-Kommentar.
Manova: «Die Rundfunk-Sanierung – Ein Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland fand bereits zahlreiche, prominente Unterstützung.»
Wohlwollende Einleitung, Abdruck des Manifests.
Jasmin Kosubek: «Diese Woche wurde ein Manifest zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks veröffentlicht» Telegram
Kurzes Video und Aufruf für die Petition.
Berliner Zeitung: «Mitarbeiter stehen auf und fordern neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk» (Bezahlschranke)
Eher negative Reaktionen
ZDF: «Was das ZDF dazu sagt – Aktuell wird über ein "Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland" berichtet. Dazu die Haltung des ZDF.»
Simple und kurze Reaktion: Stimmt nicht! Zitat: «Das ZDF begrüßt und fördert ausdrücklich Meinungspluralismus, sowohl im Programm, in der Gesellschaft, als auch im Unternehmen.»
Taz: «Jammern am rechten Rand – Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben ein „Manifest“ veröffentlicht. Politische und persönliche Motive sind bunt gemischt.»
Langer Artikel, der zunächst einräumt, dass gewisse Kritikpunkte und Forderungen berechtigt sind. Dann wird jedoch genau das angewendet, was im Manifest kritisiert wird: Die rechte Keule wird herausgeholt. Das Ganze sei «dubios», weil Menschen der «neurechten Szene» das Papier unterzeichnet hätten. Michael Mayen gehöre einem Organ «der radikalen Szene aus Querdenker*innen und Coronaleugner*innen» an. Lisa Fitz habe «Desinformationen» verbreitet. Ole Skambraks würden «falsche Tatsachenbehauptungen» nachgesagt.
RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): «Redakteursvertreter kritisieren Manifest für neuen öffentlichen Rundfunk»
Kurze Auflistung von Gegenstellungnahmen von ARD, ZDF und der Agra (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse bei ARD, ZDF, Deutschlandradio und Deutsche Welle). Zitat: «Man widerspreche dem Papier in wesentlichen Punkten.»
Welt online: «Redakteursausschüsse widersprechen Manifest für neuen Rundfunk»
Gleicher Inhalt wie beim RND, s.o.
Deutscher Journalistenverband - DJV: «Nah am Rand – Über das "Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland" sind die notorischen Medienhasser in den Social Media aus dem Häuschen. Bei aller berechtigten Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen wirkt manches dubios.»
Autor Hendrik Zörner wirkt persönlich betroffen: «Als "Journutten" wurden wir beschimpft, als "linksgrün-versiffter Verband" und was die Szene sonst noch so im Repertoire hat.» Nur: Diese Formulierungen findet man im sehr sachlich formulierten Manifest nicht einmal im Ansatz.
Apolut: «Gut gemeint ist halb verloren»
Nach einem kurzen Hinweis auf das Manifest am 3.4. nun ein kritischer Kommentar von Uli Gellermann: «Bei allem Respekt vor einem interessanten Diskussionsansatz für einen neuen ÖRR; aber wer die gewaltige Corona-Manipulation und die gewalttätige Ukraine-Manipulation nicht zur Grundlage, zur Ausgangs-Analyse seines Manifestes nimmt, der meint es gut und hat doch schon halb verloren.»
Zeit online: «Dann sendet doch selbst – Es gibt genug zu kritisieren an den Öffentlich-Rechtlichen. Ein als "Manifest" verbreitetes Reformpapier aber enthält irritierende Ideen und Vorschläge.» (Bezahlschranke)
Abschliessender Kommentar Transition News
Wir vermissen einen konstruktiven Diskurs über konkrete Forderungen. Die Aussage «der Himmel ist blau» wird nicht falsch, wenn ein vermeintlich «falscher» Mensch es sagt. Und dass einige Mitarbeiter des ÖRR um ihren Job bangen, wenn sie sich outen, ist menschlich.
Manchen mögen die Forderungen nicht radikal genug sein. Und es wäre zu begrüssen gewesen, wenn hunderte oder tausende Journalisten des ÖRR aktiv geworden wären. Das kann man aber den Initiatoren und Erstunterzeichnern dieses Manifests nicht vorwerfen. Wir unterstützen alle Initiativen, die in die richtige Richtung gehen, so auch dieses Manifest.
Wir wünschen der Initiative viel Erfolg – und im Besonderen Ole Skambraks: Er war nach seinem Ausscheiden aus dem SWR eine Zeit lang im Redaktionsteam von Transition News, also unser Kollege.
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