Ab kommendem Montag ist einiges wieder möglich, das bisher mutmasslich verboten war: Kino- und Theaterbesuche, Sportaktivitäten draussen und in Fitnesscentern und gemütliches Essen auf Restaurantterrassen.
Bürgerliche Bundesräte hätten mehr Lockerungen befürwortet als Alain Berset von der SP, schreibt die Onlineausgabe der NZZ. Die bürgerliche Mehrheit im Bundesrat habe beim Entscheid über die Öffnungsschritte scheinbar eine entscheidende Rolle gespielt. Berset habe die Lockerungen zudem mit wenig Begeisterung verkündet. Er ermahnte die Bevölkerung, weiterhin die Regeln umzusetzen und warnte vor einem Jo-Jo-Effekt: Es komme nicht gut, wenn der Öffnungsschritt als Ende der Pandemie interpretiert werde, sagte Berset anlässlich der Pressekonferenz vom vergangenen Mittwoch.
Die Grünen hätten sich als einzige Partei gegen die Lockerungen ausgesprochen und sich in harscher Kritik geübt. Präsident Balthasar Glättli monierte die Lockerungen in einer Medienmitteilung: «Sie sind unverantwortlich und setzen die bisherigen Erfolge in der Pandemiebekämpfung aufs Spiel», so Glättli. Besonders viel Lob bekam der Bundesrat von denselben Grünen auch für den ersten Lockdown im März 2020.
Anders die SVP, die von einem «Schrittchen in die richtige Richtung» spricht. Die Lockerungen gehen der Volkspartei allerdings zu langsam voran. Ganze Wirtschaftsbranchen würden «staatlich verordnet am Boden liegen» und es herrsche ein «Wirrwarr von Regeln».
SVP-Bundesrat Guy Parmelin hält es für vertretbar, dass sich Studierende an Präsenzveranstaltungen wieder sehen können.
SVP-Bundesrat Ueli Maurer gehe noch weiter, schreibt das Online-Boulevardmagazin Watson. Maurer solle für eine vollständige Öffnung inklusive Restaurants plädiert haben.
Petra Gössi, Präsidentin der FDP, begrüsste die kleinen Lockerungen, hielt allerdings fest, dass die Einschränkungen weiterhin gelten würden. In einem Twitter-Beitrag betonte sie, dass die Bevölkerung schneller geimpft werden müsse:
SP-Bundespräsidentin Sommaruga habe gemäss gut unterrichteter Quellen von ihrem Parteikollegen Berset wissen wollen, ob eine Notbremse für den Fall vorgesehen sei, falls die «Richtwerte» für Öffnungsschritte noch weiter überschritten würden, berichtet Watson. Selber Stellung zum Öffnungsschritt nehmen wollte Sommaruga allerdings nicht. Stattdessen meldete sie sich einem Tele Bärn-Interview zu Wort, mit einem nostalgischen Resümee unter dem Titel: «Es war apokalyptisch». – Heute vor einem Jahr rief der Bundesrat den Lockdown aus.
Beim aktuellen Narrativ über «Richtwerte» haben wir es übrigens weiterhin nur mit «PCR-Fallzahlen» zu tun. Abgesehen von der neuen und noch weniger klaren Bezeichnung, verändert sich mit diesen «Richtwerten» nichts. Die PCR-Tests sind nach wie vor nicht für diagnostische Zwecke zugelassen und die Resultate sind unverändert um bis zu 97 Prozent falsch-positiv.